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Gewerkschaftsforum Samstag, 31. Mai 2008

Schaffen wir uns eine, zwei, hunderte Officine!

Für eine Gewerkschaftsbewegung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer


Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

die politische und soziale Wirklichkeit, in der wir heute leben, ist seit einigen Jahren schon durch eine merkliche Verschlechterung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung gekennzeichnet.

Die Arbeitnehmenden dieses Landes, die schon immer nur auf einen wenig ausgebauten und beschränkten Arbeiterschutz zählen konnten, mussten in den letzten Jahren miterleben, wie dieses schmale Sicherheitsnetz durch die massive Offensive der Arbeitgeber – im öffentlichen wie im privaten Sektor – noch weiter ausgehöhlt wurde.

Die Liste der von den Arbeitgebern in den letzten zehn Jahren in Gang gesetzten gesellschaftlichen, sozialstaatlichen und arbeitsrechtlichen Gegenreformen ist lang: Von der langsamen und tiefgreifenden Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse, über die verschärfte Liberalisierung des Arbeitsmarktes im Rahmen der so genannten Personenfreizügigkeit, bis hin zu den stetigen Eingriffen in den gesetzlichen Rahmen, welche die Abwehrkämpfe der Arbeitnehmenden und deren Gewerkschaften noch weiter einzudämmen drohen. Die geballte Kraft der Arbeitgeber auf der einen und die Schwäche der Gewerkschaften in diesem Land auf der anderen Seite haben dies ermöglicht.

Aus diesem Grund scheint es umso wichtiger, die Gewerkschaftsbewegung neu zu denken; als eine Gewerkschaft, die sich als soziale Bewegung versteht, die direkter Ausdruck der (Protest-)Aktionen der Arbeitnehmenden und eine organisierte Form des sozialen Konflikts ist.

Nur wenn wir von diesem Ausgangspunkt aus starten, kann die Gewerkschaft das Vertrauen der Arbeitnehmenden wieder zurück

gewinnen und eine Gewerkschaft sein, die in den Arbeitsstätten und in der Gesellschaft verwurzelt ist. Wir können mit gemeinsamen Reflexionen, Organisationserfahrungen und Aktionen dazu beitragen.

In den letzten Monaten haben wir in der Schweiz ein Wiederaufleben des arbeitnehmerischen Widerstands erlebt, insbesondere in jenen Sektoren, in denen weder Gewerkschaften noch Arbeitnehmende stur der Logik der Sozialpartnerschaft verhaftet blieben. Zu erwähnen sind hier die Mobilisierung für die Erneuerung des Landesmantelvertrages für das schweizerische Bauhauptgewerbe oder die Mobilisierung im öffentlichen Dienst in der französischen Schweiz. Unsere Mobilisierung in den Werkstätten in Bellinzona hat uns schliesslich die Möglichkeit und Notwendigkeit einer anderen Gewerkschaftsbewegung aufgezeigt.

Ein solches Projekt kann sich freilich weder auf einzelne Regionen noch einzelne Branchen beschränken. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, eine Diskussion zu beginnen, in die wir alle interessierten Arbeitnehmenden der ganzen Schweiz einbeziehen wollen.

Wir laden euch deshalb nach Bellinzona ein, um an dieser Diskussion über die Perspektiven einer neuen Gewerkschaftsbewegung in der Schweiz teilzunehmen. Welches sind die Bedingungen, wen wollen wir einbeziehen, welches sind die konkreten Schritte: Zu all diesen Fragen kann jede und jeder seine eigene Erfahrung und Überzeugung einbringen und damit zum Gedankenaustausch und Kontaktaufbau beitragen.

Kommt alle am 31. Mai nach Bellinzona!

Streikkomitee der SBB-Werkstätten von Bellinzo

 

Programm - Samstag, 31. Mai 2008

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