Kahlschlag
Teil 3
Der Zürcher Regierungsrat präsentiert
eine Liste bisher
nicht umgesetzter „Sparideen“
von
Lothar Moser, 11. Dezember 2005
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Der
Zürcher Regierungsrat hat am 8.Dezember
eine Liste mit bisher nicht umgesetzten „Sparideen“
im Unfang von 660 Millionen Franken veröffentlicht.
Falls das Parlament die vorgeschlagene Erhöhung
des Steuerfusses bei der Staatssteuer um 5%
nicht gutheisst, soll das knapp 100 Abbaumassnahmen
enthaltende Sanierungsprogramm - als Drittes
seiner Art innert 2 ½ Jahre - umgesetzt
werden. Der Regierungsrat zeigt sich in seiner
"Abbauwut" immer dreister und verantwortungsloser.
Selbst für den Fall einer Annahme der Steuerfusserhöhung
durch das Parlament und die entsprechenden Mehreinnahmen
von 450 Millionen Franken für die Jahre
2006-07 gibt der Regierungsrat keine Entwarnung.
„Allerdings kann die Steuerfusserhöhung
zusätzliche Sanierungsmassnahmen nicht
ausschliessen, weil die finanzielle Situation
auch bei vollständiger Umsetzung der Sanierungsmassnahmen
– eingeschlossen der Steuerfusserhöhung
– fragil bleibt.“ „Es muss
in der Tat davon ausgegangen werden, dass die
Umsetzung zumindest eines Teils der aufgeführten
Massnahmen unumgänglich sein wird“.
Im Klartext: die Bevölkerung des Kantons
Zürich erwarten "Sparrunden"
ohne Ende. |
Einige
der regierungsrätlichen Widerwärtigkeiten: |
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Gesundheitsdirektion: |
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Reduktion
der Notfalldienste in den Spitälern
auf die Hälfte (Abbau 95 Millionen) |
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Effizienzsteigerung
und Leistungsabbau in der stationären
Akutversorgung (Abbau 25.5 Millionen) |
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Reduktion
der angebotenen Lehrlingsstellen im Gesundheitswesen
(Abbau 3 Millionen) |
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Schliessung
von Spitälern (Abbau 18.5 Millionen) |
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Reduktion
von Ausbildungsstellen in der Psychiatrischen
Versorgung (Abbau 1.08 Millionen) |
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Effizienzsteigerung
und Leistungsabbau in der ambulanten und
teilstationären psychiatrischen Versorgung
(Abbau 1.56 Millionen) |
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Schliessung
mehrerer Spezialstationen für besondere
Krankheitsbilder (Psychiatrie) (Abbau 19.6
Millionen) |
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Schliessung
von Psychiatriestützpunkten (Abbau
9.6 Millionen) |
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Reduktion
der Prämienverbilligung (Krankenkasse)
für Erwachsene (Abbau 36 Millionen) |
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Bildungsdirektion: |
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Reduktion
um 2 Wochenstunden in jedem Gymnasium (Abbau
45 Millionen) |
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Kürzung
der Pauschale pro Lernende bzw. Studierende
um 10% (Schulen im Gesundheitswesen)
(Abbau 8.9 Millionen) |
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Aufhebung
der Gewerblich-industriellen Berufsschule
Uster und Aufhebung der Kaufmännischen
Berufsschule Uster (Abbau 7.7 Millionen) |
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Reduktion
der Finanzierung von Weiterbildungskursen
an den Berufsschulen (Abbau 12.1 Millionen) |
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Kürzungen
bei den Universitäten und Fachhochschulen
(Abbau 62.1 Millionen) |
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Direktion
für Soziales und Sicherheit: |
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Abschaffung
der Beihilfen (Abbau 86 Millionen) |
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Einmal
mehr sind es die Bereiche Gesundheit und Bildung
auf die es die „sparwütige“
Regierung abgesehen hat.
In der stationären Akutversorgung (Spitäler)
und in den Psychiatrischen Kliniken soll zum
dritten Mal in Folge die Effizienz gesteigert
werden. Dabei hat das Personal des Gesundheitswesens
diesbezüglich die Grenze des Zumutbaren
längst überschreiten müssen.
Studien beweisen es: Stress und schlechte Arbeitsbedingungen
in den Spitälern stellen hohe Risiken für
die Gesundung der PatientInnen dar. Mit der
weiteren Schliessung von Spitälern und
psychiatrischen Kliniken und der Halbierung
der Notfalldienste würde die flächendeckende
Gesundheitsversorgung im Kanton Zürich
gefährdet.
