Der
überwältigende Sieg (65% der Stimmen)
des Kandidaten der Arbeiterpartei, Luiz (Lula)
Inacio da Silva, in der brasilianischen Präsidentschaftswahl
vom Herbst 2002 hat in Lateinamerika grosse
Hoffnungen auf eine politische Wende ausgelöst.
Ein Jahr später ist die Enttäuschung
gross, und die Unterwerfung der neuen Regierung
unter das Diktat des imperialistischen Kapitals
scheint definitiv gefestigt zu sein. Wir veröffentlichen
dazu einen Beitrag von Ernesto Herrera, der
ein ungeschminktes Bild von Lulas Politik und
ihren Auswirkungen zeichnet, aber auch von Ansätzen
einer neuen linken Alternative berichtet. E.
Herrera ist Mitglied der nationalen Leitung
der linken Strömung des uruguayischen Frente
Amplio (Breite Front). Er war lange Zeit Führungsmitglied
der IV. Internationalen und bis im Februar 2003
Koordinator von deren politischen Arbeit in
Lateinamerika. Ernesto arbeitet regelmässig
mit Zeitschriften wie Desde los Cuatro Puntos
(Mexiko) oder Inprecor (Frankreich) zusammen.
In letzter Zeit hat er sich in Brasilien an
Aktivitäten des MES (Bewegung der sozialistischen
Linken; einer Tendenz in der Arbeiterpartei)
und der sozialen Bewegungen beteiligt.
Die Notwendigkeit, die brasilianische Situation
aufmerksam zu beobachten und sich keinen Illusionen
hinzugeben, folgt nicht nur aus der politischen
und ökonomischen Bedeutung des Landes für
den gesamten Kontinent. Die (radikale) Linke
auf der ganzen Welt hat die Arbeiterpartei (PT)
in den letzten zwei Jahrzehnten als wichtigen
Bezugspunkt und als Hoffnungsträgerin betrachtet,
was sich zum Beispiel im Interesse am partizipativen
Budget von Porto Alegre äusserte. Es ist
denn auch kein Zufall, dass die ersten Weltsozialforen
in der Hauptstadt des Gliedstaates Rio Grande
do Sul durchgeführt und wesentlich durch
die PT unterstützt und mit geprägt
wurden.
An der gescheiterten Ministerkonferenz der WTO
vom vergangenen September in Cancun (Mexiko)
schien die neue brasilianische Regierung ebenfalls
auf der Seite der Bewegung „für eine
andere Globalisierung“ zu stehen, insbesondere
durch ihre „entschlossene Haltung“
im Agrardossier. Bei genauerem Hinsehen zeigt
sich allerdings, dass sie für eine am Export
orientierte Landwirtschaft eintritt und die
Interessen der in Brasilien ansässigen
Agrarindustrie und Grossgrundbesitzer vertritt,
die eine Öffnung der wichtigsten Märkte
im Norden (USA, Europa) verlangen. Der jüngste
Entscheid der Regierung Lula, für die kommende
Saison erstmals den Anbau von gentechnisch modifiziertem
Soja zu erlauben, reiht sich nahtlos in diese
Politik ein. Brasilien zählt mit den USA
und Argentinien weltweit zu den drei grössten
Sojaproduzenten. In diesen zwei Ländern
ist der Anbau von Gen-Soja seit einiger Zeit
erlaubt. Der Entscheid der Regierung Lula öffnet
nun insbesondere dem US-Konzern Monsanto das
Tor nach Brasilien und ist ein harter Schlag
ins Gesicht der kleinen und mittleren Bauern
(von den Landlosen gar nicht zu sprechen)1.
Auch die kürzlich erfolgte Ankündigung
der brasilianischen Regierung, für 700
Mio. Dollars Kampfjets vom Typ Supersonic zu
kaufen, während das Programm zur Bekämpfung
des Hungers über gänzlich ungenügende
finanzielle Ressourcen verfügt, spricht
eine deutliche Sprache. Es dürfte sich
um das grösste Rüstungsgeschäft
in Lateinamerika seit dem Ende des Kalten Krieges
handeln.
Die internationalistische Linke muss sich im
Falle Brasiliens von ein Paar lieb gewordenen
Vorstellungen und Mythen verabschieden und unverzüglich
damit beginnen, den Widerstand gegen die Regierung
Lula zu unterstützen. Red.
Die
„Vorsicht“ ist der „Ratlosigkeit“
gewichen… und mündet inzwischen in
eine unbestreitbare Tatsache: Die Politik der
Regierung Lula ist kein „sozialliberaler
Ausrutscher“, sondern Ausdruck einer unumkehrbaren
Option.
Die
neoliberale road map
Der Soziologe und Ökonom André Gunder
Frank2
ging in dieser Hinsicht noch weiter: Er verglich
Lula mit dem ehemaligen Anführer von Solidarnosc,
Lech Walesa, der nach seiner Wahl zum Präsidenten
Polens eine konservativere Wirtschaftspolitik
umsetzte als seine Vorgänger. Übertreibt
Gunder Frank?
Als er am 1. Januar 2003 sein Amt antrat, versprach
Präsident Luiz Inacio da Silva, kurz Lula
genannt, die Eintreibung der „jahrhundertealten
sozialen Verschuldung dieses Landes“ und
kündigte die Überwindung des „verfluchten
Erbes“ an, das Präsident Fernando
Henrique Cardoso (F.H.C.) und seine neoliberalen
Vorgängerregierungen hinterlassen haben.
