«Von
hier gehen wir nicht weg!» Das ist die
Antwort der ArbeiterInnen auf die Kündigungsschreiben,
die ihnen der Unternehmer geschickt hat. Seit
Mittwoch, 6. Oktober ist das Werk der WAGNER
COLORA in Burago (Lombardei) von den Beschäftigten
besetzt. Nachdem tags zuvor die Verhandlungen
zwischen der Firma und den Gewerkschaften
gescheitert waren, diskutierten sie in einer
Betriebsversammlung darüber, wie sie
sich zur Wehr setzen könnten. Die Antwort
war schnell gefunden und die Betriebsversammlung
als permanent erklärt: «Wir werden
solange hier bleiben», sagte am Mittwochnachmittag
ein Gewerkschaftsvertreter gegenüber
den Medien, «bis das Unternehmen unsere
Forderungen anhört. Wir sind bereit,
uns auf unbefristete Zeit zu verbarrikadieren.»
Die
Entschlossenheit der Arbeiterinnen und Arbeiter
der WAGNER COLORA ist vermutlich auch durch
die unnachgiebige Haltung des Unternehmers in
der Sitzung vom Dienstag, 5. Oktober bedingt,
in der eine Einigung über die Redimensionierung
der Standorte von Burago und Gessate hätte
gefunden werden sollen. Die Forderung der Gewerkschaften
nach einer einjährigen Kurzarbeit im Rotationsverfahren
hat die Firma rundweg abgelehnt. Am nächsten
Tag wurden die 37 Kündigungsschreiben verschickt,
während die ArbeiterInnen die Werksbesetzung
organisierten, um so ihre Arbeitsplätze
zu verteidigen.
Der
deutsche Multi WAGNER mit weltweit 1400 Beschäftigten
ist führender Hersteller für Geräte
zum maschinellen Auftrag von Farben, Lacken,
Putz und hat Werke in allen Kontinenten. Das
Stammhaus befindet sich in Markdorf bei Friedrichshafen,
während die Holding ihren Sitz in Altstätten
(Schweiz) hat, wo ebenfalls 152 Personen beschäftigt
sind. Eigentümer der Wagner International
AG sind zwei gemeinnützige Stiftungen (eine
in Markdorf und eine in Altstätten), die
auf den Namen des 1987 verstorbenen Unternehmensgründers
Josef Wagner lauten. Hinter der wohltätigen
Fassade steckt allerdings die Marktlogik der
Ausbeutung: «Die Redimensionierung fast
aller Unternehmensteile und die Implementierung
der Gruppenstrategie», erklärt die
Firma in einer Mitteilung, «erfordert
einen schwerwiegenden Schnitt in den produktiven
Abteilungen.» Denn es wird bekräftigt,
dass «der Referenzmarkt extrem konkurrenzfähig
und das Überleben des italienischen Gefüges
an die Einhaltung der entsprechenden Wirtschaftlichkeitsparameter
gebunden ist».
Mit
andern Worten: Um die gemeinnützigen Tätigkeiten
fortführen zu können, müssen
die Unternehmen der WAGNER-Gruppe redimensioniert
werden, und um einen möglichst grossen
Gewinn zu erzielen, ist es nötig, 37 der
105 Beschäftigten von WAGNER COLORA zu
entlassen, und dabei auch Mütter, deren
Kinder am Down Syndrom leiden, auf die Strasse
zu setzen, auf die Gefahr hin, dass diese nachher
mittellos sind. Das ist die zynische Logik des
Profits, die in diesem Fall ausgerechnet von
einem Unternehmen in die Tat umgesetzt wird,
das sich gerne einen wohltätigen Anstrich
gibt. Die einzig richtige Antwort der Beschäftigten
auf diese Logik ist der entschlossene Kampf
mit der unbefristeten Betriebsbesetzung, wie
er nun in Burago geführt wird. Auf diese
Weise wird dort beispielhaft vorgemacht, wie
man auf Entlassungen seitens der Unternehmer
zu reagieren hat. Dieser Kampf verdient die
Unterstützung und Solidarität aller.
Eine solche werden sie in jener Gegend von Arbeiterwiderstand
zwischen Bellinzona und Mailand zweifellos auch
finden...
Video
von der Besetzung
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