Über
4'000 Jugendliche (35 Prozent) haben diesen
Herbst im Kanton Zürich keine Lehrstelle
gefunden 2'870 von ihnen mussten sich mit einer
Zwischenlösung oder einem Praktikum begnügen,
1'180 Jugendliche haben weder eine Lehrstelle
noch eine Zwischenlösung gefunden. Für
sie hat nach der Schule direkt die Arbeitslosigkeit
begonnen. Die Antwort der Zürcher Regierung
auf diese Situation ist die Schliessung der
Gewerblich-industriellen –und der Kaufmännischen
Berufsschule Uster, die Schliessung des Berufsbildungszentrum
Amt, Limmattal und Dietikon, die Halbierung
der kaufmännischen Lehrstellen in der kantonalen
Verwaltung und eine Reduktion der angebotenen
Lehrlingsstellen im Gesundheitswesen. Ausserdem
soll die Ausbildungsdauer an den Gymnasien um
zwei Stunden pro Woche gekürzt werden und
an den Universitäten und Fachhochschulen
nach den 117 Millionen von San04, den 143 Millionen
von MH06 weitere 62.1 Millionen Franken abgebaut
werden. Mit diesem zusätzlichen Abbauprogramm
würden sich die Kürzungen alleine
im Bildungsbereich auf 840 Millionen Franken
belaufen.
Mit
der Abschaffung der Beihilfen wird eine Massnahme
wieder aus der Schublade gezogen die in der
ersten Präsentation von San.04 (Mai 2003)
schon einmal enthalten war und aufgrund des
Widerstands der Bevölkerung zurückgezogen
werden musste. Und schon am 23. September 2000
hatten sich 56 Prozent der Zürcherinnen
und Zürcher gegen die Kürzung der
Beihilfen entschieden. Nun will der Regierungsrat
wieder versuchen ausgerechnet bei den ärmsten
BezügerInnen von AHV –und IV zu sparen,
welche für ihren Lebensunterhalt nur 1400
Franken monatlich (AHV+Ergänzungsleistungen)
zur Verfügung haben und auf die Beihilfe
von monatlich rund 200 Franken dringend angewiesen
sind.
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Ein
Abbau von 3.8 Milliarden Franken an öffentlichen
Leistungen und Löhnen |
Mit
dem vom Regierungsrat in Reserve gehaltenen,
dritten Abbaupaket würde sich der Kahlschlag
im Kanton Zürich auf 3.8 Milliarden innert
5 Jahren belaufen. 2.8 Milliarden Franken beim
Service-public und 1 Milliarde Franken bei den
Löhnen des kantonalen Personals, wobei
diese 1 Milliarde Franken Lohnabbau bereits
in Umsetzung begriffen ist. Dies nachdem unter
dem Deckmantel der Wettbewerbsfähigkeit
und Steuerkonkurrenz in den letzten 20 Jahren
den Reichen und Superreichen Steuergeschenke
in zweistelliger Milliardenhöhe gemacht
worden sind.
Ein weiteres Rad an der Steuergeschenkschraube
hat heute (11.Dez. 2005) der Kanton Obwalden
gedreht. Mit einem radikalen Steuerabbauprogramm
ist er von einem Kanton mit höchster Steuerbelastung
zum Kanton mit der tiefsten Steuerbelastung
geworden – für Superreiche und Unternehmen.
Ab einem jährlichen Einkommen von 300'000
und einem Vermögen von 5 Millionen Franken
beginnt der Steuersatz zu sinken, wird also
die Progression zur Degression. Dabei sind die
Kantone im internationalen Steuer- und Standortwettbewerb
fast konkurrenzlos.
Auf einer Liste mit den steuergünstigsten
europäischen Regionen (für Reiche
und Unternehmen) liegen 11 Kantone auf den vordersten
12 Plätzen. Die Schweiz liegt im internationalen
Vergleich nach Irland an 2.Stelle bei den Unternehmersteuern
und an 1. Stelle bei der Einkommenssteuer. Innerhalb
der Schweiz liegt der Kanton Zürich an
6. Stelle bezüglich Steuerattraktivität.
"Die Belastung mit Steuern gehört
(im Wirtschaftsraum Zürich) zu den tiefsten
im internationalen Vergleich. Dies gilt sowohl
für Unternehmenssteuern wie auch für
die persönlichen Einkommenssteuern. Internationale
Hauptsitze und Holdings profitieren von zusätzlichen
Steuervorteilen." (Zitat aus „Standortmarketing
Wirtschaftsraum Zürich 2004“ von
Crédit Suisse Economic und Policy Consulting)
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Wir
wollen nicht zwischen Pest und Cholera wählen
(Kahlschlag oder Steuererhöhung).
Die Antwort auf diese Spirale der unendlichen
Steuergeschenke an die Reichen und Unternehmer
kann nur eine sein:
Schluss mit dem Kürzen:
Das Geld dort holen wo es ist – bei den
Superreichen und Bonzen!
Unser Leben ist wichtiger als ihre Profite!
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Jetzt
erst recht !
Mehr
denn je ist es also jetzt nötig, auf die
Strasse zu gehen, gegen diese unsoziale und
ruinöse Kahlschlagspolitik zu protestieren.
Die Demonstration vom Donnerstag, 15. Dezember
um 17.30 Uhr am Walchetor, Zürich ist dafür
eine erste Gelegenheit!
Wir
rufen den Gewerkschaftsbund des Kantons Zürich
sowie alle Gewerkschaften und Personalverbände
des öffentlichen Dienstes dazu auf, diese
Demonstration zu unterstützen und ihre
Mitglieder dafür zu mobilisieren
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siehe
auch "Sanierungsprogramme des Kantons Zürich
seit 2003" |