Doch davon ist nichts zu sehen. Im Gegenteil
ist an die Stelle der Veränderung eine
absolute Kontinuität getreten.
Die Regierung Lula hat schlussendlich die Spielregeln
des transnationalen Kapitals akzeptiert. Sie
hat einer Überwachung durch den IWF, die
Grossbanken und die wichtigsten Aktionäre
des privatisierten brasilianischen Staates zugestimmt.
Sie hat die „Reform“ der Altersvorsorge
zu Gunsten privater Pensionsfonds durchgesetzt.
Sie arbeitet an der von Washington verlangten
„Steuerreform“.
Unterwegs mit ihrer neoliberalen road map bereitet
die Regierung Lula (auf Verlangen der Unternehmerverbände
und des IWF) die Flexibilisierung der Arbeitsgesetze
vor. Ihre Politik führt zur Erhöhung
der Verschuldung des Staates im Vergleich zum
Bruttoinlandprodukt (BIP). Sie verteidigt die
„Autonomie“ der Zentralbank, bei
der es sich in Wirklichkeit um den verlängerten
Arm der Fed (Federal Reserve: US-amerikanische
Zentralbank) handelt.
Alles bleibt wie bisher… oder wird noch
schlimmer. Die Arbeitslosigkeit erfasst 20%
der aktiven Bevölkerung in den grossen
Städten. Das durchschnittliche Familieneinkommen
ist zwischen Juli 2002 und Juli 2003 um 16%
gesunken. Der Endverbrauch der Haushalte ging
in den ersten vier Monaten des Jahres 2003 um
1% zurück. Mehr als die Hälfte der
Erwerbstätigen verfügen über
keinen Zugang zu sozialer Sicherheit. Zugleich
erreicht das Programm „Null Hunger“
(Fome Zero) nur 350'000 Personen. Seine Umsetzung
wird blockiert, und seine Finanzierung ist mehr
denn je abhängig von der Einführung
einer „sozialen Klausel“ und der
Reduktion des „primären Haushaltüberschusses“
(Haushaltüberschuss vor Bezahlung des Schuldendienstes;
Red.) in den nächsten Verhandlungen mit
dem IWF, sowie vom „Verständnis“
der Weltbank und von einer „milden Gabe“
transnationaler Konzerne wie Coca-Cola oder
Nestlé.
Die von den Landlosen eingeforderte Landreform
wird zu Gunsten eines Modells der Export orientierten
Landwirtschaft umgestaltet und entspricht nun
den Interessen der transnationalen Konzerne
der Agrar- und Ernährungsindustrie. Die
kürzlich erfolgte Absetzung des Präsidenten
des INCRA (Nationales Institut für Landwirtschaft
und Landreform), Marcelo Resende, welcher der
Bischöflichen Landkommission nahe steht,
versetzt den Hoffnungen von Millionen Bauern
einen tödlichen Schlag. Und die Ankündigung,
dass in diesem Jahr nur 7'000 Familien (statt
wie zuerst versprochen 60’000) Land erhalten
werden, zeigt, dass die Regierung sich dafür
entschieden hat, dem Druck der Grossgrundbesitzer
nachzugeben. Deren Interessen vertritt der Landwirtschaftsminister
Roberto Rodrigues.
Vor diesem Hintergrund nimmt der Minister für
landwirtschaftliche Entwicklung, Miguel Rossetto,
von Tag zu Tag eine noch stärker untergeordnete
Position ein3.
Zugleich verschärft sich der Krieg auf
dem Land: Die bewaffneten Truppen der Grossgrundbesitzer
haben seit Beginn des Jahres über 30 Landlose
getötet… Dennoch werden nur Anführer
der MST (Organisation der Landlosen, Red.) ins
Gefängnis gesteckt, unter ihnen José
Rainha und Felinto Procopio dos Santos.
Schliesslich sieht der dem Kongress vorgelegte
Entwurf für das Budget 2004 eine Reduktion
aller Sozialausgaben vor, während die Bezahlung
der Zinsen auf die Auslandschulden nicht angetastet
wird.
Unvereinbare
Verpflichtungen
Versuchen wir diese Entwicklung zu erklären.
Bevor sie an die Macht kamen, haben Lula und
die führende Fraktion der Arbeiterpartei
(PT) ein Bündnis mit entscheidenden Sektoren
der herrschenden brasilianischen Klasse geschlossen,
um „den Binnenmarkt“ und den „produktiven
Kapitalismus“ zu entwickeln und eine „gerechte
Verteilung des Volkseinkommens“ zu bewerkstelligen:
So lautete die mit Werbetrommeln untermauerte
Botschaft. Lula und die führende Fraktion
der PT haben sich mit den Finanzmärkten
geeinigt. Dies führte zu unvereinbaren
Verpflichtungen: Die von der armen und arbeitenden
Bevölkerung verlangte Veränderung
auf der einen, die Verträge und Vereinbarungen
mit dem IWF, den Banken und letztlich den grossen
Kapitalisten auf der anderen Seite.
Natürlich erwartete kaum jemand den Beginn
eines „Übergangs zum Sozialismus“,
weil die führende Fraktion der PT –
Lula und die Strömung „Artikulation“
– jede Veränderung von ihrer Vereinbarkeit
mit den kapitalistischen Institutionen abhängig
machte. Durch ihre politische und materielle
Anpassung an den Staatsapparat hat sich die
führende Fraktion der PT ein für allemal
vom revolutionären Kampf verabschiedet.
