Die Menge des von der Weltökonomie jährlich
ausgestoßenen Kohlendioxids beträgt
ungefähr das Doppelte dessen, was die
Ökosysteme (Meere, Boden, Vegetation)
aufnehmen können. Der Überschuss
sammelt sich in der Atmosphäre, verstärkt
den natürlichen Treibhauseffekts und
verursacht damit eine Erwärmung der Oberfläche
des Planeten. Das Phänomen begann mit
der industriellen Revolution und dem Aufstieg
des Kapitalismus. Hauptursachen sind die Verbrennung
fossiler Energieträger (Kohle, Öl,
Erdgas) und die Veränderungen in der
Bodennutzung (Abholzungen, Pflugbearbeitung
und so weiter). Die erste dieser Ursachen
ist mit der Explosion der Zahl der PKWs seit
den 50-er Jahren die wichtigste geworden.
Mehr als 75% der historischen Verantwortung
für den Klimawandel liegt bei den entwickelten
Ländern, aber die Emissionen der Entwicklungsländer
steigen rapid (vor allem in den größeren
Ländern wie Indien, China, Brasilien)
(siehe Abb. 1). Spezialisten zufolge sollten
wir den Anstieg der Temperatur der Erdoberfläche
verglichen mit der vorindustriellen Zeit auf
2°C begrenzen [1], da es sonst zu ernsten
Folgen für die Ökosysteme und die
Menschheit (vor allem die Länder des
Südens und die Armen allgemein, so das
IPCC [2]).
|
Abbildung
1: Historische Verantwortung der verschiedenen
Ländergruppen für den Klimawandel.
Berechnung der zwischen 1870 und 2000
emittierten Kohlenstoffvolumina nach Weltregionen.
Von unten nach oben : Europa, Nordamerika,
Ozeanien (inkl. Japan, Australien, Neuseeland),
Osteuropa, Mittel- und Südamerika,
„zentralgeplantes“ Asien (inkl.
China), Fernost (inkl. Indien und Südkorea),
Nahost und Afrika. Das aktuelle Emissionsvolumen
liegt bei 8 Gigatonnen Kohlenstoff (28,8
Gigatonnen CO2) pro Jahr.
Quelle: Oakridge National Laboratory |
Um das volle Ausmaß der Aufgabe zu
verstehen, sollte uns klar sein, dass diese
Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 2°C
derzeit nicht mehr durch Aktivitäten
der entwickelten Länder alleine erreicht
werden kann: Selbst im hypothetischen Fall,
dass sie ihre gesamten Emissionen augenblicklich
auf Null bringen, die Entwicklungsländer
aber keine Maßnahmen ergreifen würden,
könnte der Anstieg trotzdem 4° bis
5°C in einem Jahrhundert erreichen, eine
Temperaturdifferenz die dem Abstand unserer
Epoche von der letzten Eiszeit entspricht.
In einer gigantischen Umkehr des kapitalistischen
„Fortschritts“ droht die menschliche
Rasse in eine Situation zu kommen, die sie
nie zuvor gesehen hat und deren Konsequenzen
man zumindest als ungeheuerlich bezeichnen
müsste.
Physikalische Grenzen und soziale Gesetze
Mehr als 20 Jahre wurden die
Warnungen überhört. Heute ist es zu
spät, um den Klimawandel zu verhindern:
Er hat bereits begonnen, und seine Auswirkungen
werden noch auf Jahrhunderte hinaus zu spüren
sein. Die Frage lautet lediglich: Wie kann man
den Schaden begrenzen? Eine Antwort ist nur
im Rahmen unabänderlicher physikalischer
Gesetzmäßigkeiten möglich. Klimamodelle
zeigen, dass der einem Temperaturanstieg von
2°C entsprechende Anteil von Treibhausgasen
in der Atmosphäre etwa 450 bis 500 „Millionstel
Volumenteilen CO2-Äquivalenten –
ppmv CO2eq“ [3] betragen würde. Die
obere Grenze wäre etwa das Doppelte der
Konzentration vor 1780.
Die heutige Konzentration aller
Gase zusammengerechnet bringt uns mit 465 ppmv
CO2eq (davon 370 ppmv für CO2 alleine)
bereits in die Gefahrenzone. Und der Anstieg
scheint sogar noch dramatisch zuzunehmen. [4]
Um die Temperatur des Globus wieder zu stabilisieren,
muss der Anteil der betreffenden Gase in der
Atmosphäre so schnell wie möglich
stabilisiert werden. Angesichts ihrer Lebensdauer
und insbesondere der thermischen Trägheit
der Ozeane [5] wird es nicht ausreichen, die
Emissionen nur zu stabilisieren; sie müssen
vielmehr reduziert werden, und zwar drastisch
und sehr schnell.
Die Abbildungen unten zeigen
diesen Zusammenhang zwischen der zeitlichen
Entwicklung von Temperatur, Konzentration und
Emission für eine Stabilisierung nur des
CO2-Gehalt bei 550 ppmv. Wegen des Vorsorgeprinzips
und bei Berücksichtigung aller Treibhausgase
sollte als Ziel die Stabilisation bei 450 ppmv
CO2eq angestrebt werden, um Ungewissheiten des
Klimasystems zu berücksichtigen. Nach dem
Stern-Report [6] erfordert dieses Ziel, dass
die Emissionen von derzeit 42 Gigatonnen weltweit
pro Jahr in zehn Jahren ihr Maximum erreichen
und dann um mindestens 5% jährlich fallen
müssen, was bis 2050 eine Reduktion um
75% gegenüber 1990 bedeuten würde.
Eine Stabilisierung bei 550 ppmv (der oberen
der beiden Grenzen) würde ein Maximum in
20 Jahren und dann einen Rückgang von 1
bis 3 Prozent jährlich erfordern –
es gäbe dann aber schon ein 50%-iges Risiko,
die angestrebte Grenze des Temperaturanstiegs
von 2°C zu überschreiten. In jedem
Fall müssen die jährlichen Emissionen
im Laufe des Jahrhunderts auf 5 Gigatonnen CO2eq,
also auf ein Achtel, gesenkt werden.
Das bedeutendste Treibhausgas
ist Kohlendioxid (CO2). Da dieses Gas unvermeidliches
Produkt jeder Verbrennung ist, lassen sich die
Emissionen nicht so leicht wie bei anderen Schadstoffen
senken, die wie Schwefel aus dem Rauch herausgefiltert
werden können. [7] Ist es trotzdem möglich,
solche drakonischen physikalischen Grenzen einzuhalten,
ohne die Menschheit um Jahrhunderte zurückzuwerfen?
Um Panikreaktionen, Vogel-Strauß-Reflexe
und andere Formen irrationalen Verhaltens (aus
denen reaktionäre Kräfte nutzen ziehen
könnten) zu vermeiden, ist es extrem wichtig
einzuhämmern, dass die Antwort auf technisch-wissenschaftlicher
Ebene lautet: Ja. Ja, der Kampf gegen Energieverschwendung,
für Steigerung der Energieeffizienz, für
Ersetzung fossiler Energiequellen durch erneuerbare
Quellen sowie der Schutz der Böden und
der Wälder erlaubt es, die Herausforderung
zu meistern.
Wegen der Wichtigkeit der Verbrennungsvorgänge
steht die Energiefrage im Mittelpunkt der Debatte.
Tatsächlich beträgt der auf die Erdoberfläche
auftreffende Energiefluss der Sonne das 7000-
bis 8000-fache des Weltenergieverbrauchs –
und das noch für mindestens 5 Milliarden
Jahre. Ein Tausendstel dieses Energieflusses
könnte mit der heutigen Technik in nutzbare
Energie umgewandelt werden. Dieses technische
Potenzial wird mit dem wissenschaftlichen Fortschritt
(entsprechende Ressourcen vorausgesetzt) noch
zunehmen. Das bedeutet nicht, dass es keine
Probleme gäbe, dass es „genügen“
würde, einfach alle fossilen Brennstoffe
durch erneuerbare Quellen zu ersetzen. Mit einem
kurzfristigen Übergang wären zahllose
Schwierigkeiten verbunden. Auf längere
Sicht würde die Nutzung der Solarenergie,
da sie eine verteilte Energiequelle ist, einen
hohen Grad von Dezentralisierung, also sozialer
Beteiligung und kollektiver Verantwortung erfordern.
