Die
Regierung des Kantons Zürich hat einen
umfassenden Angriff auf die öffentlichen
Ausgaben und auf die Beschäftigung im öffentlichen
Sektor lanciert. Diese Sparoffensive trifft
alle Lohnabhängigen. Das „Sanierungs-programm
04“ zielt auf die Beseitigung des für
die Jahre 2000 bis 2007 erwarteten kumulierten
Defizits von 2,6 Milliarden Franken ab. Der
Regierungsrat will dies durch die Verknüpfung
von drei wichtigen Massnahmenbündeln erreichen.
Abgebaut werden sollen 1240 Arbeitsplätze
(insgesamt sind 47'000 Personen beim Kanton
beschäftigt): davon wären über
1700 Personen betroffen (wegen Teilzeitstellen,
usw.). 724 Stellen sollen im Bildungs- und 223
im Gesund-heitswesen abgebaut werden.
Ein
Angriff auf die Lohnabhängigen
Die
Regierung rechtfertigt das ganze Paket damit,
dass das Defizit bis 2007 beseitigt werden soll,
wie es das Gesetz verlange. Diese Rechtfertigung
ist nicht haltbar, denn die Verschuldungspolitik
hat dem Bürgertum immer gut ins Konzept
gepasst (mehrheitlich die von lohnabhängigen
SteuerzahlerInnen finanzierten Staatsdefizite
haben die kapitalistische Wirtschaft durch Staatsaufträge,
usw., unterstützt), und die Finanzsituation
des Kantons Zürich ist das Resultat von
massiven Steuergeschenken an die Superreichen
und ans Kapital. Diese Politik hat seit Mitte
der 80er Jahre Einnahmeneinbussen von 22 Milliarden
Franken verursacht!
Die
im Jahr 2000 eingeführte Ausgabenbremse
enthält eine Bestimmung, die es dem Parlament
verbietet, den Totalbetrag der regierungs-rätlichen
Sparmassnahmen zu verändern. Will das Parlament
zum Beispiel im Bildungswesen weniger kürzen,
muss es dafür bei den Spitälern den
Rotstift stärker ansetzen, usw.
Dieser
Angriff ist somit nur ein Teil der Antwort der
bürgerlichen Kreise auf eine langfristige
Krise der kapitalistischen Wirtschaft, die unvermeidlich
eine brutale Verschärfung der sogenannten
Standortkonkurrenz mit sich bringt. Auf gesamtschweizerischer
Ebene muss der Kanton Zürich auf Grund
seines wirtschaftlichen und politischen Gewichts
dabei eine Vorreiterrolle spielen, wie schon
bei der Abschaffung des Beamtenstatus, die Entlassungen
nun erleichtert. Andere Kantonsregierungen werden
mit vergleichbaren Massnahmen folgen.
Sparmassnahmen:
die Frauen trifft’s doppelt!
Einerseits als Beschäftigte
im öffentlichen Dienst, die jetzt um ihre
Stelle fürchten müssen oder aber unter
dem Motto „Effizienzsteigerung“
schneller und/oder länger arbeiten müssen
und dies meistens für einen tieferen Lohn.
Da viele Frauen in Niedriglohnbranchen tätig
sind und die Hälfte der Frauen Teilzeit
arbeitet, wird es für Frauen immer schwieriger,
ihre Existenz zu sichern, immer mehr Frauen
werden in die Armut gedrängt.
Andererseits sind die Frauen als Benutzerinnen
ganz direkt betroffen vom Abbau im Service public.
Durch den Abbau der Leistungen werden ehemals
öffentliche Aufgaben in den privaten Bereich
rückverlagert. Das bedeutet, dass Frauen
noch mehr Gratisarbeit zu leisten haben werden:
z.B. bei der Kinderbetreuung (weniger bzw. teurere
Krippenplätze), bei der Pflege und Betreuung
von alten und kranken Menschen (Leistungs- und
Qualitätsabbau im Gesundheits-wesen), etc.
Die Rückverlagerung öffentlicher Aufgaben
in den Privatbereich zwingt die Frauen wieder
vermehrt zurück ins Haus, an den Herd und
zu den Kindern. Die Einsparungen werden in jenen
Sektoren gemacht, in denen die Frauen sowohl
als Benutzerinnen als auch als Angestellte zahlreich
betroffen sind: im Gesundheitsbereich und im
Bildungswesen.