Auch glaubten nur wenige an die Möglichkeit,
einen Prozess des „demokratischen Bruchs“
zu beginnen oder sogar die Erfahrung des Partizipativen
Budgets auszuweiten, deren Zentrum nach wie
vor in Porto Alegre liegt.
Die führende Fraktion der PT hat sich in
eine Kraft verwandelt, welche die bürgerliche
Ordnung unterstützt… auch wenn sie
sich als Opposition gegenüber den verschiedenen
neoliberalen Regierungen verhalten hat und dabei
ihren Tonfall jeweils an die Stärke der
sozialen Bewegungen anpasste. Die ideologische
Anpassung und die Akzeptanz der These von der
„Neutralität“ der Institutionen
der bürgerlichen Demokratie haben nicht
nur jede am Klassenkampf orientierte und antikapitalistische
Perspektive zum Verschwinden gebracht, sondern
auch eine schüchterne anti-neoliberale
Haltung. Die Schicht der Bürokraten mit
„staatsmännischen“ Ambitionen,
die sich in langen Jahren des Elektoralismus,
der parlamentarischen Privilegien und Unternehmer-
und Verwaltungstätigkeiten (in den Gliedstaaten
der Föderation und in den Städten)
herausgebildet hat, bekräftigt nun definitiv
die Strategie des Zugangs zum Planalto (Regierungspalast
in Brasilia, Red.) als „Veränderung
ohne Bruch“, die eine „demokratische
Regierbarkeit“ garantiert4.
Zu diesem Zweck müssen unbedingt das „soziale
Chaos“ und eine „unregierbare Situation“
verhindert werden, die aus einem „Überschuss
an Forderungen“ und der „Unmöglichkeit,
sie zu befriedigen“ entstehen könnten.
Dass dies den Einsatz von bewaffneten Banden
verlangt, sowie den Rückgriff auf Opportunisten,
welche „die Regierung verteidigen“
statt die Interessen der ArbeiterInnen, und
den Ausschluss der „Radikalen“ aus
der PT, die nicht mit der Tradition des Kampfes
und der Verpflichtung für jene von unten
brechen wollen: All dies berührt das geschäftige
Treiben der Regierung und des Lulismus nur am
Rande.
Nach acht Monaten Regierungstätigkeit der
PT werden zwei Elemente positiv verbucht. Zum
einen die als „unabhängig“
und „fortschrittlich“ bezeichnete
Aussenpolitik. Es handelt sich um eine Mischung
aus kritischen Äusserungen zur Globalisierung
an internationalen Foren und der Verurteilung
des „Terrorismus“; aus Initiativen
zur Stärkung des Mercosur5
und „strategischem Bündnis“
mit Argentinien; aus Handelsverträgen mit
Venezuela und der Gemeinschaft der Andenstaaten
sowie der Hoffnung auf eine ALCA6
light, die sich auf die Illusion stützt,
dass Verhandlungen mit Bush (und den Kreisen,
die er vertritt) zu nennenswerten Konzessionen
führen könnten.
Zum andern die Umfragen über die „öffentlichen
Meinung“, dieser Mechanismus der Manipulation
der „BürgerInnen“, der die
Funktionsweise der Partei ersetzt und jeder
anderen Form der partizipativen Demokratie vorgezogen
wird. Am 23. August bezeichneten 45% der Befragten
die Regierungstätigkeit von Lula als sehr
gut (optima), das waren drei Prozent mehr als
im Juli. 42% gaben ihr das Prädikat „zufrieden
stellend“ (regular) und nur 10% betrachteten
sie als „schlecht“ (mala).7
Applaus von der Tribüne. In dieser Logik
des reinen politischen Marketings ist die Tatsache,
dass seit dem Monat April 38% der Befragten
Lula der „Mitte“ oder einer „Mitte-Rechts“-Position
zuordneten, bedeutungslos. Dies bestätigen
die Worte des Präsidenten selbst, der kürzlich
bei seinem Besuch in Venezuela verkündete:
„In meinem ganzen Leben habe ich es nie
gemocht, als Linker bezeichnet zu werden.“
Erste
Anzeichen eines Bruchs
Laut Senatorin Heloisa Helena8
können jene Abgeordneten, die der Gegenreform
bei der Altersvorsorge9
zugestimmt haben, nur noch als „Feiglinge“
bezeichnet werden. Den Kongress hat sie als
einen „Basar der Schande“ bezeichnet10.
Heloisa Helena ist eine unnachgiebige Kritikerin
der neoliberalen Politik der Regierung Lula
und eine Protagonistin des Widerstandes der
revolutionären Linken und der sozialen
Bewegungen. Sie hat es zum Beispiel abgelehnt,
der Ernennung von Henrique Meirelles (internationaler
Präsident der Bank of Boston zwischen 1996
und August 2002) zum Präsidenten der Zentralbank
zuzustimmen. Ihre Zugehörigkeit zur parlamentarischen
Fraktion der PT ist zurzeit sistiert.
Die Abstimmung über die Altersvorsorge
stellt eine Wende dar. Mit der Zustimmung des
Parlaments11
erreicht die Regierung Lula einen doppelten
politischen Sieg: Sie sendet ein beruhigendes
Signal an den IWF und die ausländischen
Investoren der Pensions- und Anlagefonds aus
und bekräftigt ihre Bekehrung zum Markt.
