Storz Medical AG, 1987 gegründet, gehört
zur Karl Storz Firmengruppe mit Hauptsitz
in Tuttlingen Deutschland und stellt High-Tech-Medizinalgeräte
für Spitäler her. Unter Anderen
beliefert sie das Inselspital Bern. Zahlen
veröffentlicht das Familienunternehmen
in Tägerwilen nicht. Karl Storz in Deutschland
hat im Jahr 2009 einen Umsatz von 866 Millionen
Euro erreicht.
Gemäss „Tagesschau“ vom Mittwoch
18. August musste sich die Belegschaft innert
drei Tagen entscheiden die Lohnkürzung
und Arbeitszeitverlängerung zu akzeptieren,
ansonsten drohe die Kündigung. „Wenn
diese Bitte (um das „Opfer“)
erfolglos ist, müsste sich die Firma
andere Massnahmen zur Kostenreduktion überlegen,
zum Beispiel Aufgabe einer Produktlinie damit
verbunden Stellenabbau, ist doch klar“,
so Heine in der „Tagesschau“.
„Wir durften ihn (den neuen
Vertrag) nicht nach Hause nehmen, wir
dürfen ihn nur im Büro lesen und
unterschreiben“ so die Aussage
einer Beschäftigten in Interview mit
der „Tagesschau“. Die Frau verdiente
bis anhin 4‘300 Franken brutto pro Monat
bei Storz Medical, ab 1. September sinkt ihr
Lohn um monatlich 645 Franken: „Das
ist natürlich viel Geld, im Moment habe
ich Schlafstörungen und Magenschmerzen“
so die Frau weiter.
Als Rechtsbruch bezeichnet Josef Lustenberger,
Branchenleiter Maschinenindustrie bei der
Gewerkschaft Syna die Art der Information
der Belegschaft und die kurze Bedenkzeit.
Das sei eine klare Nötigung der Mitarbeitenden.
Leider sei diese Firma nicht unter dem Dach
des Gesamtarbeitsvertrages der Maschinenindustrie.
Der Einfluss der Gewerkschaft im Vorfeld ist
begrenzt (St.Galler Tagblatt vom 20.08.2011).
„Solange Kündigungsfristen
beachtet werden, ist das rechtlich kein Problem.
Bedenkfristen kennt das Gesetz nicht“,
so Thomas Geiser, Arbeitsrechtsexperte an
der Universität St. Gallen in einem Radiobeitrag.
Der Produktionsstandort Schweiz ist wegen
seiner miserablen Rechte für die Arbeitnehmenden
nicht nur bei Schweizer Unternehmen beliebt,
im Ausland wird explizit mit den „Flexiblen
Anstellungs- und Entlassungsmöglichkeiten“
der Produktionsstandort Schweiz beworben.
Eine Erhebung von „The Global Competitiveness
Report“ von 2005 bis 2006 stuft die
„Arbeiterflexibilität“ der
Schweiz weltweit auf Rang 5 (5.4 Punkte) und
Deutschland auf Rang 114 (2.3 Punkte) ein.
2004, als in Deutschland ein CDU-Vorschlag
den Kündigungsschutz lockern wollte,
sahen die Schweizer Unternehmer sofort einen
wichtigen Standortvorteil gegenüber Deutschland
in Gefahr. Die "Handelszeitung",
bestimmt kein Organ der ArbeiterInnen, schrieb
damals dazu: „Die Schweizer Unternehmen
kennen bislang nur minimale Regelungen: Mitarbeiter
können ohne Angabe von Gründen entlassen
werden. Abfindungen gibt es in der Regel nicht.
Die Kündigungsfrist beträgt zwischen
einem und drei Monaten“ (Handelszeitung
vom 8.10.2004).
Das heisst, nur an ganz wenigen Orten weltweit
können Arbeiterinnen und Arbeiter, oder
ganze Belegschaften innert so kurzer Zeit
auf die Strasse gestellt werden. Können
Löhne ohne grosse Formalitäten gekürzt
und unbezahlte Mehrarbeit angeordnet werden.
Und die Unternehmer nützen diese Rechtlosigkeit
der Lohnabhängigen in der Krise verstärkt
aus. Migros-Boss Bolliger kündigt in
einem Interview mit der „Sonntags-Zeitung“
einen Stellenabbau beim grössten Schweizer
Detailhändler an. SVP-Nationalrat und
Stadler-Rail-Chef Spuhler hält in einem
Interview in der Freitagausgabe der „Aargauer
Zeitung“ Auslagerungen nach Polen und
Ungarn für möglich „müssten
wir im schlimmsten Fall Arbeitsplätze
in der Schweiz abbauen“. Um „innovative“
Ideen wie die Krise am Besten auf die Lohnabhängigen
abgewälzt werden kann, sind die Schweizer
Unternehmer nie verlegen. So fordert Coop-Chef
Loosli einen reduzierten Mehrwertsteuersatz
für die Unternehmen oder eine Senkung
der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe
(LSVA), um der Frankenstärke begegnen
zu können.
Solche Ideen der Profitsteigerung auf dem
Buckel seiner Arbeiterinnen hat auch Daniel
Furtig, Konzernchef vom AFG (Arbonia-Forster-Holding).
In der Zeitung „Sonntag“ von gestern
sagte er: „Wenn wir den Verkauf
besser organisieren, können wir 3 bis
5 Prozent mehr Umsatz herausolen. Beim Einkauf
sind es gegen 8 Prozent. Ingesamt können
wir uns um einen zweistelligen Prozentbereich
verbessern. Zudem müssen wir die Produktionkapazitäten
bei Fenstern und Türen massiv ausbauen.
Dort haben wir bereits jetzt eine 57-Stunden-Woche.
Das geschieht im Einvernehmen mit den Gewerschaften,
geht aber an die Grenze des menschlich machbaren."
Und weiter auf die Frage ob er über Produktionsverlagerungen
nachdenke: „Ja, wir überlegen
uns, ob wir wegen des starken Frankens Kapazitätserhöhungen
in der Schweiz tätigen sollen oder lieber
im Ausland. Die Produktion von Karotherme-Heizkörpern
wird zum Beispiel von Arbon nach Tschechien
verlagert.“ Überlegen Sie
sich auch, die Löhne zu kürzen oder
in Euro auszubezahlen? „Das schauen
wir uns an. Ende Monat werden die Divisionleiter
mit Vorschlägen kommen. Priotität
haben aber Arbeizeiterhöhungen."