Veränderungen sind vor
allem beim individuellen Lebensstil der wohlhabenderen
Teile der Gesellschaft, vor allem in den entwickelten
Ländern, erforderlich, die ökologisch
nicht tragfähige Technologien in einem
Ausmaß benutzen, das nicht auf die gesamte
Menschheit verallgemeinert werden kann. Aber
diese erforderlichen Veränderungen sind
nicht gleichbedeutend mit einer „Regression“
[einem historischen Rückschritt –
d.Üb.]. Wenn das Klima in sozialer Gerechtigkeit
gerettet wird, kann dies eine bessere Lebensqualität
für die breite Mehrheit der Bevölkerung
bedeutet, sogar in den „reichen Ländern“.
Der beängstigende Charakter
des Klimawandels beruht auf der Tatsache, dass
die bisher durchgeführten Maßnahmen
viel zu kärglich sind. Warum das? Weil
solche Maßnahmen die Profitabilität
des Kapitals verringern, profitable Tätigkeiten
unterbinden und die mit der Energiezentralisierung
verbundene Rente [8] und Macht bedrohen, Planung
und öffentliche Initiative erfordern, eine
Verlagerung von Aktivitäten bedingen, die
Überproduktions-/Überkonsumtionsspirale
der einen und Unterkonsumtion der anderen durchbrechen
und so weiter. Dies sind ökonomische Gründe,
und damit soziale. Sie beruhen nicht auf unausweichlichen
Naturgesetzen, sondern auf sozialen Gesetzen,
die die Menschheit ändern kann.
Die Spezialliteratur charakterisiert
den Klimawandel als „anthropischen“
Ursprungs [menschengemacht – d.Üb.].
Dieser Ausdruck ist allerdings nicht ganz korrekt.
Die Erwärmung ist nicht die vergiftetet
Frucht „menschlicher Aktivität“
im Allgemeinen oder der „Technologie“
im Allgemeinen, sondern der kapitalistischen
Aktivität und kapitalistischen Technologie
(die die bürokratischen Regimes im früheren
Sowjetblock im Westlichen nur nachahmten). Sie
ist Produkt „eines Systems, das immer
mehr seinem Konzept ähnelt“, wie
es Michel Husson so wunderbar ausgedrückt
hat. [9]
Der Philosoph Hans Jonas benannte
in seinem vielgerühmten „Prinzip
Verantwortung“ als einer der ersten die
Bedeutung der klimatischen Grenzen für
die Entwicklung menschlicher Gesellschaften.
Doch verhallten seine im Jahre 1979 geschriebenen
Warnungen in diesem konkreten Punkt weitgehend
ungehört, obwohl seine Thesen im Allgemeinen
großen Einfluss hatten. [10] Aber seine
Ideologie führte Jonas dazu, das Problem
auf den Kopf zu stellen. Statt den Treibhauseffekt
als Folge des wahnsinnigen kapitalistischen
Wachstums zu sehen, meint er ein hochwissenschaftliches
und unwiderlegbares Argument gegen die „marxistische
Utopie“ gefunden zu haben. Das „Prinzip
Verantwortung“ beschuldigt die „Utopie“,
sie wolle der „Technologie“ alle
Fesseln lösen, was aus sich heraus die
Umwelt zerstören würde. [11]
Entgegen dieser These betrachtet
die marxistische Analyse den Klimawandel als
Ergebnis der Produktionsweise, die wegen ihres
rein quantitativen Ziels, der Akkumulation von
Wert, nicht nachhaltig ist. Marx weist darauf
schon zu Beginn des Kapital hin: Das ist das
Charakeristikum des Werts als historisch spezifischer
Form des Vermögens, dass er die Illusion
nährt, ein Prozess unbeschränkter
materieller Akkumulation sei möglich. Konsequenterweise
führt in dieser verallgemeinerten Warenproduktion
die „Produktion um der Produktion wegen“
zur „Konsumtion um der Konsumtion wegen“.
[12]
Die Energie-Bulimie ist eine
spezifische Manifestierung dieser Dynamik, und
die Technologien, die sie zum Einsatz bringt,
sind anders als Hans Jonas und viele andere
gesagt haben, nicht neutral: Sie wurden geschaffen,
um die Gier nach Mehrwert zu befriedigen. Der
Griff zu fossilen Brennstoffen und Nuklearenergie
ist in diesem Zusammenhang beispielhaft. Ihre
Verwendung ist nicht Ergebnis eines technologischen
Automatismus sondern eine Entscheidung zugunsten
von Energiequellen, die man sich aneignen kann,
weil diese eine Rente, das heißt einen
Superprofit abwerfen.
Wenn der von Edmond Becquerel
1839 entdeckte photovoltaische Effekt (die Erzeugung
eines elektrischen Stroms in bestimmten Halbleitermaterialien
beim Auftreffen von Licht) nie Gegenstand systematischer
Entwicklung war, dann hauptsächlich, weil
man sich Solarenergie nicht so einfach aneignen
kann wie Kohle oder Ölfelder. Heute, nach
zweieinhalb Jahrhunderten eines auf fossile
Energiequellen gestützten Kapitalismus,
ist deren Verwendung völlig antagonistisch
zur rationalen Regulierung des Materialaustauschs
zwischen Mensch und Natur (die Marx als „die
einzig mögliche Freiheit“ bezeichnet)
geworden.
Durch den Klimawandel scheint
die Natur selbst uns klar machen zu wollen,
dass die zwingende Notwendigkeit dieser rationalen
Regulierung ein Hauptgrund zum Aufgeben dieser
Produktionsweise geworden ist. Wir wollen feststellen,
dass die seit zwei Jahrhunderten beobachtete
relative Verringerung der Energie- und Kohlenstoffintensität
der Ökonomie (d.h. die zur Produktion einer
Einheit des BSP erforderlichen Menge an Energie
oder Kohlenstoff) nichts an dieser Notwendigkeit
ändert: Sie ist mehr als ausgeglichen worden
durch die absolute Ausweitung der Produktion.
Das dahinter stehende Gesetz ist wohlbekannt:
Um den tendenziellen Fall der Profitrate auszugleichen,
muss der Kapitalismus ständig neue Regionen
erobern, neue Bedürfnisse schaffen, neue
Märkte öffnen.
Der Wahnsinn des Wachstums
wird, wenn man ihm freie Bahn lässt, das
letzte Barrel Öl und die letzte Tonne Kohle
verfeuern. Zu hoffen, die Schädigung der
Umwelt könnte aufhören, wenn diese
Ressourcen „erschöpft“ sind,
würde sich als Fehler erweisen: Die kapitalistische
Akkumulationsdynamik würde, wenn sie gezwungen
ist, auf fossile Energiequellen zu verzichten
[13], ganze Regionen der Welt in ökologische
Wüsten verwandeln, um in gewaltigen Monokulturen
Biotreibstoffe zu produzieren oder wo immer
möglich Atomkraftwerke zu errichten. Das
ITER-Projekt [14] stellt nur, wie Jean-Paul
Deleage et al. [15] es beschreiben, den letzten
Avatar des Wahnsinns dar: Ein System das völlig
inkompatibel mit dem Funktionsrhythmus der Biosphäre
ist.
|
Abbildung
2: Konstante CO2-Emissionen bedeuten keine
konstante CO2-Konzentration in der Atmosphäre.
Beziehungen zwischen den zeitlichen Verläufen
von Emission, Konzentration und Temperatur.