Zugleich erreicht sie die Kapitulation eines
Teils der Abgeordneten des so genannten „Linken
Lagers“.
Mit dieser Kapitulation neutralisiert sich das
„Linke Lager“, das der Gegenreform
zugestimmt hat, als Pol des Widerstands gegen
die Politik der Regierung und der führenden
Fraktion der PT selbst… sofern sie nicht
doch noch grundsätzlich ihre Strategie
ändert und mit ihrer institutionalisierten
Bequemlichkeit bricht. Zugleich verwendet die
Regierung das Versagen des „Linken Lagers“
dazu, den Sorgen gewisser Sektoren der Bourgeoisie
– und der nationalen und internationalen
Medien – betreffend die Konstellation
der inneren Strömungen der PT ein Ende
zu setzen: Es hiess, die „Radikalen“
verfügten über 30% der Mandate in
der Partei sowie in der parlamentarischen Fraktion.
Doch dieser erste Sieg der Regierung Lula wurde
nicht ohne Kosten erreicht. 60'000 DemonstrantInnen
in Brasilia, ein massiver Streik der Beschäftigten
des öffentlichen Sektors, die Stärkung
einer am Klassenkampf orientierten internen
Opposition gegen die Bürokratie der CUT12
sowie die Verurteilung der führenden Fraktion
der PT durch viele AktivistInnen der sozialen
Bewegungen und politischen Linken sind erste
Anzeichen eines politischen Bruchs mit der Regierung.
Dieser Prozess beschleunigt sich umso mehr,
als gute Teile des aktiven politischen Widerstands
und der sozialen Bewegungen nun deren Politik
„erleben“. Dies zeigt das Beispiel
von mehreren Tausend StudentInnen in Salvador
(einer Stadt mit 2.5 Millionen EinwohnerInnen,
Red.), die gegen die Erhöhung der Verkehrstarife
protestieren. Die politische und strategische
Entwicklung der PT kommt nun also zu ihrer vollen
Entfaltung. Es hat ein politischer Klärungsprozess
begonnen, der – es ist beinahe überflüssig,
dies zu erwähnen – durch ganz unterschiedliche
Erwartungen, Rhythmen und Erfahrungen geprägt
sein wird.
Zehntausende AktivistInnen der sozialen Bewegungen
und der PT lehnen es ab, das Spiel mitzuspielen.
Sie bringen ihre Empörung zum Ausdruck
und verurteilen das, was sie als bedingungslose
Kapitulation der Regierung und der PT betrachten.
Flugblätter, Strassenplakate, Massenkundgebungen,
Gewerkschaftsversammlungen, StudentInnenkongresse
sowie öffentliche Seminare und Veranstaltungen
in verschiedenen Städten beklagen schon
den „Verrat“ der Regierung…
und der Abgeordneten, welche der Gegenreform
bei der Altersvorsorge zugestimmt haben.
Die Landlosen und Obdachlosen haben genug von
den Versprechen der Minister und sind mit der
Besetzung von Latifundien und öffentlichen
wie privaten Gebäuden zur direkten Aktion
übergegangen. Zahlreiche Intellektuelle
und Ökonomen der Partei kritisieren die
neoliberale Wirtschaftspolitik, die jener von
F.H.C. aufs Haar gleicht, in scharfen Tönen.
Die Freude der am meisten bewussten und politisierten
Sektoren der Volksbewegung an der Regierung
neigt dem Ende zu. Es beginnt eine Phase von
Instabilität, Erfahrungen und sich häufenden
Auseinandersetzungen mit dem gegenwärtigen
Regime der politischen Herrschaft. In dieser
Situation reorganisiert sich eine neue gesellschaftliche
Avantgarde, die von der PT getrennt ist oder
sich jetzt von ihr löst, um einen neuen
politischen Bezugspunkt zu finden.
Doch „wenn ein solcher Bezugspunkt nicht
in nächster Zeit entsteht, werden wir einen
Prozess der Zersplitterung erfahren, und die
Enttäuschung gegenüber der Regierung
wird zu einer Desorganisierung und einem Rückschlag
führen. Der sich zur Linken öffnende
Raum wird in dieser Form nicht sehr lange Bestand
haben.“13
Gleichzeitig organisieren sich die sozialen
Bewegungen mit der Erarbeitung eines alternativen
Programms neu, das „die Hoffnung organisieren“
und „der Notwendigkeit entsprechen (soll),
die Aktionen der sozialen Bewegungen in der
neuen, durch Lulas Wahl entstandenen Situation
zusammenzuführen und dabei zu versuchen,
einen gemeinsamen Forderungskatalog zu entwickeln,
um das Lager der Veränderungen, der Entwicklung
und der Aufwertung der Arbeit zu stärken.“14
Die Vorstellung, nach der die Ausrichtung der
Regierung weiterhin umkämpft und noch nicht
entschieden sei, löst sich in nichts auf
oder wird als taktisches Alibi aufrechterhalten,
um „die Isolierung zu vermeiden“.
Das Kräfteverhältnis zwischen den
Konservativen und den wenigen „fortschrittlichen
Kräften“ ist und bleibt sehr ungleich
zu Gunsten der erstgenannten. Die führende
Fraktion der PT und ihre neuen Verbündeten
(Banken, Unternehmen, Grossgrundbesitzer, korrupte
PolitikerInnen der PMDB (Partei der demokratischen
Bewegung Brasiliens) wie Sarney und andere Überläufer)
halten das Steuer fest in der Hand… seit
Beginn der ganzen Fahrt.
