Liebe Genossinnen und Genossen
Am
vergangenen 31. Mai sind wir in Bellinzona zusammengekommen,
um eine Diskussion zu beginnen. Eine Diskussion
darüber, was heute ein Syndikalismus der
Arbeiterinnen und Arbeiter bedeutet. Ausgehend
von unserer Erfahrung im Kampf in den Officine,
schien es uns möglich, Gedanken zu einer
gewerkschaftlichen Tätigkeit vorzuschlagen,
die sich in eine ganz bestimmte Richtung bewegen
müsste.
In
erster Linie ein Syndikalismus, in welchem die
Rolle der Arbeiterinnen und Arbeiter grundlegend
und entscheidend ist. Es sind die Arbeiterinnen
und Arbeiter, die bestimmen, wofür, wie
und wo sie kämpfen wollen. Sie sind es,
die über alles, was sie betrifft, zu entscheiden
haben. Mit andern Worten: Ohne dass die ArbeiterInnen
als Protagonisten in dieser Rolle tätig
werden (und nicht bloss bereits getroffene Entscheide
genehmigen), kann es keinen Syndikalismus geben,
der diesen Namen verdient.
Zudem
haben wir feststellen können, wie wichtig
es ist, vor allem einmal Nein zu sagen zu jenen
Projekten und Vorschlägen, die gegen die
Interessen der ArbeiterInnen gerichtet sind.
Um diesen entschlossenen Widerstand herum müssen
sich die ArbeiterInnen in Bewegung setzen und
jene Kräfteverhältnisse aufbauen,
ohne deren Vorhandensein das Eintreten auf Diskussionen,
die Aufnahme von Verhandlungen und ähnliche
Dinge nur das Vorzimmer der Kapitulation sind.
Wir
haben weiter gesehen, wie die Verteidigung der
Arbeiterinteressen immer mehr dazu neigt, mit
den Denkweisen zusammenzuprallen, die heute
im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen System
des Kapitalismus vorherrschen. Ausgehend von
einfachen Forderungen (wie das Recht, den Arbeitsplatz
zu verteidigen) gelangt man sofort zu grundlegenden
Problemen, die mit der Logik eines immer absurderen
Systems zusammenhängen, das die absolute
Vorherrschaft des Profits sicherstellen will.
Schliesslich
haben wir gesehen, dass es auch in der Schweiz
möglich ist, lange und harte Kämpfe
erfolgreich zu führen.
Alle
diese Dinge sind auch am 31. Mai gesagt worden,
auf verschiedene Art, in Wiederholungen und
vielleicht ein wenig verworren. Die Zeit hat
uns gefehlt, um sie zu vertiefen und vor allem,
um diese Visionen gewerkschaftlicher Tätigkeit
mit konkreten Themen zu verbinden, die heute
für alle Lohnabhängigen in der Schweiz
unbedingt auf der Tagesordnung stehen. Und wir
haben auch nicht die Zeit gehabt, um ausgehend
von der Erfahrung in Bellinzona und am 31. Mai
darüber nachzudenken, wie dem Willen, einen
Syndikalismus der Arbeiterinnen und Arbeiter
in diesem Land zu schaffen und zu entwicklen,
Beständigkeit gegeben werden kann.
Wir
denken, dass es notwendig ist in dieser Richtung
weiterzufahren, und schlagen deshalb:
ein zweites nationales Treffen vor, das am Samstag,
20. September 2008 in Rodi (Tessin, 10 min vom
Gotthard-Tunnel) stattfinden wird.
Bei
dieser Gelegenheit möchten wir über
folgende Themen diskutieren:
-
Löhne, Kaufkraft und Lohndumping
-
Beschäftigung, Arbeitsmarkt und Prekarisierung,
-
Frauen und gewerskschaft
-
Aktuelle Politik des öffentlichen Verkehrs
in der Schweiz und
in Europa
Neben
diesen Themen werden wir darüber diskutieren
müssen, wie unsere Tätigkeit weitergeführt
werden soll, d.h. wie wir uns organisieren können,
um ein Netzwerk aufzubauen, das die Arbeit vorantreiben
kann mit Untersuchungen, Diskussionen, Erfahrungsaustausch
und Stellungnahmen all jener, die an die Notwendigkeit
und Möglichkeit eines Syndikalismus der
Arbeiterinnen und Arbeiter glauben.
Streikkomitee
der SBB-Werkstätten von Bellinzona
Ein
Dolmetscher wird die Sitzung auf Deutsch übersetzen
zum
Anmeldetalon
Neuer
Syndikalismus – was ist das?
Entwurf zu Handen des Streikkomitees der SBB-Werkstätten
von Bellinzona (pdf)
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