Der
Zürcher Regierungsrat greift die Löhne
und die Arbeitsbedingungen des Personals der
öffentlichen Dienste an und demontiert
den Service public – und dies bereits
seit Jahren. Am 22. August hat nun die Regierung
ein neues Abbauprogramm auf der Grundlage der
Ergebnisse des Runden Tisches Finanzpolitik
veröffentlicht: Der Massnahmenplan Haushaltsgleichgewicht
2006 (Plan Hollenstein) sieht Kürzungen
in Höhe von über 1 Milliarde Franken
vor – bei den Löhnen und bei den
Leistungen der öffentlichen Dienste. Der
Plan Hollenstein ist Bestandteil des Voranschlages
2006 der Regierung.
Wir
sagen: Genug ist genug! Verteidigen wir die
Löhne und verteidigen wir den Service public,
solange es ihn (teilweise) noch gibt! Mobilisieren
wir uns! Benutzen wir die Budget- und Steuerdebatte
im Kantonsparlament – während der
es wegen der Kontroverse um die Erhöhung
des Steuerfusses auf 105% eine gewisse öffentliche
Aufmerksamkeit geben wird – als Anlass,
um gegen den Kahlschlag zu mobilisieren und
um uns an die Öffentlichkeit zu wenden.
Wir
rufen alle Kräfte, die sich gegen Lohnsenkungen
und gegen den Abbau bei der Bildung, der Gesundheit,
usw. wehren (Lohnabhängige, SchülerInnen,
StudentInnen, BenutzerInnen der öffentlichen
Dienste) dazu auf, eine Demonstration in dieser
Zeit zu veranstalten, beispielsweise am Donnerstag,
15. Dezember.
Senkung
der Löhne des öffentlichen Personals
(KrankenpflegerInnen, LehrerInnen, usw.), Stellenabbau
bei den öffentlichen Diensten, Verschlechterung
der Pflege der Allgemeinversicherten in den
Spitälern, Schliessung von wichtigen Dienstleistungen
der Psychiatrie, Abbau beim öffentlichen
Verkehr, Abbau bei der Berufsbildung, bei den
Mittelschulen und an der Uni, usw. usf.: Seit
Jahren laufen der Angriff auf die Arbeitsbedingungen
der Beschäftigten des öffentlichen
Dienstes und die Demontage des Service public.
Ebenso
lange dauert schon die Opposition von unten
gegen diesen Kahlschlag. Tausende von Leuten,
Beschäftigte und BenutzerInnen sind in
den letzten 2 ½ Jahren an mehreren Demonstrationen
gegen den Abbau des Service public auf die Strasse
gegangen.
Am
8. Mai 2003 hat der Regierungsrat des Kantons
Zürich das Sanierungsprogramm 2004 (San
04) vorgestellt und mit dem Massnahmenplan Haushaltsgewicht
2006 (MH 06) am 22. August dieses Jahres nachgedoppelt:
Der MH06 sieht Kürzungen in der Höhe
von 1 Milliarde Franken zwischen 2006 und 2009
vor – davon 621 Millionen dank Leistungsabbau
und 382 Millionen dank Lohnabbaumassnahmen.
Alleine
in diesem Jahr beträgt der kumulierte Abbau
900 Millionen Franken. Ingesamt verursachen
San 04 und MH06 einen Abbau von 3,7 Milliarden
Franken im Zeitraum von 2004 bis 2009 (vgl.
Medienmitteilung des Regierungsrates vom 4.
Oktober 2005): Das entspricht einer durchschnittlichen
Summe von 491 Franken pro EinwohnerIn pro Jahr
(Kinder inbegriffen), was die Dimension des
Abbaus der Leistungen der „öffentlichen
Hand“ zeigt.
Die
Angestellten der öffentlichen Dienste brauchen
ihren vollen Lohn und gute Arbeitsbedingungen
und zwar jetzt – nicht erst nach einer
vorgegaukelten „Sanierung des Staatshaushaltes“.
Wenn es den KrankenpflegerInnen, den LehrerInnen
„an den Kragen geht“, geht es den
SchülerInnen, den PatientInnen, den Familien,
der Mehrheit der lohnabhängigen BenutzerInnen
des Service public nicht besser, sondern schlechter.
Die
Menschen, die lohnabhängigen Familien brauchen
Kindertagesstätten, gute Schulen und ein
Gesundheitssystem, in dem ihre Überlebenschancen
nicht immer mehr vom Portemonnaie abhängig
gemacht werden.
Die
Lohnabhängigen der Privatwirtschaft müssen
mit denen des öffentlichen Sektors gemeinsame
Sache machen: Wenn der Staat als Arbeitgeber
den Lohnabbau durchsetzt, gerät der „Arbeitsmarkt“
aus den Fugen und die privaten Arbeitgeber werden
in ihrer eigenen Lohnabbaupolitik ermuntert.
Für
die Mehrheit der Bevölkerung erfolgt die
Demontage des Service public selbstverständlich
ohne die zynisch versprochene „Gegenleistung“.
Die Qualität der öffentlichen Dienste
sinkt. Die bürgerliche Politik der Steuersenkungen
ist reine Augenwischerei: Für die Lohnabhängigen
findet keine Verringerung, sondern eine ständige
Vergrösserung ihrer Abgaben- und Steuerlast,
insbesondere bei den unsozialen Krankenkassenprämien,
der MWSt, usw.
Es
hat sich auch gezeigt, dass die „Entlastung
der Wirtschaft“ keine neuen Arbeitsplätze
geschaffen hat. Lehrstellenmangel und Arbeitslosigkeit
sind in den letzten Jahren gestiegen. Nur die
Grossaktionäre und die Superreichen, die
sich eh gute private Schulen, Kliniken, usw.
leisten können, haben in den letzten Jahren
vom Kahlschlag profitiert.
Die
sozialdemokratische Politik der Runden Tische
hat die Lohnabhängigen in ein Desaster
geführt: Die SP hat den Lohn-, Stellen
und Leistungsabbau beim öffentlichen Dienst
voll akzeptiert („Verantwortung übernehmen“,
SP-Medienmitteilung vom 13.7.05). Das hat die
Gewerkschaften noch mehr zur Passivität
veranlasst. Die einzige Differenz zwischen der
SP und den rechten Parteien (SVP und FDP) besteht
in der Erhöhung um 5% des Steuerfusses
der Staatssteuer. Ob nun der Steuerfuss erhöht
wird oder nicht, das Personal der öffentlichen
Dienste muss „bluten“.
Nachdem
sich nun abzeichnet, dass eine Mehrheit des
Parlamentes die Regierung desavouieren wird,
tritt die ganze Schädlichkeit der Runden
Tische umso offener zu Tage. Der vpod hat bereits
am 15. September Kampfmassnahmen beschlossen,
„falls der Regierungsrat seinen Beschluss
nicht zurückzieht“. Wir fordern alle
anderen Personalverbände dazu auf, ähnliche
Beschlüsse zu fassen.
Wir
rufen die Organisationen der Lohnabhängigen
und die SchülerInnen, StudentInnen, usw.
dazu auf, eine Demonstration während der
Budget- und Steuerdebatte zu veranstalten, beispielsweise
am Donnerstag, 15. Dezember. Wir werden in Kürze
eine Vorbereitungssitzung Mitte November vorschlagen.
Falls Gewerkschaften zu einer Demonstration
aufrufen, werden wir diese unterstützen.
Schluss
mit dem Kürzen! Das Geld dort holen wo
es ist!
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