Für die revolutionäre Linke gibt es
keinen Zweifel, was das Wirtschaftsprogramm
in seinen Grundzügen angeht. Luciana Genro
präzisiert: „Der gewählte Weg
ist ausserordentlich klar und entspricht einer
Vertiefung des neoliberalen Modells. Es gibt
überhaupt keine Anzeichen von Elementen
innerhalb der Regierung, die eine Wende anstreben
würden. Andererseits setzen die Bündnisse
den Absichten gewisser Sektoren der Regierung
enge Grenzen (…). Es ist unmöglich
zu sagen: „Ich habe das Vertrauen der
Märkte gewonnen, und jetzt tue ich, was
ich will.“ Denn dieses Vertrauen muss
Tag für Tag neu gewonnen werden. Die PT
hat sich eindeutig dafür entschieden, die
Aussenschuld weiter zu bezahlen, und es ist
unmöglich, Veränderungen ohne Brüche
umzusetzen.“15
Die Regierung kann ein bisschen mehr in die
Mitte oder nach links lavieren, und sogar manchmal
ihre Zähne zeigen, um soziale Sensibilität
vorzuspielen. Aber im Kern ändert das alles
nichts. So gesehen lässt sich weder die
Beteiligung an der Regierung noch die Taktik
einer kritischen cohabitation mit der führenden
Fraktion der Partei mit einer Politik der Akkumulation
revolutionärer und sozialistischer Kräfte
vereinbaren.
Eine
neue Alternative
Die von der Rechten beeinflussten Massenmedien
malen bereits das Gespenst an die Wand: „Die
Radikalen aus der PT diskutieren über die
Gründung einer neuen Linkspartei“,
oder „Die Radikalen der PT kündigen
eine neue Partei an.“17
Die führende Fraktion der Partei und Präsdient
Lula selbst machen sich über dieses politische
Phänomen lustig: „Ich habe gelernt,
dass es eine bestimmte Art von Leuten gibt,
die man besser gegen sich statt auf seiner Seite
hat.“18
Die opportunistischen Verbündeten des Lulismus
schlagen in dieselbe Kerbe und reduzieren die
Radikalen auf eine kleine Minderheit, die nostalgisch
vergangenen Zeiten nachtrauert: „Ich will
die am schlechtesten Informierten darauf hinweisen,
dass die Haltung gewisser Leute, Spannungen
ohne Rücksicht auf Verluste zu entwickeln,
Teil einer politischen Strategie ist. Sie wollen
aus der PT ausgeschlossen werden. Sie glauben,
es sei an der Zeit, eine neue, wirklich revolutionäre
Partei aufzubauen. Letztlich sind sie in einem
alten Schema gefangen, jenem der Russischen
Revolution von 1917.“19
Andere halten ihren verunsicherten und unzufriedenen
AktivistInnen die Gefahr vor Augen, der Prozess
eines Bruchs und einer Neuorganisation werde
zur Ansammlung doktrinärer „trotzkistischer
Strömungen“ führen.
Die einen wie die anderen vollziehen eine irreführende
Operation mit dem Ziel, die Bedeutung des Bruchs
auf ein Paar wenige AktivistInnen zu reduzieren,
vor allem auf drei Abgeordnete und eine Senatorin.20
Sie verschliessen die Augen vor der Tatsache,
dass an der Basis der Partei, in den Universitäten,
Unternehmen, Fabriken und Volksbewegungen bereits
Zehntausende zu verstehen beginnen und erste
politische Schlussfolgerungen ziehen. Sie wollen
unter keinen Umständen einsehen, dass der
harte Kern der Arbeiter-, Bauern- und Volksbewegungen
kein lebenslanges Bündnis mit dem Lulismus
eingegangen ist.
Der Aufbau einer neuen linken Alternative steht
an… und ist unumgänglich. Ist er
Ausdruck eines krankhaften Linksextremismus?
