Die
gegenwärtige Lebensmittelkrise spiegelt
nicht nur die Ereignisse im Finanzsektor der
letzten Jahre wider, sondern die längerfristige
Politik des Weltimperialismus. Statt eine geplante
Verbesserung der Infrastruktur und der Agrartechnik
zu ermöglichen, hat die Globalisierung
auf kapitalistischer Grundlage in vielen Teilen
der Welt zu einer Drosselung der Agrarproduktion
geführt. Das Ziel war, den Wettbewerb zu
verringern und zu vermeiden, dass übersättigte
Märkte die Profitinteressen der Großmächte
beeinträchtigen.
Ein
wichtiger Aspekt der imperialistischen Politik
bestand darin, die Agrarproduktion in der so
genannten "Ersten Welt" zu begrenzen,
um ein plötzliches Sinken der Preise weltweit
zu verhindern. In den USA nahm diese Politik
die Form eines Programms der Regierung zum Naturschutz
an (Conservation Reserve Program), das 1985
als Teil des Lebensmittel-Sicherungs-Gesetz
verabschiedet wurde.
Das
Programm ermöglicht es den Farmern, einen
Antrag auf Entschädigungszahlungen von
50 Dollar für jeden Morgen Land zu stellen,
auf dem sie nichts anbauen. Für die gesamten
USA legte das Gesetz eine Obergrenze von 180.000
Quadratkilometern (etwa 10 Prozent des gesamten
landwirtschaftlich nutzbaren Lands der USA)
fest. 2007 wurde sie auf 130.000 Quadratkilometer
gesenkt.
Das
Gesetz wurde zwar als Mittel präsentiert,
mit dem die Bodenerosion aufgrund von Überbeanspruchung
von ökologisch empfindlichem Boden eingeschränkt
werden sollte. Ein Großteil des brach
liegenden Landes, das im Rahmen des Projekts
gemeldet wurde, war jedoch keineswegs von Erosion
bedroht, sondern wurde von den Farmern auf der
Grundlage des Ernteertrags, das auf diesem Land
erzielt werden konnte, ausgesucht. Das stand
im Einklang mit den Zielen des Gesetzes, die
in einer "Verringerung der Anbaufläche"
und der Aufrechterhaltung von "Zielvorgaben
bei den Preisen und Darlehen für gestützte
Preise" bestanden.
Ähnliche
Zahlungen an Bauern für nicht bebaute Anbauflächen
führte die Europäische Union in den
einzelnen Mitgliedsländern 1992 nach der
Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ein.
Im
ehemaligen Ostblock brach die Produktion 1991
nach der Auflösung der UdSSR zusammen,
als die staatliche Industrie stillgelegt und
von der stalinistischen Bürokratie und
ihren westlichen Wirtschaftsberatern an private
Investoren verkauft wurde. Laut Statistiken
der Organisation für Ernährung und
Landwirtschaft der UNO (FAO) fiel die landwirtschaftliche
Produktion in der UdSSR in den ersten vier Jahren
nach ihrer Auflösung um 38 Prozent und
die Pro-Kopf-Produktion von Lebensmitteln um
40 Prozent. Selbst heute, nach einer teilweisen
wirtschaftlichen Erholung seit 2000, vor allem
genährt durch den Boom bei Gas und Öl,
ist die gesamte bebaute Fläche in der ehemaligen
UdSSR immer noch 12 Prozent kleiner als zu Sowjetzeiten.
Der
Zusammenbruch der sowjetischen Landmaschinenindustrie
und der Wegfall der von der Sowjetunion vergebenen
Subventionen war ein Schlag für den Agrarsektor
der mit der Sowjetunion verbündeten Länder.
Laut Zahlen des US-Landwirtschaftsministeriums
ging die landwirtschaftliche Produktion in Kuba
von 1989 bis 1994 um 34 Prozent zurück
und der Nahrungsmittel-Verbrauch um 36 Prozent.
Die nordkoreanische Produktion von Getreide
ging von 1990 bis 1999 um 40 Prozent zurück.
In
den Entwicklungsländern wurden die Landwirtschaft
und die Infrastruktur durch den raschen Anstieg
der Exporte aus den reichen Ländern und
die Programme des Internationalen Währungsfonds
zerstört. Der Internationale Währungsfonds
diktierte zu einem großen Teil die staatliche
Politik im Austausch für Anleihen, die
der Refinanzierung der Staatsschulden dienten.
Mit der Umstellung der Landwirtschaft von der
regulierten Subsistenzwirtschaft auf die Produktion
von Feldfrüchten für den freien Markt
und den Export, wurden die Entwicklungsländer
für Importe geöffnet. Das hatte zur
Folge, dass die Banken der "ersten Welt"
ein größerer Teil ihrer Exporteinnahmen
für Schuldenzahlungen abschöpften.
Die
Liberalisierung der Märkte der "dritten
Welt" und ihre Öffnung für die
Exporte der imperialistischen Mächte waren
für die lokalen Bauern tödlich, deren
Produkte mit den hoch subventionierten Importen
konkurrieren mussten. Die USA geben etwa 20
Milliarden Dollar und die EU 45 Milliarden Euro
im Jahr für Exportsubventionen aus, um
ihre Agrarpreise auf ausländischen Märkten
niedrig zu halten. Auf Haiti führte die
Liberalisierung des Agrarmarktes von 1985 bis
1999 zu einem Rückgang der heimischen Reisproduktion
von 163.000 Tonnen auf 100.000 Tonnen, während
der Anteil der US-Importe am Reismarkt Haitis
von 4 Prozent auf 63 Prozent stieg.
