Die Auswahl der Referenten passt zur Tradition
des SIAF, das zwar behauptet, „politisch
und wirtschaftlich“ unabhängig zu
sein, jedoch gleichzeitig „enge Beziehungen
mit einer Reihe von Partnern, die das Institut
sowohl finanziell als auch ideel unterstützen“
unterhält. Vom Nato-Generalsekretär
bis zu Wirtschaftsbossen wie Josef Ackermann
kommt nur das Spektrum von neoliberal bis rechtskonservativ
zu Wort. Vorstand und Kuratorium des SIAF lesen
sich wie ein „Who-is-who“ des Schweizerischen
FDP-UBS-Wirtschaftsfilz. Wir fragen uns: Was
hat das SIAF an der Uni zu suchen?
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Mit
dieser Veranstaltungsreihe bietet die Universität
Zürich genau den Kreisen eine Plattform,
die ohnehin schon einen starken Einfluss auf
die Hochschulen ausüben. So sitzen heute
im Universitätsrat, dem obersten Kontroll-
und Entscheidungsorgan der Universität,
Leute wie Hans-Ulrich Dörig (Vizepräsident
des Verwaltungsrates der CS Group) oder Andreas
Steiner (Präsident der Forschungskommission
von economiesuisse). Der durch den Regierungsrat
gewählte Universitätsrat ist u.a.
zuständig für die Ernennung, Beförderung
und Entlassung von ProfessorInnen und das Schaffen
und Aufheben von Studiengängen. Dies ist
ein Teil der Strategie der Privatwirtschaft
und der neoliberalen „think tanks“,
sich im Bildungssektor zu positionieren.
Immer mehr müssen Forschungsprojekte mit
Mitteln aus der Privatwirtschaft finanziert
werden, d.h. die WissenschaftlerInnen müssen
sich für ihre Forschungsanliegen direkt
an die Privatwirtschaft wenden. Solche Drittmittelbeschaffungen
erhöhen die Abhängigkeit der Hochschulen
von privaten wirtschaftlichen Interessen und
beeinflussen Form und Inhalt der Forschung (und
Lehre) massgeblich; die Investitionen in die
Forschungsarbeiten müssen sich schliesslich
für die Geldgeber auszahlen.
Die
Bolognareform leistet einen weiteren wichtigen
Beitrag, um die universitäre Ausbildung
ganz in den Dienst der Wirtschaft zu stellen.
Die 1999 verabschiedete Bologna-Deklaration
hält fest, dass es Ziel sei, „die
arbeitsmarktrelevanten Qualifikationen der europäischen
Bürger ebenso wie die internationale Wettbewerbsfähigkeit
des europäischen Hochschulsystems zu fördern“.
Das Kreditpunkte- und das Bachelor-/ Mastersystem
soll hierzu als Mittel für die Vergleichbarkeit
eben dieser Wettbewerbsfähigkeit dienen.
Daraus folgt:
-
die
Universitäten müssen als Dienstleistungsbetriebe
zunehmend in einem Standortwettbewerb bestehen
und sich somit der Konkurrenzlogik dieses
neuen Bildungsmarktes unterwerfen auf dem
mit der Bildung wie mit einer Ware gehandelt
wird.
-
die Berufsbefähigung (employability)
wird mehr und mehr zu einem massgeblichen
Kriterium für die Gestaltung der Studiengänge.
Marktwirtschaftlich nützliche Studiengänge
werden gefördert, geistes- und sozialwissenschaftliche
Studiengänge hingegen geraten in Bedrängnis.
Zudem fördern all diese Entwicklungen
den Prozess der „Elitisierung“
unseres Hochschulsystems, welcher durch
die Forderung von Wirtschaftsverbänden
nach 5000.- Studiengebühren pro Jahr
noch deutlicher wird. Wir wollen uns stark
machen für einen fairen Zugang zur
universitären Bildung.
Wir
wollen eine Universität, in der Bildung
in ihrer ganzen Vielfalt vermittelt und nicht
auf gewinnorientiertes Nützlichkeitsstreben
reduziert wird. Und wir wollen eine Universität,
die als starke, kritische Stimme ihren angemessenen
Platz in der Gesellschaft vertritt und entsprechend
demokratisch bestimmt wird.
Zyklus
des Grauens, Etappe 1: Daniel Vasella
Daniel
Vasella - Konzernchef und Verwaltungsratspräsident
von Novartis - ist vermutlich der mächtigste
Pharmamanager der Welt. Die Politik seines Weltkonzernes
macht keine gute Laune. Obwohl man sich einen
philantropischen Anstrich gibt, zeigt Novartis
immer dann seinen wahren Charakter, wenn die
astronomischen Gewinne (2008: 6,12 Milliarden
Euro) nur ansatzweise gefährdet sind. So
2001 in Südafrika, als Patente für
Aidsmedikamente geschäftsrelevanter waren
als Menschenleben. Oder 2007, als Novartis Indien
verklagte, weil dem Krebsmedikament Glivec Generika
drohten. Diese Auseinandersetzungen machen das
menschenverachtende Geschäftsmodell der
Pharmaindustrie kenntlich, die für jede
irrelevante Zivilisationskrankheit neue Pillen,
Kapseln und Crèmes auf unseren Markt
wirft, sich aber nicht darum schert, für
Aids und die „vernachlässigten Krankheiten“
in der Dritten Welt (Lepra, Gelbfieber, Cholera
etc.) endlich preisgünstige Medikamente
herauszubringen.
Im
Kontext schleichender Uni-Privatisierung besonders
beunruhigend: Novartis greift als Prototyp des
neoliberalen Unternehmens nicht nur über
hohe Drittmittel aktiv in die Wissenschaft ein,
sondern sitzt an der Uni-Basel auch schon im
einflussreichen Unirat.
Für
eine Uni, die sich nach unseren Interessen richtet,
und nicht nach denen der Privatwirtschaft!
univonunten@gmx.ch
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