Auch der Ökonom und anerkannte Parteisprecher
Plinio Arruda Sampaio Jr, der ein von über
2'000 Personen unterzeichnetes Dokument lanciert
hat, stellt kategorisch fest: „Wir erleben
eine neue neoliberale Welle. Und die Ironie
der Geschichte besteht daraus, dass diese neue
neoliberale Welle von einem Arbeiter angeführt
wird. Wir befinden uns in einer sehr schwierigen
Situation. Die Partei, die wir in 25 Jahren
harter Arbeit aufgebaut haben, zerfällt.“21
Und auch Waldemar Rossi, ehemaliger Gewerkschaftsführer
in der Metallindustrie und Mitglied der Bischöflichen
Arbeiterkonferenz, betont: „Die Treue
zur Partei ist also zu relativieren. Sie gilt
nur solange, wie diese sich in den Dienst der
sozialen Gerechtigkeit stellt und einen richtigen
Weg zu deren Umsetzung verfolgt.“22
Unter diesen neuen politischen Bedingungen haben
sowohl die Diskussion als auch die Bewegung
für den Aufbau einer linken Alternative
mit einem klar definierten programmatischen
Profil Form angenommen. Einen ersten Schritt
stellte die Initiative der Abgeordneten Luciana
Genro, Joao Bautista Babà und Joao Fontes
dar: „Es ist unsere Pflicht, zusammen
mit den Tausenden von AktivistInnen, die Nein
zur New PT sagen, den Widerstand und den Aufbau
einer neuen Alternative zu organisieren. Zuerst
werden wir mit den AktivistInnen in der PT,
den kämpferischen GewerkschaftsführerInnen
und den in den sozialen Bewegungen engagierten
Personen grundsätzlich über die notwendige
Alternative diskutieren. Wir werden mit ihnen
und mit der Senatorin Heloisa Helena entscheiden,
wie es weitergehen soll. Es ist wichtig zu betonen,
dass die Meinung von Heloisa Helena für
uns stark ins Gewicht fällt. Wir werden
sie unterstützen und begleiten, falls sie
sich um das Bürgermeisteramt von Maceio
(Hauptstadt des Bundesstaates Alagoas, für
den sie im Senat sitzt, Red.) bewirbt, und werden
ihr beim Kampf für die Demokratie in der
Partei mit allen Mitteln zur Seite stehen. In
dieser Hinsicht stellt unser Ausschluss dieselbe
Grenze dar wie jene, an die Tausende von Mitgliedern
der PT stossen, die das Manifest der Not gegen
den Hunger, die Armut und die Arbeitslosigkeit
unterzeichnet haben. (…) Wir werden unsere
Kontakte zu diesen Tausenden von AktivistInnen,
die ihrer politischen Tradition treu bleiben,
erhalten und weiter entwickeln. Wir werden zum
Aufbau eines neuen politischen Instruments aufrufen,
einer antikapitalistischen, antiimperialistischen,
demokratischen, kämpferischen und an Klasseninteressen
orientierten Partei, welche die Vielzahl der
linken sozialistischen Strömungen erfasst
und alle Sektoren der PT aufnimmt, die dies
wünschen, sowie die GenossInnen der PST-U,
die bereits zum Aufbau einer neuen Partei aufgerufen
haben.“23
Die PST-U (Vereinigte Sozialistische Arbeiterpartei)24
hatte bereits die Gründung „einer
Bewegung für eine neue Partei (vorgeschlagen),
die alle AktivistInnen, Radikalen der PT, die
PST-U und die in den sozialen Bewegungen engagierten
Personen im Kampf für eine kämpferische
und auf Massenmobilisierungen ausgerichtete
Alternative für die brasilianischen Lohnabhängigen
vereint.“25
Inzwischen ist sie allerdings auf die Bremse
getreten und vertritt heute die Meinung, die
Gründung einer neuen Partei wäre überstürzt.
Die PST-U schlägt die Diskussion über
ein Projekt vor, bei dem es sich nicht um eine
„Vereinbarung auf oberster Ebene“
handeln soll, und bietet ihren Status als gesetzlich
registrierte Partei an, um die Teilnahme von
parteifremden Personen an den Gemeindewahlen
vom Oktober 2004 zu ermöglichen. 26
Jenseits solcher Verrenkungen und taktischen
Manöver (die mit legitimen politischen
Differenzen, sektiererischer Blindheit und/oder
hegemonialen Ambitionen zu tun haben können)
steht fest, dass die Zeit für eine linke
Alternative gekommen ist. Valerio Alcary27
umschreibt eine erste Herausforderung: „Eine
Einheitsbewegung aufbauen, ausgehend von diesem
dramatischen Moment, den die brasilianische
Linke erlebt. Eine Bewegung, die alle lebendigen
Kräfte des Klassenkampfes aufnimmt, um
eine neue politische Alternative zu entwickeln.“
Eine Bewegung, die grundsätzlich „Erneuerung
und Radikalität miteinander verbindet.“
28
Alle linken Strömungen in der PT (wo zweifellos
die stärkste politische Akkumulation marxistischer
und revolutionärer Kräfte zu finden
ist) sind mit diesem strategischen Dilemma konfrontiert.
Dasselbe gilt für die PST-U, in der verschiedene
Meinungen existieren. Spannungen, Neuausrichtungen
und Brüche mit der institutionellen Routine
stehen auf der Tagesordnung.
Von entscheidender Bedeutung wird es allerdings
sein, ob diese Kräfte fähig sind,
sich mit den vielfältigen Aktivitäten
der sozialen Bewegungen und der Ausweitung und
Radikalisierung der Widerstandskämpfe zu
verbinden. Auf dieser Ebene wird der Ausgang
des beginnenden Kampfs entschieden.
Auswirkungen
auf internationaler Ebene
Die „ursprüngliche PT“ zerfällt
als Klassenpartei, reale Option der Veränderung
und massiver Ausdruck des Widerstands gegen
Neoliberalismus und Imperialismus. Ihr Scheitern
ist in dieser Hinsicht von sehr grosser Bedeutung.
Wenn es stimmt, dass die PT und die Regierung
Lula für die Kräfte eines unnachgiebigen
Widerstands gegen den Neoliberalismus in der
Bevölkerung, die zahlreiche Proteste, Revolten
und revolutionäre Aufstände wie den
Argentinazo29
ausgelöst haben, für die Bewegung
„für eine andere Globalisierung“,
die sich gegen die räuberische und kriegerische
Offensive des Imperialismus wendet, und für
die sozialistische Linke, die sich in der Hitze
der Kämpfe und Radikalisierung der Massen
entwickelt, ein „Experimentierfeld sozialer
und politischer Erfahrungen“ ist, dann
betrifft dieser „sehr schwierige Moment“
nicht nur die brasilianischer Linke.
