Anlässlich
des vom SIAF (Schweizerischen Instituts für
Auslandforschung) organisierten Besuchs von
Nestlé-Verwaltungsrats-präsident
Peter Brabeck an der Universität Zürich
hat die Gruppierung Uni von Unten am Dienstag
wie angekündigt (vgl. unsere Communiqués
vom 6. und 12.5.) eine in der Sache vollkommen
entschlossene und lautstarke Protestkundgebung
vor und in der Uni durchgeführt. Mit Musik
und diversen Reden sowie einem Protestmarsch
vor den Vorlesungsraum Brabecks setzten gegen
200 TeilnehmerInnen ein starkes Zeichen. Zu
Wort meldeten sich vor der Uni ein Streikführer
der „Officine“, ein Mitglied der
AkuS (Aktion kritischer unabhängiger Studierender)
Basel, sowie eine Vertreterin der Unia Jugend,
welche letzte Woche in Luzern durch die Polizei
an einem friedlichen Protest gegen Brabeck gehindert
worden war.
Weitere
Mitglieder der Gruppe Uni von unten besuchten
das Referat selbst, um auch vor Ort Kritik an
Nestlés menschenverachtender Konzernpolitik
zu üben. Die Verschleierungsstrategien
eines Herrn Brabeck – eine Mischung aus
Blitzableiterpolitik (es wird Kritik in Bereichen
geübt, in denen Nestlé selbst nicht
mitmischt), rhetorischer und marketingtechnischer
Brillanz und süffisanter Grosszügigkeit
gegenüber Kritikern – waren so wirkungsvoll,
dass sich die NZZ „angesichts des Redeinhalts“
am Schluss fragen musste „woran die Studenten
eigentlich Anstoss genommen hatten“. Gerade
an solcherlei Fragen wird deutlich, wie „kritisch“
der Dialog innerhalb der Veranstaltung war und
wie „ernst“ die Gegenstimmen genommen
werden. Herr Brabeck appellierte am Schluss
zudem mahnend an das kostbare Gut der Meinungsfreiheit;
worauf die ZuhörerInnen dem grossen Verfechter
der Meinungsfreiheit, in dessen Namen u.a. Globalisierungsgegner
von attac bespitzelt (Schweiz), engagierte Gewerkschaftsführer
entlassen (Polen) und ein Dauerverbot von Arbeitnehmerversammlungen
beantragt wurden (Indien), frenetisch Beifall
spendeten. Dass in solchen Kreisen eben nicht
dem „sympathischen Nestlé-Chef“
(Tele Züri) – der 19 Millionen jährlich
verdient und das Menschenrecht auf Wasser für
eine „extreme Forderung“ hält
– sondern Uni von unten trotz einer erfolgreichen
Gegenveranstaltung am 6. und einem sachlichen
Protest am 12. Mai Unterbindung der freien Rede
vorgeworfen wird, zeigt, wie tief die Sonne
der politischen Kultur in der Schweiz gesunken
ist.
Uni
von unten wird also auch weiterhin auf andere
Formen als den Scheindialog angewiesen sein,
um einer Gegenstimme Gehör zu verschaffen.
Die
Studierenden gaben am Dienstag am Ort des kritischen
Diskurses, der Universität, erneut ihrer
dezidierten Überzeugung Ausdruck, dass
die nicht hinterfragte und unkritisierte Eventplattform
für Wirtschafts- und Finanzkreise namens
SIAF in keiner Form länger hingenommen
werden kann. Rücksichtslose Prototypen
der Wirtschaftselite wie Peter Brabeck werden
sich auch in Zukunft mit radikaler Kritik konfrontiert
sehen müssen, selbst wenn das SIAF selbst
nur Bauchpinselei und Hofierung zu bieten hat.
Hier finden keine Dialoge und vor allem keine
Wissenschaft statt, sondern ein Schulterklopfen
der wirtschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen
Elite.
Die
ideologische Einseitigkeit und intellektuelle
Selbstbescheidung eines neoliberalen Think-Thanks
wie des SIAF lässt sich wohl nicht so schnell
ändern, vor allem nicht von innen. Umgekehrt
sollte man sich beim SIAF nun aber nicht auch
noch dazu versteigen, die Vorzüge des von
Uni von unten überhaupt erst ins Spiel
gebrachten kritischen Diskurses als wesentlichen
Bestandteil eigener Veranstaltungen zu betonen.
Dass das SIAF Kritik nicht zu leisten im Stande
ist, hat es seit 1943 in verschiedensten politischen
Kontexten meisterhaft bewiesen.
Uni
von unten bleibt deshalb dran. Wir kämpfen
auch weiterhin gegen die Ökonomisierung
der Universität und die schleichende Privatisierung
der Bildung.
Nicht
nur das SIAF werden wir dabei im Auge behalten.
Ihre
Uni von unten
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