Frauenfeld.
Lohnabbau, Kündigungen und Repression wirft
die Gewerkschaft Unia der Genesys Biogas AG
vor. Diese spricht von einem «Sturm im
Wasserglas».
Thomas
Griesser Kym
Der
Umbau der Frauenfelder Genesys, die Biogasanlagen
entwickelt und baut, wird von Misstönen
begleitet. Die Gewerkschaft Unia wirft der Firma
vor, die Restrukturierung und die Periode bis
zur erwarteten Geschäftsbelebung (vgl.
Ausgabe von gestern) «auf dem Buckel der
Beschäftigten» auszutragen. So habe
Genesys im September ohne Konsultation der Betriebskommission
(BK) eine Lohnreduktion um 20% angekündigt.
Die Belegschaft habe Verhandlungen verlangt
und sich bereit erklärt, die Arbeitspensen
zu reduzieren. In der Folge habe die Genesys-Leitung
von total elf Mitarbeitenden vieren gekündigt
und fünf weiteren Änderungskündigungen
ausgesprochen.
«Repression verschärft»
Einer
Betriebsversammlung mit halbtägigem Warnstreik
am letzten Montag folgte am Mittwoch eine Gesprächsrunde
ohne Ergebnis. Vielmehr habe Genesys «ihre
Repression verschärft», indem etwa
der Motorenmechaniker freigestellt worden sei.
Zuvor hatte Genesys Unia-Regiosekretär
Stefan Schmutz eine «Geheimhaltungsvereinbarung»
unterbreitet, die dem Tagblatt vorliegt. Diese
Vereinbarung, deren Unterzeichnung Schmutz verweigerte,
hätte der Unia eine praktisch vollständige
Schweigepflicht auferlegt und sie bei Verstössen
dagegen einer Konventionalstrafe in Höhe
von 2 Mio. Fr. unterworfen. Laut Daniel Ruch,
grösster Einzelaktionär der Genesys
und Co-Präsident des Verwaltungsrats, wollte
man verhindern, dass «firmeninterne Daten»
nach aussen gelangen.
Die
Unia hat laut Schmutz von der Belegschaft ein
Mandat erhalten und ficht alle Kündigungen
an, acht der neun wegen Missbräuchlichkeit.
So sei eine Kündigung während Krankheit
ausgesprochen worden – was Ruch als Fehler
anerkennt –, und alle Änderungskündigungen
seien ungültig, weil Genesys gleichzeitig
beim Thurgauer Amt für Wirtschaft Kurzarbeit
beantragt habe.
«Sturm im Wasserglas»
Ruch
bezeichnet die Vorwürfe als «Sturm
im Wasserglas». In der Tat suche man nach
einer Überbrückungslösung. Um
einzelne Entlassungen zu vermeiden, habe man
zu einer 20%-Lohnreduktion greifen wollen, aber
verbunden mit einer ebenfalls 20%-Pensenreduktion.
Schmutz weist dies zurück: Geschäftsleiter
Dieter Wiedmann habe von 80% Lohn und 100% Arbeit
gesprochen.
Die
Kündigung des Motorenmechanikers erklärt
Ruch damit, dass es für ihn wegen der Restrukturierung
keine Arbeit mehr gebe und man mit ihm auch
Probleme habe. Schmutz kontert, der Mechaniker
sei entlassen worden, weil er der Sprecher der
BK sei.
Mittlerweile
hat Genesys laut Ruch alle anderen acht Kündigungen
zurückgenommen. Schmutz spricht von «Verzögerungs-
und Verwirrungstaktik», und die Rücknahme
sei erst mündlich erfolgt. Auch müssten
alle Kündigungen zurückgenommen werden
und Repressionen aufhören. Derweil will
Ruch diesen Monat eine Lösung finden: Varianten
sind Kurzarbeit, Lohn- und Pensenreduktion oder
zwei Entlassungen. Die Unia dagegen bereitet
sich auf eine nächste Betriebsversammlung
am Montag vor. Laut Schmutz ist «alles
möglich, bis zum Streik». |