Die Transformation des Wesens der PT und der
unumkehrbare Kurs der Regierung Lula verstärken
alle „sozialliberalen“ Neigungen
eines Teils der lateinamerikanischen Linken,
der durch eine „Regierungskultur“
geprägt ist. Sie stärken auch der
konservativen Idee den Rücken, nach der
die ungünstigen Kräfteverhältnisse
und das tragische Erbe des Neoliberalismus es
verunmöglichen, „strukturelle Reformen“
in die Wege zu leiten, um die grundlegendsten
und dringendsten sozialen Bedürfnisse zu
befriedigen. Vor dem Hintergrund einer verschärften
imperialistischen Re-Kolonisierung (Plan Colombia,
Versuche zur Destabilisierung von Chavez in
Venezuela, Embargo und Angriffe gegen Kuba,
Puebla-Panama-Projekt, ALCA, Strukturanpassungsprogramme
des IWF, Aussenverschuldung und drakonische
Regeln der WTO) stellt die bedingungslose Kapitulation
der Regierung Lula und der führenden Fraktion
der PT eine schwer wiegende Hypothek dar. Ihre
Entwicklung nach rechts und ihr Scheitern führen
ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, in dem der
Legitimitätskrise des neoliberalen „Modells“
ein Prozess der Organisierung, Mobilisierung
und Radikalisierung der sozialen Linken in ganz
Lateinamerika gegenüber steht, zu viel
Konfusion, Desorientierung und Verzweiflung.
In dieser Situation stehen die marxistisch-revolutionären
Kräfte vor einer doppelten Herausforderung.
Zum einen geht es um die erneute Herausbildung
einer politischen Übergangsperspektive,
die von den sozialen Kämpfen ausgeht. Sie
muss erneuernd und radikal sein. Zum andern
muss in der Praxis – ohne hinterlistiges
oder „organisches“ (organisatorisches)
Kalkül – eine neue Strategie der
Re-Gruppierung der antikapitalistischen und
sozialistischen Linken auf nationaler, regionaler
und internationaler Ebene entwickelt werden.
Dazu braucht es gemeinsame Kampagnen, Initiativen
und Aufgaben, welche über die selbstgefällige
Kongresse, akademischen Foren und Seminare im
NGO-Stil mit ihren mehr oder weniger gelehrten
Diskussionen hinausgehen.
Natürlich gibt es ein erstes notwendiges
Zusammentreffen: die Unterstützung und
politische Solidarität mit dem Kampf der
Linken und der sozialen Bewegungen in Brasilien,
die trotz aller vorstellbaren Schwierigkeiten
– und ohne vorgegebenen Zeitplan –
den (erneuten) Aufbau einer revolutionären
Alternative an die Hand nehmen. Nur dieser Weg
kann zur Wiederaneignung dieses „Volksmandates“
führen, auf das sich Pachakutik und die
Bewegung der Indigenen in Ecuador beim Bruch
mit der neoliberalen Regierung von Lucio Gutierrez
berufen haben. 5. September 2003
1
Vgl. dazu das Interview mit dem
Abgeordneten Adao Pretto auf der Webseite unserer
Schwesterzeitschrift à l’encontre
(www.alencontre.org).
2
Folha do Sao Paulo, 24. August 2003.
3
Miguel Rossetto ist Mitglied von
Democracia Socialista (DS), einer Tendenz der
Arbeiterpartei (PT). Es handelt sich um die
brasilianische Sektion der IV. Internationalen
(Red.).
4
So die Worte von Marco Aurelio Garcia, wichtige
Figur im Prozess der Sozialdemokratisierung
der PT und aussenpolitischer Berater von Lula,
an der Konferenz „Parteiensysteme und
Rolle der politischen Parteien im demokratischen
System“ (Montevideo, Juni 2003).
5
Der Mercosur ist eine 1991 geschaffene
Freihandelszone, der Brasilien, Argentinien,
Uruguay und Paraguay angehören. Bolivien,
Chile und Peru sind assoziierte Länder
(Red.).
6
Die ALCA (engl.: FTAA) ist das Projekt
einer panamerikanischen Freihandelszone von
Alaska bis Feuerland, das sich am Vorbild der
NAFTA orientiert, die seit 1994 die USA, Kanada
und Mexiko umfasst und den Aufstand der ZapatistInnen
ausgelöst hat (Red.).
7
Umfrage Dadafolha, publiziert in
der Folha de Sao Paulo, 31. August 2003.
8
Heloisa Helena ist Senatorin des
Staates Alagoas und Aktivistin von Democracia
Socialista (DS). Ihre politische Haltung steht
in einem vollständigen Widerspruch zur
Ausrichtung der DS, die in der Regierung Lula
mit dem Minister für landwirtschaftliche
Entwicklung, Miguel Rossetto, vertreten ist.
9
Die brasilianische „Reform“
der Altersvorsorge gleicht sehr stark der Vorlage,
welche die Regierung Raffarin in Frankreich
kürzlich gegen eine massive Streikbewegung
durchgesetzt hat: Es handelt sich um einen Angriff
auf die Rechte der Beschäftigten des öffentlichen
Sektors unter dem Vorwand des „Abbaus
von Privilegien“ und der „Gerechtigkeit“
(Red.).
10
Pressedienst der IV. Internationalen
für Lateinamerika, 7. August 2003.