Die Stabilisierung der Emissionen auf heutigem
Niveau (horizontale Linie in der linken
Grafik) führt zu einem weiteren Anstieg
der CO2-Konzentration bis auf 800 ppmv im
Jahre 2300 (rote Linie in der mittleren
Grafik) und einem ungebremsten Temperaturanstieg
um 3°C gegenüber heute (rechte
Grafik). Selbst die schnelle Reduktion der
Emissionen nach einer Spitze von 11 GtC/a
erlaubt nur eine Stabilisierung der Konzentration
bei 550 ppmv (dem Doppelten des vorindustriellen
Niveaus) und damit einen Wendepunkt des
Temperaturanstiegs (schwarze Linien). |
Drei miteinander verbundene Schwierigkeiten
Kann der Kapitalismus trotz
seiner Akkumulationslogik rechtzeitig die zu
einer Stabilisierung des Klimas erforderlichen
physikalischen Grenzen soweit respektieren,
um eine menschliche und ökologische Katastrophe
zu vermeiden? Angesichts des bereits erreichten
hohen Gehalts an Treibhausgasen und der Trägheit
des Klimasystems scheint dies leider sehr unwahrscheinlich
wenn nicht unmöglich. Die Katastrophe hat
tatsächlich bereits begonnen, wie man einer
Reihe von offensichtlich miteinander verbundenen
Ereignissen erkennen kann. Angesichts der offensichtlichen
Beschleunigung der Erwärmung ist die Frage
eher, ob das System in der Lage ist, den Schaden
zu begrenzen und die Lage zu stabilisieren –
und zu welchen sozialen Bedingungen. Um eine
konkrete Antwort darauf zu geben, müssen
wir drei miteinander verbundene Schwierigkeiten
bewerten: Der Umfang der in sehr kurzer Zeit
zu bewältigenden Aufgaben, die Starrheit
des Energiesystems und der Wettbewerb, der sich
im Verhältnis zwischen Staaten ausdrückt
(vor allem die Nord-Süd-Beziehungen).
Erste Schwierigkeit: das Zusammentreffen
sehr starker Ziele mit sehr kurzen Fristen.
Der Umfang der in nur wenigen Jahrzehnten zu
bewältigenden Aufgaben ist atemberaubend:
Es geht um die fast völlige Ablösung
der „Kohlenstoffwirtschaft“. Das
bedeutet eine Abwicklung aller fossilen Energiequellen
im Allgemeinen als auch von Öl als Rohstoff
der petrochemischen Industrie im Besonderen.
Erneuerbare Quellen können die Lücke
füllen, aber nicht unter allen Bedingungen.
Nicht unter den Bedingungen einer fortgesetzten
Energie-Bulimie im Transportbereich oder einer
aufgeblähten Kunststoffproduktion beispielsweise.
Angesichts ihrer gegenüber
den fossilen Energieträgern höheren
Preise und der Kürze der Zeit zur Umstellung
wird der Übergang unter allen Umständen
mit einem deutlichen Rückgang der Primärnachfrage
in den entwickelten Ländern einhergehen
(in der Größenordnung von 50%, und
sogar noch mehr in den Ländern mit höherem
Energieverbrauch); also mit einem Kampf gegen
die Verschwendung und für eine Steigerung
der Energieeffizienz. Doch dieser Kampf gegen
Verschwendungen und für Effizienzsteigerung
betrifft nicht nur einzelne Anlagen, Privatgeräte
und persönliche Verhaltensänderungen,
sondern auch und vor allem das globale Energiesystem,
das alles determiniert. Vom Standpunkt der Vernunft
aus müssten ganze Bereiche der Wirtschaft
schlicht und einfach stillgelegt werden, weil
sie nutzlos oder sogar schädlich sind (Waffenproduktion,
Werbung usw.), während andere rationeller
gestaltet werden könnten, um Dopplungen
durch den Wettbewerb zu vermeiden. Der Kapitalismus
kann dies nicht einmal in Betracht ziehen, weil
es seiner Logik völlig zuwider laufen würde.
Aber er kann trotzdem der Tatsache nicht entgehen,
dass beträchtliche Änderungen auf
verschiedenen Gebieten wie Raumordnung, Transport,
Landwirtschaft, Unterkunft, Freizeit und Tourismus
erforderlich sein werden. All diese Veränderungen
in der erforderlichen Zeit vorzunehmen, würde
eine starke Zentralisierung und demokratische
Ausarbeitung eines gut durchdachten Plans erfordern.
All diese Elemente sind kaum vereinbar mit dem
neoliberalen Management einer hektischen Produktionsweise,
in der Konkurrenz der Motor und politische Ausgrenzung
der Bevölkerung ihre Folge ist.
Zweite Schwierigkeit: Das kapitalistische
Energiesystem ist von großer Starrheit
und starker Zentralisierung geprägt. Sie
sind nicht nur Folge der Lebensdauer der Investitionen
(30–40 Jahre für ein Elektrizitätswerk),
sondern auch und vor allem der Tatsache, dass
eine mächtige Lobby an der Gans hängt,
die goldene Eier legt, … und ständig
neue Bedürfnisse erzeugt, die die Tatsache
„rechtfertigen“, dass die Gans in
der Batterie bleiben muss, um noch mehr zu legen.
Der weltweite Umsatz mit Raffinerieprodukten
der Ölindustrie wird auf 2000 Milliarden
Euro pro Jahr geschätzt; die Summe aller
Kosten, von der Lagerstättensuche über
die Förderung bis zur Raffinierung, wird
auf 500 Milliarden geschätzt. Die Differenz
dieser beiden Zahlen (immerhin 1500 Milliarden
Euro pro Jahr!) bildet den Profit, und vor allem
den Superprofit in Form einer Rente aufgrund
der privaten Aneignung der Ressourcen. [16]
Zu dieser kolossalen Macht
muss jene der mit Öl verbundenen Bereiche
addiert werden: Autos, Chemie, Petrochemie,
Luftfahrt, Schiffbau usw.: All diese Branchen
basieren auf einer ständigen Expansion
des Weltmarkts und damit des materiellen Verbrauchs
und Handels. Unter diesen Umständen könnten
– auch schnelle – Investitionen
in Wind- und Sonnenergie (wo die Renditeentwicklung
noch gar nicht absehbar ist) die Umsetzung einer
Lösung nur hinauszögern. Der weitgehend
von Großkonzernen wie Shell, BP usw. kontrollierte
Sektor der erneuerbaren Energien könnte
die fossilen Brennstoffe nur ergänzen,
statt sie zu ersetzen. Zusammen mit der des
PKW-Verkehrs zeigt die Explosion des Lufttransports
und der sich daraus ergebenden Verbrauchsgewohnheiten
aufs Beste die Art, wie sich diese Zauberlehrling-Logik
gegen die Bedürfnisse legitimiert, die
sie schafft, und uns immer schneller gegen die
Wand laufen lässt, während wir die
Augen vor der Realität verschließen.
Dritte Schwierigkeit: die Konkurrenz,
die sich in den Beziehungen zwischen den Staaten
ausdrückt. Das CO2, das an irgendeinem
Punkt der Erde produziert wird, trägt zur
Erwärmung des Planeten bei. Angesichts
des globalen Charakters dieser Bedrohung sollte
auch die Antwort auf Weltebene gedacht, geplant
und formuliert werden und dabei die langfristige
Zusammenarbeit im Interesse aller im Mittelpunkt
stehen. Ziel dieser Bemühungen muss es
vor allem sein, eine gemeinsame Antwort auf
die Kernfrage zu formulieren: Wie kann man die
Ressourcen teilen, um sowohl den drastischen
und schnellen Rückgang der Emissionen im
Weltmaßstab als auch das Recht auf Entwicklung
für die Länder des Südens, in
denen allergrößte Mehrheit der Menschen
lebt, zu ermöglichen? Trotz aller Bemühungen
zahlloser Wissenschaftler haben Beherrschung
und Wettbewerb immer noch Vorrang vor Zusammenarbeit
und das Aneignen von Ressourcen (auch mit militärischen
Mitteln) vor dem gerechten Teilen.