Eine
andere Politik ist nötig
Wie
der Regierungsrat selbst zugibt, handelt es
sich beim Sparprogramm 04 um einschneidende
Massnahmen, vor allem zu einer Zeit, in der
die Arbeitslosigkeit schon die Lage der Lohnabhängigen
auf dem Arbeitsmarkt beeinträchtigt und
im Steigen begriffen ist. Wenn wir dies ebenso
in Erinnerung behalten wie den chronischen Personalmangel
in den Spitälern
und bei der Spitex, den Mangel an Kinderkrippen,
die hohen Klassengrössen in den Schulen,
usw., dann müsste eigentlich eine offensive
Politik der Schaffung von Arbeits-plätzen
und des Personalanstiegs eine zentrale Priorität
des öffentlichen Sektors darstellen. Diese
Politik könnte nur gegen den Widerstand
der Herrschenden durchgesetzt werden.
Zudem
müssten die Bedingungen für eine echte
Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern
geschaffen werden: massive Ausweitung der öffentlichen
Strukturen im Bereich Kinder-betreuung (z. B.
Krippen), Gesundheitswesen, Betreuung von Kranken
und alten Menschen (die immer mehr im privaten
Bereich von Frauen übernommen werden);
radikale Arbeitszeit-verkürzung ohne Lohneinbusse
und Intensiv-ierung der Arbeit; gerechte Verteilung
von Haushalts- und Erwerbsarbeit zwischen Mann
und Frau.
Das
Sparpaket bekämpfen... aber wirklich!
Nur
28% der Massnahmen des „Sanierungs-programms
04“ (gemessen in ihrem finanziellen Gewicht)
liegen in der Kompetenz des Parlaments und können
theoretisch durch Referendumsdrohungen, usw.
beeinflusst werden (allerdings mit begrenzten
Erfolgs-aussichten, wenn wir an die Resultate
solcher Abstimmungen in den letzten Jahren denken).
66% der Massnahmen (immer nach eingesparten
Franken) fallen ausschliesslich unter die Kompetenz
der Regierung, die zu deren Umsetzung über
die Meinung des Parlaments hinwegsehen kann.
Die steuerlichen Massnahmen (Einnahmenseite)
müssen hingegen durch das Parlament und
können also dort durch die Rechte angegriffen
werden, die über die Mehrheit der Sitze
verfügt. Die Massnahmen, die das Personal
betreffen, sind von administrativer Art und
können durch die Regierung direkt umgesetzt
werden.
Nach
der Demo: Streik!
Angesichts
dieser Tatsachen ist es eine Illusion zu meinen,
dass ein paar Demos genügen werden, um
„Druck“ auszuüben. Es ist hingegen
notwendig, eine Mobilisierungsperspektive zu
entwickeln, die auf der Höhe des Angriffs
der herrschenden Kreise ist und dem gerecht
wird, was auf dem Spiel steht. Nur eine massive
Mobilisierung der Lohnabhängigen, der RentnerInnen,
der SchülerInnen und der StudentInnen kann
ein wirksames Mittel gegen das Sparprogramm
darstellen. Der Widerstand muss auch dann weiter
geführt und verstärkt werden, wenn
ein Teil der Sparmassnahmen durch das Parlament
abgesegnet wird.
- Alle
gemeinsam gegen das Sparpaket, gegen Lohnabbau,
Arbeitsplatzvernichtung und Zerstörung
des öffentlichen Dienstes!
- Geld
ist genug da – es ist nur in den falschen
Händen: Alle Steuergeschenke der letzten
Jahre an die Superreichen müssen rückgängig
gemacht werden!
Das
„Sanierungsprogramm 04“ muss bachab
geschickt werden! Dafür braucht es einen
genügenden Widerstand von unten. Wie es
eine streikende Lehrerin am 20. Juni ausdrückte:
„Das ist nur der Anfang! Wir können
ganz eklig werden!“
Als
nächste Schritte schlagen wir vor:
-
Einberufung einer kantonalen Versammlung
der ArbeitnehmerInnen und BenutzerInnen
der öffentlichen Dienste sowie der
SchülerInnen und StudentInnen, um die
weiteren Schritte zu diskutieren.
- Vorbereitung
eines kantonalen Aktions- und Streiktages.
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