11
Gegen diese „Reform“
gestimmt haben nur die Abgeordneten Luciana
Genro (Bundesstaat Rio Grande do Sul, Bewegung
der sozialistischen Linken), Joao Bautista Babà
(Bundesstaat Parà, Sozialistische Arbeiterströmung
(CST)) und Joao Fontes (Bundesstaat Sergipe,
gehört keiner Tendenz der PT an). Die Mehrheit
der PT-Abgeordneten auf Bundesebene hat zugestimmt.
Das gilt auch für die meisten VertreterInnen
von DS und Linke Artikulation, die aus Gründen
der „Parteidisziplin“ so gestimmt
haben. Acht Abgeordnete, unter ihnen zwei von
DS, haben sich bei der ersten Lesung der Stimme
enthalten. Bei der zweiten Lesung hat auch der
Abgeordnete Walter Pinheiro (Bundesstaat Bahia,
DS) gegen die Vorlage gestimmt.
12
Die CUT ist die grösste Gewerkschaftskonföderation
Brasiliens und stark mit der PT verbunden (Red.).
13
Infor-MES vom 12. August 2003; Dokument
der MES zur nationalen Lage und politischen
Ausrichtung.
14
Koordination der sozialen Bewegungen,
an der insbesondere die MST, die CUT, die UNE
(Nationale Organisation der StudentInnen) und
die Bischöfliche Arbeitskonferenz teilnehmen.
Fünf regionale Treffen haben im August
stattgefunden. Das erwähnte Dokument kann
auf Rebélion vom 21. August 2003 gelesen
werden (www.rebelion.org).
15
„Lula ist die Fortführung
von Cardoso“, Interview mit L. Genro in
der Wochenzeitschrift Brecha, Montevideo, 22.
August 2003.
16
Gemeint ist die Haltung „linker
Strömungen“, in der PT zu bleiben
(Red.).
17
Folha de Sao Paulo, 30. August und
2. September 2003.
18
„Meine
Geschichte steht mit diesem Mandat auf dem Spiel“,
Interview in der Zeitschrift Veja, Sao Paulo,
20. August 2003.
19
Lindberg Farias, Bundesabgeordneter,
Rio de Janeiro: „Was man nicht tun soll?“,
Folha de Sao Paulo, 20. August 2003.
20
Gemeint sind die Abgeordneten, die gegen die
„Reform“ der Altersvorsorge gestimmt
haben, und die Senatorin Heloisa Helena (Red.).
21
Beitrag am internationalen
Seminar „Eine andere Welt ist möglich.
Der Aufbau einer antikapitalistischen Linken“,
das die MES am 15. August 2003 in Porto Alegre
organisiert hat.
22
Infor-MES, Porto Alegre,
August 2003.
23
„Öffentliche Mitteilung
an die Mitglieder der PT“, verbreitet
an einem Meeting in Rio de Janeiro am 1. September
2003. Der vollständige Text in spanischer
Sprache kann auf der Webseite von Espacio Alternativo
gelesen werden (www.espacioalternativo.org).
24
Die PST-U ist die stärkste
trotzkistische Kraft in Brasilien. Sie zählt
über 2'000 gut organisierte AktivistInnen
und verfügt über eine bedeutende Verankerung
in Gewerkschaften, Universitäten und Sektoren
der Jugend. Bei den Präsidentschaftswahlen
von 2002 erhielt ihr Kandidat und nationale
Präsident, José Maria de Almeida
(Zé Maria), 400'000 Stimmen. Die Partei
ist im Parlament nicht vertreten. Sie betrachtet
die Regierung Lula als „Volksfront und
Form der Klassenkollaboration, das heisst als
aussergewöhnliche bürgerliche Regierung,
weil die Mehrheit der Bourgeoisie, wenn dies
möglich wäre, eine Regierung aus ihrem
eigenen Kreis vorziehen und zu dieser mehr Vertrauen
entwickeln würde“ (Marxismo Vivo,
Nr. 6, November 2002). Red.
25
Opinao Socialista, Nr. 156,
8. August 2003.
26
Der gesetzliche Status ist
wichtig, denn das brasilianische Gesetz verbietet
die Teilnahme an diesen Wahlen allen Personen,
die am 2. Oktober 2003 keiner registrierten
Partei angehörten. Die acht Punkte des
neuen Vorschlags der PST-U können auf deren
Webseite eingesehen werden (www.pstu.org.br).
27
Anführer der PST-U und
Mitglied des Instituts für Sozialistische
Studien, das die Zeitschrift Outubro (Oktober)
herausgibt. Beitrag am Seminar „Eine andere
Welt ist möglich. Der Aufbau einer antikapitalistischen
Linken“, 15. August 2003, Porto Alegre.
28
Ricardo Antunes, Soziologe
und Spezialist für Fragen der Arbeitsorganisation,
Aktivist der PT, Mitglied des Redaktionsrates
der MST-Zeitschrift Brasil do Fato und Herausgeber
der Zeitschrift Margen Izquierdo. Beitrag am
Seminar „Eine andere Welt ist möglich.
Der Aufbau einer antikapitalistischen Linken“,
15. August 2003, Porto Alegre.
29
Gemeint ist der argentinische
Volksaufstand von Ende 2001, der zum Sturz der
Regierung De la Rua führte und eine lange
Phase politischer Kämpfe und instabiler
Verhältnisse eröffnete (Red.).
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