Die Haltung der wichtigsten
imperialistischen Protagonisten (USA, Europäische
Union, Japan) bei den Klimaverhandlungen ist
deutlich bestimmt von den Interessen ihrer Unternehmen
und den geostrategischen Interessen der verschiedenen
Bourgeoisien auf dem Weltmarkt, vor allem dem
Energiemarkt. Dasselbe gilt für Russland,
für jeden EU-Mitgliedsstaat einzeln und
für die großen Entwicklungsländer
(ganz zu schweigen von den Ölmonarchien).
Die grenzenlosen Schwierigkeiten, die Langsamkeit
und die Rückschläge der Klimaverhandlungen
sind daher Ausdruck dieses unter dem Kapitalismus
unauflösbaren Widerspruchs zwischen dem
zunehmend globalisierten Charakter der Ökonomie
und dem Fortbestehen rivalisierender Staaten
(oder Staatengruppen), die alle nur der Verteidigung
der Interessen ihrer Bourgeoisie verpflichtet
sind, von denen einige die anderen beherrschen.
Dieser Wirrwarr, in dem das Schicksal der Opfer
des Klimawandels keine Rolle spielt, könnte
irreversible Konsequenzen haben. Beispielsweise
wenn der Interessenkonflikt zwischen den imperialistischen
Mächten und den herrschenden Klassen der
großen Entwicklungsländer zu einer
langfristigen Blockade der Verhandlungen über
ein Kyoto-Folgeabkommen führt. Oder wenn,
entgegen aller Erwartungen, die künftige
US-Regierung an der Bush-Linie noch jahrelang
festhalten würde.
Von
Kyoto nach Nairobi und darüber hinaus:
die kapitalistische Antwort
Aus all dem sollte nun aber
nicht gefolgert werden, der kapitalistische
Moloch werde einem Phänomen tatenlos zusehen,
das, selbst wenn es in erster Linie die Ausgebeuteten
betrifft, doch auch die Gefahr einer massiven
Kapitalentwertung und wachsender Instabilität
beinhaltet. Aber sein Kampf gegen den Klimawandel
wird, seit vierzehn Jahren, [17] nach dem vom
Kapital diktierten Rhythmus geführt, also
zu langsam, und nach den Regeln des Neoliberalismus,
was die sozialen Ungleichheiten, die Nord-Süd-Spannungen
wie auch die Aneignung und Vergeudung von Naturressourcen
steigert. Langsamkeit und perverse Effekte:
Trotz einiger positiver Züge verkörpert
Kyoto beide Charakteristika. So ist nicht nur
das Emissionsminderungsziel von 5,2% für
die entwickelten Länder sehr bescheiden
und erst bis zum Jahre 2012 zu erfüllen,
sondern das Protokoll enthält auch „flexiblen
Mechanismen“, die negative soziale und
ökologische Konsequenzen haben werden.
Die Verhandlungen über die Zeit nach 2012
scheinen daran nichts ändern zu werden.
Wenn George W. Bush das Weiße Haus geräumt
hat, werden die USA und die EU wahrscheinlich
schnell einen Kompromiss finden. Dies entspricht
den immer drängenderen Forderungen zahlloser
multinationaler Konzerne, die im Bewusstsein
der Unvermeidlichkeit von Maßnahmen so
schnell wie möglich ein einheitliches und
stabiles Regelwerk auf Weltebene wollen. Aber
diese Wiederannäherung der Klima-Erbfeinde
könnte gut den neoliberalen Charakter des
Kyoto-Protokolls verstärken, seine begrenzten
Regulationskräfte (Quoten, Fristen, Sanktionen
bei Nichteinhaltung) schwächen und die
anderen positiven Aspekte gefährden.
Diese Tendenz ist deutlich
erkennbar in der intensiven diplomatischen Aktivität
von Tony Blair und seinem designierten Nachfolger,
Gordon Brown. Auf dem von ihm geleiteten G8-Gipfel
ließ der Bewohner von Downing Street 10
seine Ambitionen erkennbar werden: Großbritannien
zum Dreh- und Angelpunkt eines neuen Klimaabkommens
zu machen, was die Position seines Landes als
Kandidat für die Führung einer vergrößerten
Europäischen Union stärken würde.
[18]
Der am 31.10.2006, unmittelbar
vor der UN-Klimakonferenz in Nairobi (Kenia),
veröffentlichte Stern-Report über
die Ökonomie des Klimawandels, kann in
diesem Zusammenhang gesehen werden. [19] Das
Besondere an diesem Report ist, dass zum ersten
Mal ein von einer Regierung eingesetztes Team
von Ökonomen die Warnungen der Wissenschaft
ernst nimmt und versucht, eine globale Antwort
zu geben. Sir Nicholas Stern kommt zweifellos
das Verdienst zu, den Klimawandel mit einer
schockierenden Zahl auf die Titelseiten der
Medien gebracht zu haben: Wenn nichts passiert,
könnten die Folgen die Erwärmung so
schlimm sein wie zwei Welkriege und die große
Weltwirtschaftskrise zusammen, entsprechend
einem Fall des BSP von bis zu 20%. „Es
ist besser, sofort zu handeln und gemeinsam
mit allen, das käme weniger teuer und würde
den Unternehmen mehr Absatzmöglichkeiten
öffnen.“ – das ist die Logik
seines Berichts. Aber unter dem Deckmantel einer
ehrgeizigen, langfristigen Strategie tendiert
Stern dazu, die positiven Aspekte von Kyoto
zugunsten einer 100% neoliberalen Politik auszuhöhlen.
Paradoxerweise charakterisiert er zwar den Klimawandel
als das „größte und breiteste
Marktversagen aller Zeiten“, doch lässt
die von ihm selbst vorgeschlagene Lösung
in der abgedroschenen Formel zusammenfassen:
mehr Markt, mehr Wachstum, mehr Kernenergie,
mehr Handelsliberalisierung, weniger soziale
Sicherung und Demokratie – kurz: noch
mehr von dieser Politik, die die Umwelt zerstört
und für die die Länder des Südens,
die Armen und die Arbeiterinnen und Arbeiter
die Kosten zahlen.
Die Nord-Süd-Frage ist
entscheidend, wie wir gesehen haben. Indem er
sich von dem engen Rahmen des Kyoto-Zeitplans
löst, entgeht der Stern-Report dem Grabenkrieg
zwischen den großen Entwicklungsländern
und den imperialistischen Metropolen, wo die
ersten zu den zweiten sagen: „Ihr seid
verantwortlich, ihr müsst handeln!“
und die zweiten antworten: „Ihr werdet
bald mehr Treibhausgase emittieren als wir,
also handelt ihr auch!“ Aber das Kräfteverhältnis
ist für die beherrschten Länder außerhalb
der Schützengräben nicht wesentlich
besser als in den Gräben… Zumindest
für die nächsten Jahrzehnte beinhaltet
der vom früheren Chefökonomen der
Weltbank vorgelegte Plan, dass der Großteil
der durch einen Kohlenstoff-Weltpreis erzwungenen
Reduktionsbemühungen im Süden durch
Investitionen des Nordens realisiert wird, über
die Schaffung von Emissionsrechten für
den Norden. [20] Also soll die, bislang noch
als „ergänzend“ zu den sogenannten
„innenpolitischen“ Maßnahmen
bezeichnete, „Flexibilität“
von Kyoto total werden. Tatsächlich würde
die Emissionsminderungen, sobald sie ihrer Ortsgebundenheit
verliert, für die Unternehmen des Nordens
von einem Kostenfaktor zu einem gigantischen
Exportmarkt für Anlagen und Dienstleistungen.
[21] Ein Markt unter den Bedingungen des ungleichen
Tauschs, auf dem sich die Entwicklungsländer
dazu „gedrängt“ sehen würden,
sich zu CO2-Steuern oder zu Quoten zu verpflichten,
und der die imperialistische Beherrschung ihrer
Ökonomien verschärfen würde.
Einige Entscheidungen der letzten UN-Klimakonferenz
(Nairobi, November 2006) versteht man besser
im Lichte dieser Analyse. In Nairobi akzeptierten
die entwickelten Länder das Ziel einer
Reduktion von „deutlich mehr als 50% bis
zum Jahre 2050, aber sie präzisierten,
dass sie den Weg „nicht ganz alleine“
gehen würden. Diese drei kleinen Worte
sind eine offensichtliche Anspielung auf eine
Erweiterung des „Clean Development Mechanism”
(CDM, eine der flexiblen Vereinbarungen von
Kyoto). [22] Andererseits wurde beschlossen,
einen aus einer Investitionssteuer im Rahmen
des CDM finanzierten Anpassungsfonds bereitzustellen.
Kurz: Die Finanzierung der Schutzprojekte richtet
sich nicht nach den Bedürfnissen der am
meisten betroffenen Bevölkerungen, sondern
nach den Erfolgen der multinationalen Konzerne
im Wettlauf um den großen Markt der „kohlenstoffarmen“
Technologien.
Kann eine Politik, wie sie
von Stern vorgeschlagen wird, das Klima retten?
Zunächst würde es erforderlich sein,
ein Reduktionsziel festzulegen, das mit den
physikalischen Grenzen vereinbar ist. In dem
Bericht, der der britischen Regierung vorgelegt
wurde, ist dies nicht der Fall, und es wird
immer zweifelhafter, ob ein solches Ziel künftig
aufgenommen werden wird. Es wäre auch nötig,
dass eine starke „Gouvernance“ [etwa:
„Lenkungsstruktur“ – d.Üb.]
auf Weltebene in der Lage ist, einen Weltpreis
für Kohlenstoff festzulegen, der auf der
Ermittlung der Schäden durch die langfristige
Erwärmung und nicht durch die kurzfristigen
Gesetze des Marktes bestimmt ist. Auch das ist
nicht offensichtlich. Wie auch immer sich der
post-Kyoto-Prozess entwickelt, so ist durchaus
wahrscheinlich, dass die neoliberale Klimapolitik
der nächsten 20 bis 30 Jahre in einer Niederlage
enden wird. Was könnte dann geschehen?
Die Antwort hat viel von politischer Spekulation.
Angesichts der Fristen, die
doch sehr drängend geworden sind, ist es
nicht ausgeschlossen, dass beispielsweise die
herrschenden Mächte plötzlich den
Kurs ändern, ihre Staatsapparate mobilisieren
und alle Ressourcen zentralisieren bis hin zur
Rationierung wie in Kriegszeiten. Dieser Vergleich
ist gar nicht mal hergesucht: Der Wendepunkt
könnte tatsächlich von imperialistischen
Militärabenteuern begleitet sein, inner-imperialistischen
Konfrontationen oder anderen Arten mörderischer
Konflikte. Doch das ist spekulativ. Während
Kriege für Energieressourcen heute schon
Realität sind, deutet nichts auf ein Fallenlassen
des Neoliberalismus zugunsten einer mehr staat-zentrierten
Politik hin. Wie dem auch sei, eine solche Mobilisierung
würde offensichtlich nicht das Ziel haben,
das Klima für alle zu retten, sondern es
soweit möglich zu retten, ohne die sozialen
Privilegien der Ausbeuter zu gefährden.
Das würde zu nicht absehbarem menschlichem
Leid, zu einem Anwachsen der Ausbeutung, einer
Zunahme der Ausplünderung der beherrschten
Länder und einem Angriff auf die demokratischen
Rechte führen.
Globale Rationalität oder Rationalität
des Kapitals
Wegen des Fehlens einer glaubwürdigen
Alternative zur neoliberalen Politik fühlen
sich bestimmte Szenen und Personen gedrängt,
Vorschläge zu entwickeln, um den Schutz
des Klimas auf gerechte Weise zu beschleunigen,
doch ohne mit den Marktmechanismen zu brechen,
die sie als unbestrittenen Konsens betrachten.
Auch wenn sie versuchen realistisch zu sein,
setzen ihre Vorschläge die Erfüllung
einer Reihe von Bedingung voraus, die bei genauerer
Betrachtung höchst utopisch erscheinen.
In den Augen des Systems haben sie den Fehler,
auf die Kraft der Überzeugung einer übergeordneten
Rationalität zu vertrauen. Doch das Kapital
– eigentlich viele miteinander konkurrierende
„Kapitale“ – ist durch den
Widerspruch zwischen seinen zahllosen Teil-Rationalitäten
und seine wachsende Irrationalität als
System gekennzeichnet. Von einer globalen Rationalität
lässt es sich nur zeitweise überzeugen,
und nur im allerletzten Extremfall, wenn sein
eigenes Überleben gefährdet ist (aber
in dem Moment ist es im Allgemeinen schon zu
spät für das Überleben vieler
Mitglieder der weniger begünstigten Klassen
und Schichten).
Dieses quid pro quo [etwa:
Geben und Nehmen – d.Üb.] zwischen
globaler Vernunft und der Vernunft des Kapitals
charakterisiert vor allem den als „Contraction
and Convergence” (C&C – „Verringerung
und Angleichung“) bekannt gewordenen Vorschlag.
Er wurde vom indischen Ökologen Anil Agarwal
[23] formuliert, vom Global Commons Institute
von Aubrey Meyer [24] aufgegriffen und von bedeutenden
Wissenschaftlern wie Sir John Houghton [25]
oder Jean-Pascal van Ypersele [26] verbreitet.
Diesem Vorschlag kommt das Verdienst zu, das
Dilemma der Entwicklungsländer zu deren
Vorteil zu lösen.
Wir wollen uns mit dem Problem
etwas genauer beschäftigen: Würden
die Entwicklungsländer ihr Wachstum auf
fossile Energieträger stützen, würden
sie, selbst wenn der kombinierte Charakter der
Entwicklung nicht exakt dem Weg entsprechen
würde, den die imperialistischen Länder
seit 1780 gegangen sind, den Klimawandel verschärfen,
dessen Hauptopfer ihre eigenen Völker sein
werden (und bereits sind!). Die Armen haben
recht, dass sie nicht arm bleiben wollen, um
das Klima zu retten, das die Reichen ruiniert
haben. C&C will daher eine radikale Reduktion
der globalen Emissionen („Contraction“)
mit einer Angleichung der Emissionen pro Einwohner
(„Convergence“) und einem Aufholen
der Entwicklung des Nordens durch den Süden
dank sauberer Technologien kombinieren (Abb.
3). Wir teilen diese egalitäre Perspektive,
aber wie soll sie in die Praxis umgesetzt werden?
|
Abbildung
3: Verteilung der Emissionsrechte auf die
verschiedenen Ländergruppen
Das „Contraction and Convergence“-Modell
sieht vor, die Gesamtemission fossiler Brennstoffe
(auf 1 Milliarde Tonnen Kohlenstoff) zu
reduzieren und nach Pro-Kopf-Quoten aufzuteilen.
Damit soll der CO2-Gehalt bei450 ppmv im
Jahre 2100 stabilisiert werden. Quelle:
Global Commons Institute und J. Houghton. |
Als Antwort wird vorgeschlagen,
dass die handelbaren Emissionsrechte an die
Entwicklungsländer in dem Maße ausgegeben
werden, in dem sie unterhalb der [weltweiten]
Pro-Kopf-Quote liegen. Die Länder des Nordens,
die ihre Emissionen nicht reduzieren, müssten
diese Rechte dann kaufen. Der entsprechende
Verdienst würde es den Ländern des
Südens erlauben, die für eine kohlenstofffreie
Entwicklung erforderlichen Technologien zu erwerben.
Doch dieses Szenario wirft mehrere praktische
Fragen auf: An wen sollen die Rechte verteilt
werden? Wer sollte garantieren, dass ihr Verkauf
tatsächlich den Menschen zugute kommen
würde (und nicht der Schuldentilgung oder
der Mästung der Reichen)? Das sind entscheidende
Fragen. Aber auch der Mechanismus selbst hat
eine entscheidende Schwachstelle.
In seiner Darstellung des C&C-Szenarios
schreibt der Klimatologe Jean-Pascal van Ypersele,
dem niemand seine solidarische Perspektive zur
Rettung des Klimas abspricht: „Wenn die
ursprüngliche Aufteilung der [Emissions-]
Rechte nach dem Prinzip der Gleichheit erfolgt,
könnten diese Rechte unter bestimmten Bedingungen
einen enormen Strom der Hilfe für die Entwicklungsländer
bilden. Und unter der Voraussetzung, dass die
Gesamtmenge der ausgestellten Erlaubnisse nur
unter dem Gesichtspunkt bemessen wird, das Klima
der kommenden Jahrhunderte zu schützen,
könnte ein solches System erlauben, die
erforderlichen Reduktionen zu geringsten Kosten
zu bewirken.“ [27] Das Problem steckt
ganz offensichtlich in dem kleinen Wörtchen
„wenn“ und dem Ausdruck „unter
der Voraussetzung, dass“. Der Kapitalismus
ist historisch aus der Aneignung von Naturressourcen
entstanden. Verfügungsrechte über
Ressourcen jetzt einfach frei zu verteilen,
widerspricht völlig seiner Natur (deshalb
ist auch in der Praxis die Verteilung von Emissionsrechten
weder gerecht noch ethisch, wie die Erfahrung
mit dem europäischen Rechtehandel zeigt.
Das allein wäre kein Grund, die Forderung
zu verwerfen (ganz im Gegenteil). Aber die Frage,
die gestellt werden muss, lautet: Wer soll die
Anerkennung der Vorbedingungen hinsichtlich
Gerechtigkeit und Menge an Emissionsberechtigungen
durchsetzen? Die politischen Vertreter der großen
Entwicklungsländer? Würden sie sich
um Ethik und das Klima mehr sorgen als ihre
imperialistischen Herren? Angenommen sie hätten
tatsächlich den Willen zu einer solchen
Lösung, so müssten sie sich auf eine
sehr breite Volksbewegung stützen können.
Ist es realistisch zuglauben,
dass die armen Massen des Südens sich für
so esoterische Forderungen wie die Verteilung
handelbarer Rechte für die Emission von
Kohlendioxid in die Atomsphäre mobilisieren
würden? Wenn sie so etwas aufgreifen würden,
dann sicher nur im Rahmen allgemeinerer Forderungen,
die viel einfacher und direkter wären:
Schuldenstreichung, Bodenreform, Nationalisierung
der Energieressourcen (wie in Venezuela und
Bolivien), kommunale Rechte an Wasser und anderen
Ressourcen und so weiter. Tatsächlich brechen
die meisten dieser Forderungen mit dem Markt
– also dem Rahmen, an dem C&C fern
jeder Realität unbedingt festhalten will.
Damit sind wir wieder am Ausgangspunkt angekommen.
Was diese Diskussion zeigt,
ist, dass das Ziel und die subjektiven Schwierigkeiten
bei der Rettung des Klimas unauflöslich
miteinander verbunden sind: Wir können
das eine nicht ohne das andere lösen. Um
das Klima mit einer Weltbevölkerung von
6 Milliarden Menschen in sozialer Gerechtigkeit
zu retten, müssen die durchschnittlichen
Emissionen auf 0,4 bis 0,5 Tonnen Kohlenstoff
pro Person und Jahr [entspricht 1,4 bis 1,8
Tonnen CO2 – d.Üb.] gesenkt werden.
Auf einen Menschen in Amerika oder Australien
kommen derzeit fast 6 Tonnen, in Belgien oder
Dänemark 3 Tonnen, in Mexiko 1 Tonne, in
China etwas weniger – und in Indien 0,4
Tonnen (siehe Abb. 4). [28] Die einzig „nachhaltige“
Logik, die ihren Namen wert wäre, würde
bedeuten, die halbe Tonne Kohlenstoff pro Person
und Jahr zu einem Ziel zu machen, das in jedem
Land zu einem bestimmten Zeitpunkt erreicht
sein muss. Eine rationale Strategie auf Weltebene
müsste vier Aspekte miteinander verbinden:
1.) die Primärnachfrage
nach fossilen Energiequellen in den entwickelten
Ländern drastisch zu reduzieren (je nach
Land auf ein Viertel, Sechstel oder Achtel),
2.) beginnend in diesen Ländern
fossile Energiequellen systematisch durch erneuerbare
Energiequellen zu ersetzen,
3.) einen Weltfonds für
die Umsetzung einrichten, der ausschließlich
zugunsten der am meisten bedrohten Länder
finanziert wird.
4.) ein massiver Transfer von
sauberen Technologien in die Länder des
Südens, so dass deren Entwicklung nicht
zu einer erneuten Destabilisierung des Klimas
führt.
Wenn wir wollen, dass diese
vier Aspekte in der nötigen Breite und
erforderlichen Zeit in sozialer Gerechtigkeit
und Gleichheit umgesetzt werden, dann kann die
Lösung nicht einfach Ergebnis von Marktmechanismen
wie dem Handel mit Emissionsrechten oder der
allmählichen Kostensenkung erneuerbarer
Energien im Wettbewerb sein. [29]
Diese vier Aspekte müssen
öffentliche Aufgaben sein, die an öffentliche
Unternehmen vergeben und unabhängig von
den Kosten realisiert werden. Gemäß
Spezifikationen, die aus den realen Bedürfnissen
abgeleitet werden und die die Naturressourcen
als gemeinsamen Besitz der Menschheit betrachten.
Eine radikale Vermögensumverteilung (Schuldenstreichung
für die Länder des Südens, Vermögenssondersteuer
auf Weltebene, Abschöpfung der Profite
der Ölkonzerne, Verbot von Waffenkäufen)
und eine Ausweitung demokratischer Rechte sind
dann unerlässlich. Globale Rationalität
erfordert eine antikapitalistische Perspektive.
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Abbildung
4: CO2-Emissionen aufgrund der
Verbrennung fossiler Energieträger
(in Tonnen Kohlenstoff) pro Person und Land
(sonstige Treibhausgase nicht berücksichtigt)
und die Stabilisierungsgrenze bei einer
Erdbevölkerung von 6 Milliarden Menschen
(0,5 Tonnen Kohlenstoff pro Person and Jahr).
Quelle: A. Berger, 2005. |
Für
eine Weltbewegung zur Rettung des Klimas
Nun wird der Einwand kommen,
dass eine solche Perspektive nicht realistisch
sei, schon gar nicht in der gegenwärtigen
Konjunktur. Die Entwicklung einer antikapitalistischen
Strategie für das Klima wird durch die
historische Krise der Legitimität des sozialistischen
Projekts behindert. Vorschläge wie Planung
für die Befriedigung von Bedürfnissen,
Industriebetriebe in öffentlicher Hand
und die Nationalisierung des Energiesektors
(oder irgendeine andere Form der öffentlichen
Kontrolle auf globaler Ebene) sind diskreditiert.
Diese Antworten werden weitgehend zusammengeworfen
mit dem Schlamassel einer ineffizienten, verschwenderischen,
produktivistischen und ultrazentralisierten
Kommandowirtschaft [30] wie auch mit den materiellen
Privilegien der Bürokratie und ihrem politischen
Alleinentscheidungsanspruch. Revolutionäre
Marxistinnen und Marxisten können sicher
erklären, dass man dies nicht gleichsetzen
darf, aber ihre Erklärungen werden nur
dann Gehör finden, wenn sie ihren Bruch
mit dem Produktivismus deutlich machen und die
Flagge des „Ökosozialismus“
erheben, wo Ressourcen – und namentlich
die Energieressourcen – von einem flexiblen
Netzwerk lokaler Gemeinschaften selbstverwaltet
werden in Verbindung mit einer „Planung
auf lokaler, nationaler, regionaler und weltweiter
Ebene“. [31] Doch auch unter dieser Fahne
werden diese Erklärungen nur begrenztes
Gehör finden.
Trügerische Marktlösungen
auf der einen, diskreditierte antikapitalistische
Lösungen auf der anderen Seite –
wo ist der Ausweg? In der sozialen Mobilisierung.
Statt das Gewicht auf Lobbyarbeit zu legen (wie
es viele Umweltorganisationen tun, die sich
im Regierungsapparat verfangen haben), geht
es darum, das Kräfteverhältnis aufzubauen.
Statt Mühe darauf zu verschwenden,
Unternehmer und Regierungen überzeugen
zu wollen, sollten wir unsere Energie lieber
in die Hebung des Basisbewusstseins stecken.
Statt vergebens nach fantastischen Rezepten
zur Klimarettung wie dem Handel mit Emissionsrechten
und anderen komplizieren Marktmechanismen zu
suchen, bedeutet das nur die einfache Idee zu
verbreiten, dass das Klima in Gleichheit und
Gerechtigkeit gerettet werden sollte, unabhängig
von den Kosten, und dass das Geld dort geholt
werden sollte, wo es ist. Anstatt jede und jeden
auf die individuelle Verantwortung zu verweisen,
geht es darum, in Aktionen soziale emanzipatorische
Bindungen zu schaffen, die allein eine neue
individuelle und kollektive Verantwortlichkeit
für die Menschheit und ihren Austausch
mit der Natur schaffen können.
Als größeres globales
Problem (wie die Bedrohung durch einen vernichtenden
Atomkrieg) kann die Klimafrage Millionen Menschen
auf die Straße bringen. Wie wir schon
auf diesen Seiten sehen können, ist die
Liste der aufgeworfenen sozialen Probleme lang:
Zugang zu Ressourcen, Recht auf Arbeit, Rechte
von Frauen, Ablehnung des Rassismus, Kampf gegen
die Deregulierung öffentlicher Dienste,
Verteidigung von Flüchtlingen, Unterstützung
der bäuerlichen Landwirtschaft, Förderung
des öffentliches Verkehrs, Rechte der indigenen
Völker, Stadtentwicklung, Ablehnung von
gentechnisch veränderten Organismen, Kampf
gegen Flexibilisierung und „just in time“,
Verteidigung der Biovielfalt, Erhaltung der
sozialen Sicherungssysteme und nicht zu vergessen
der Krieg gegen den Krieg und die Streichung
der Schulden der Dritten Welt. Diese Vielfalt
ist eine Stärke. Ziel muss es sein, all
diese Widerstandsbewegungen zu gemeinsamen Aktionen
zusammenzuschließen, konkretisiert in
weltweiten Aktionstagen und Demonstrationen.
Die spezifische Mobilisierung der Jugend dafür,
dass dieser Planet bewohnbar und schön
für alle bleibt, könnte als Katalysator
für eine Artikulation der sozialen Bewegungen
auf Weltebene wirken. Die Initiativen des Climate
Action Network können ein Ausgangspunkt
sein. Die Demonstration, die in London am 4.
November auf Initiative der Campaign against
Climate Change stattfand, ist ein Beispiel,
dem die ganze Linke folgen sollte. [32]
Diese Strategie hat ihre Forderungen.
In einem System, das auf dem individuellen Kampf
Jede und Jeder gegen Jede und Jeden basiert,
wird der legitime Wunsch der Ausgebeuteten,
ihre unmittelbaren Lebensbedingungen und die
ihrer Kinder zu verbessern, wichtiger als die
Gefahren von morgen und übermorgen sein
– selbst wenn deren Eintreten wissenschaftlich
bewiesen ist. Aus diesem Grund müssen die
Mobilisierungen für das Klima mit der Befriedigung
der Grundbedürfnisse der sozialen Mehrheit
verknüpft werden. Beschäftigung, Boden,
Unterkunft, menschenwürdiges Einkommen,
Wärme, Trinkwasser, Arbeitsbedingungen,
Existenzsicherheit, … Die Breite der Klimabedrohungen
schafft viele Möglichkeiten, hier organische
Verbindungen zu schaffen, ausgehend von den
elementaren Kämpfen. Unter einer Bedingung:
Man muss aufhören, Aktionen einer Strategie
zur Begleitung des kapitalistischen Wachstums
zu unterstützen, wie es die traditionellen
Führungen der Parteien und Gewerkschaften
der Arbeiterbewegung machen. Wir sollten im
Gegenteil unsere Augen für die Tatsache
öffnen, dass dieses Wachstum, das keine
Arbeitsplätze schafft und Ausgrenzung verursacht,
uns direkt in die ökologische Katastrophe
führt, deren Hauptopfer die Arbeiterinnen
und Arbeiter und die Armen sein werden. Daraus
folgt, dass die Linke im Allgemeinen und die
revolutionären Marxisten im Besonderen
versuchen sollten, die Arbeiterbewegung für
Klimafragen zu interessieren. Das ist nicht
leicht, aber es ist möglich, wie es insbesondere
die Kampagne der Quebecer Gewerkschafter für
die Nationalisierung der Windenergie gezeigt
hat. Andere Wege sind begehbar: Arbeiterkontrolle
als Mittel gegen die kapitalistische Misswirtschaft
auf der einen und die Forderung, dass öffentliche
Unternehmen Arbeitsplätze in den Bereichen
Energieeffizienz und erneuerbare Energien schaffen
sollen, auf der anderen Seite. [33] Angesichts
der gigantischen Interessenkoalition, die die
Menschheit in die Katastrophe führt und
bestimmte Schichten der Bevölkerung mit
den illusionären Wonnen einer nachgeahmten
kleinbürgerlichen Glückseligkeit korrumpiert,
kann die Mobilisierung für das Klima dazu
beitragen, wieder eine Brücke zum Antikapitalismus
zu schlagen. Stattdessen geht es darum, den
Wunsch nach einer konkreten Utopie wiederzubeleben
und zu zeigen, wie ein besseres Leben für
alle sehr schnell erreicht werden kann, wenn
man die kapitalistische Energiesackgasse verlässt.
Klima oder Entwicklung? Klima
oder gutes Leben? Es ist nicht das erste Mal,
dass der Kapitalismus vor die Wahl zwischen
Pest und Cholera stellt. Aber der Wahnsinn der
Akkumulation hebt dieses Dilemma auf ein beispielloses
globales Niveau. Es drohen barbarische Lösungen
von schrecklicher Tragweite, die Dutzende wenn
nicht Hunderte Millionen Menschen berühren.
„Il diavolo fa le pentole ma no i coperchi”
– „Der Teufel macht die Pfannen,
aber nicht die Deckel“ sagt ein italienisches
Sprichwort. Es wird Zeit, das Höllenfeuer
der Akkumulation auszulöschen: Der Kapitalismus
hat keinen Deckel und die Menschheit droht zu
verbrennen.
Daniel Tanuro ist Agraringenieur,
Umweltschützer und Ökosozialist. Er
ist Ökologie-Redakteur von La Gauche, der
Monatszeitung der belgischen Sektion der Vierten
Internationale.
Übersetzung: Björn
Mertens
[1]
Einige Studien in letzter Zeit sagen, dass der
maximale Anstieg sogar niedriger als 2°C
bleiben sollte. James Hansen, Chef-Klimatologe
der NASA, meint, dass der Temperaturanstieg
nicht höher als 1°C gegenüber
heute sein dürfe, was einen Anstieg von
1,6°C gegenüber 1780 bedeutet.
[2]
Das IPCC will seinen vierten Untersuchungsbericht
Anfang 2007 veröffentlichen (http://www.ipcc.ch/).
[3]
Außer Wasserdampf, dessen Menge in der
Atmospäre kaum von menschlicher Aktivität
beeinflusst ist, sind die wichtigsten Treibhausgase
Kohendioxid (CO2), Methan (CH4), Stickdioxid
(Lachgas, N2O) und verschiedene fluorierte Gase.
„Parts per million, in volume (ppmv)“
ist ein Maß der Konzentration (Volumenteile
auf 1 Million) ,450 ppmv CO2 bedeutet, dass
von 1 Million Atmosphärenteilen 450 CO2-Moleküle
sind. Zur Vereinfachung werden Treibhausgasemissionen
in CO2-Äquivalenten angegeben (ppmvCO2eq),
was bedeutet, dass die Menge jeden Gases in
die Menge CO2 umgerechnet wird, die den selben
Effekt auf
das Einfangen von Infrarotstrahlung hätte.
[4]
2000–2001: +1,5 ppmvCO2; 2001–2002:
+2 ppmvCO2; 2002–2003: + 2,5 ppmvCO2;
2003–2004: +3 ppmvCO2.
[5]
Da die Erwärmung der großen Wassermasse
der Ozeane sehr langsam erfolgt, wird die derzeitige
Erwärmung auf jeden Fall Auswirkungen in
den nächsten tausend Jahren haben.
[6]
Stern-Review „The Economics of Climate
Change“
(http://www.hmtreasury.gov.uk/independent_reviews/stern_review_economics_climate_change/sternreview_index.cfm).
[7]
Schwefeloxide waren verantwortlich für
den sauren Regen.
[8]
„Rente“ im wirtschaftswissenschaftlichen
Sinne als „Zahlung ohne Gegenleistung“,
z.B. Monopolrente – d.Üb.
[9]
„Comprendre le capitalisme actuel”.
Text für das Seminar „ Marx au XXIème
siècle – http://hussonet.free.fr/mhsorbon.pdf.
[10]
Hans Jonas: Das Prinzip Verantwortung: Versuch
einer Ethik für die technologische Zivilisation.
Frankfurt/M., 1979. Neuauflage als Suhrkamp
Taschenbuch, 1984 [u.ö.], ISBN 3-518-39992-6
[11]
Es ist nicht unwichtig, darauf hinzuweisen,
dass dieser Ansatz zu äußerst reaktionären
Schlussfolgerungen führt: einem Lobgesang
auf die „Mystifikation der Massen“
und damit die Berechtigung der Eliten, „mit
einem Maximum an Disziplin“ die zur Klimarettung
erforderlichen „unpopulären Maßnahmen“
„politisch durchzusetzen“. Und Jonas
betont, dass diese Maßnahmen sich aus
dem „Gesetz der Ökologie ergeben,
das Malthus als erster erkannt hat“.
[12]
Karl Marx, Theorien über den Mehrwert,
MEW 26.1.
[13]
Die These von einem unmittelbar bevorstehenden
Gipfelpunkt der Produktion vor der Erschöpfung
der Öl- und Gasvorräte wird vor allem
von ASPO (http://www.peakoil.net/) vertreten.
In Wirklichkeit ist es falsch, diese Frage in
die Klimadebatte einzuführen; denn 1.)
ist der Gipfelpunkt ein ökonomischer, kein
physikalischer Begriff, 2.) reicht das ausbeutbare
Öl völlig aus, das Klima aus dem Ruder
laufen zu lassen,. 3.) reichen die bekannten
Kohlevorräte noch für mindestens 300
Jahre und 4.) stecken noch
erhebliche Vorräte in den Ölschiefern,
deren Ausbeutung sehr umweltgefährdend
ist.
[14]
ITER ist das Akronym für „International
Thermonuclear Experimental Reactor“ in
Cadarache (Frankreich).
Dieses gemeinsame Forschungsprojekt soll zu
einem Prototypen für die Stromerzeugung
aus kontrollierter Kernfusion führen –
„Wie die Sonne“ wurde das in den
Medien genannt. Der Vergleich ist jedoch nicht
ganz exakt, denn die Fusion au der Sonne arbeitet
sehr langsam und recycelt ihren Abfall. Siehe
insbesondere: Sylvie Vauclair, „La naissance
des éléments. Du big bang à
la terre”, Odile Jacob 2006.
[15]
Jean-Claude Debeir, Jean-Paul Deleage and Daniel
Hemery, „Les servitudes de la puissance.
Une histoire de l’énergie”.
Flammarion, Paris, 1986.
[16]
Jean-Marie Chevalier, „Les grandes batailles
de l’énergie”, Gallimard
2004.
[17]
Das UN-Rahmenabkommen zum Klimawandel wurde
auf dem Erdgipfel in Rio 1992 beschlossen.
[18]
Der G8-Beschluss „Climate Clean Energy
and Sustainable Development“ ist online
verfügbar unter http://www.fco.gov.uk/Files/kfile/PostG8_Gleneagles_CCChapeau.pdf.
[19]
Stern Review, op. cit.
[20]
Das Tempo würde von den Kosten bestimmt:
Der Markt würde sich erst auf die Maßnahmen
orientieren, die die geringsten Investitionen
erfordern, wie Verbesserung der Energieeffizienz
in den Entwicklungsländern, Ende der Abholzungen,
Entwicklung von Bio-Treibstoffen und dann Wind-
und Solarenergie.
[21]
Der Weltmarkt der Ökoindustrie wird auf
550 Mrd. Euro geschätzt. Die Experten erwaten
in den nächsten fünf Jahren, vor allem
in den Enzwicklungsländern, Wachstumsraten
von 5 bis 8%. Quelle: Analysis of the EU ecoindustries,
their employment and export potential. http//www.europa.eu.int/comm/environment/enveco/industry_employment/
ecotec_exec_sum.pdf
[22]
Die flexiblen Mechanismen von Kyoto sind in
unserem Artikel „Petit pas compromis,
effets pervers garantis” beschrieben (http://www.europe-solidaire.org/spip.php?article648).
[23]
Anil Agarwal & Sunita Nairin, „The
Atmospheric Rights of All People on Earth”,
http://www.cseindia.org/.
[24]
Siehe: http://www.gci.org.uk/; C&C-Erklärung
auf deutsch unter http://www.gci.org.uk/translations/CandC_Statement(German).pdf
[25]
John Houghton, „Overview of the Climate
Change Issue”, http://www.jri.org.uk/resource/climatechangeoverview.htm#carbon.
[26]
Jean-Pascal van Ypersele, „L’injustice
fondamentale des changements climatiques”,
in Alternatives Sud, Bd. 13,-2006
[27]
J. P van Ypersele, op. cit.
[28]
Für eine umfassende Übersicht –jetzt
wieder für Tonnen CO2 –siehe http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_countries_by_carbon_dioxide_emissions_per_capita
- d.Üb.
[29]
Der Stern-Report relativiert die Idee, die erneuerbaren
Energien könnten sich spontan durchsetzen,
wenn ihre Kosten äquivalent zu denen des
Öls werden. Dem Bericht zufolge könnten
in dem Fall die Ölpreise fallen, um wettbewerbsfähig
zu bleiben. Die Existenz einer ernormen Rente,
zusätzlich zu den Profiten, macht dieses
Szenario möglich.
[30]
Ein besonders schlimmer Schlamassel gerade beim
Klimawandel, hatten diese Ökonomien doch
einen extrem hohen Verbrauch an Energie und
Kohlenstoff.
[31]
Michaël Löwy, „Qu’est-ce
que ‘l’écosocialisme?”(http://www.iire.org/lowyeco.html).
[Auf deutsch siehe auch: „Überleben
statt Profit“ in SoZ, Januar 2003, Seite
19,
http://vsp-vernetzt.de/soz/030119.htm –
d.Üb.]
[32]
Die Campaign against Climate Change (http://www.campaigncc.org/)
ist eine britische Klimaschutzorganisation,
die sich 2001 aus Anlass der Ablehnung des Kyoto-Protokolls
durch Präsident Bush gegründet hat.
Ihre Demonstration in London am 4.11.2006 mit
25 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war die
bislang größte Klimaschutzdemonstration
des Landes.
Das Climate Action Network (http://www.climatenetwork.org/)
ist ein weltweiter Zusammenschluss von 365 Klimaschutzorganisationen.
Mitglied in Deutschland sind beispielsweise
BUND, Nabu, WWF, und Öko-Institut.
[33]
Eine solche Forderung wurde Anfang der 80-er
Jahre von entlassungsbedrohten Arbeitrinnen
und Arbeitern des Glaverbel-Konzerns in der
belgischen Region Charleroi aufgestellt. Eine
öffentliche Gesellschaft für die Wärmedämmung
und Renovierung von Gebäuden war sogar
gegründet worden, aber die Regierung hat
das Projekt dann versenkt.
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