Die
Programme des Internationalen Währungsfonds
schafften die staatliche Steuerung der Lebensmittelversorgung
und die Subventionen für Düngemittel,
Bewässerung und Impfstoffe ab, die der
IWF zu einer zu großen Belastung für
die Staatsfinanzen erklärte. Die Weltproduktion
von Feldfrüchten für den Markt, wie
Kaffee, Tabak und Kakao, schnellte in die Höhe,
aber ganze Bevölkerungen wurden anfälliger
gegenüber Hungersnöten. In den achtziger
Jahren sank die Pro-Kopf-Getreide-Produktion
in Afrika von 150 auf 125 kg, während die
Getreideimporte von 3,72 Millionen Tonnen im
Jahr 1974 auf 8,47 Millionen Tonnen im Jahr
1993 stiegen.
In
Somalia führte die 1981 vom IWF angeordnete
Abwertung des somalischen Schillings zu einer
massiven Preiserhöhung für importierten
Dünger und für Viehimpfstoffe, und
die Regierung reduzierte schrittweise die Subventionen
für Bauern und nomadische Hirten. Das Verenden
der Viehherden im Jahr 1991 aufgrund von Krankheiten
und der darauf folgende Rückgang der landwirtschaftlichen
Produktion waren wichtige Faktoren, die zur
Hungersnot von 1992 führten, die wiederum
benutzt wurde, um die US-Invasion in dem Land
zu rechtfertigen.
In
Kenia, das lange Zeit ein wichtiges afrikanisches
Lebensmittelexportland war, zerstörte 1996
die vom IWF angeordnete Reform des National
Cereals and Produce Board (NCPB) die Wirtschaft
und verwandelte Kenia in einen Netto-Importeur
von Nahrungsmitteln. Unter dem Druck, als profitorientiertes
Unternehmen funktionieren zu müssen, verlangte
das NCPB mehr Geld für die landwirtschaftlichen
Betriebsmittel und erlaubte Mittelsmännern,
den größten Teil der Lagerhaltung
und den Vertrieb der Ernte zu übernehmen,
um die Vertriebskosten zu senken. 2001 bekamen
die Bauern von privaten Händlern 400 Schilling
für einen 90-kg-Sack Reis, dessen Produktion
719 Schilling gekostete hatte.
In
Malawi sorgte die vom IWF angeordnete Liberalisierung
des staatlichen Getreidemarktes für einen
explosiven Anstieg der Zahl privater Händler.
Als eine Flut die Mais-Ernte 2001 traf, verkaufte
der Staat unter dem Druck, Gelder aufzutreiben,
und weil internationale Geberländer wie
die USA und Großbritannien Hilfe verweigerten,
seine strategischen Getreide-Reserven an Händler
zu einem Drittel des Weltmarktpreises. Bis Ende
2001 stiegen die Preise, da die Händler
das Getreide horteten, und das Land erlebte
im Jahr 2002 eine große Hungersnot
Der
mangelhafte Zustand eines Großteils der
landwirtschaftlichen Infrastruktur in der "dritten
Welt" als Folge dieser Politik ist allgemein
bekannt, obwohl das sehr selten in den Massenmedien
diskutiert wird. In einer Rede vom März
2004 bemerkte der Generaldirektor der FAO Jacques
Diouf: "Afrika ist die einzige Region in
der Welt, in der die Pro-Kopf-Lebensmittel-Produktion
seit 40 Jahren ständig zurückgeht...
Es gibt viele Gründe dafür. Da ist
zum Beispiel der nur unbedeutende Einsatz von
modernen Mitteln: es werden nur 22 kg Dünger
pro Hektar Agraraland eingesetzt, verglichen
mit 144 kg in Asien. In Afrika südlich
der Sahara ist das Niveau sogar noch niedriger,
dort sind es nur 10 kg pro Hektar.
Das
spezielle Saatgut, das den Erfolg der Grünen
Revolution [die Steigerung der Produktivität
der Landwirtschaft in den 1960 und 1970er Jahren]
in Asien und Lateinamerika ermöglicht hat,
wird in Afrika selten eingesetzt. Es gibt außerdem
viel zu wenig Straßen, Lagerräume
und Verarbeitungsmöglichkeiten.
Ein
weiterer Faktor, der [Afrikas] geringe Agrarproduktion
beeinflusst, ist das Wasser. Es nutzt nur 1,6
Prozent der vorhandenen Wasserreserven für
Bewässerungen im Vergleich zu 14 Prozent
in Asien. Nur 7 Prozent des Agrarlands in Afrika
wird bewässert, im Vergleich zu 40 Prozent
in Asien. Und wenn wir die fünf in dieser
Hinsicht am höchsten entwickelten Länder
weglassen - Marokko, Ägypten, Sudan, Madagaskar
and Südafrika - dann sinkt die Zahl in
den verbleibenden 48 Ländern auf 3 Prozent.
Die Erträge von bewässerten Pflanzen
sind drei Mal so hoch wie von regenabhängigen
Pflanzen. Aber die Agrarwirtschaft auf 93 Prozent
von Afrikas bewirtschaftbarem Land ist von extrem
unregelmäßigen Regenfällen abhängig
und deshalb stark von Trockenheit bedroht. Achtzig
Prozent der Fälle von Nahrungsknappheit
hängen mit Wasser zusammen."
Probleme
der Infrastruktur sind auch nicht auf Afrika
beschränkt. In Asien stellte das International
Rice Research Institute (IRRI) reduzierte Forschungsinvestitionen,
das Fehlen von neuen Projekten zur Bewässerung
und "ungenügende Instandhaltung"
der bestehenden Bewässerungseinrichtungen
als Hauptprobleme fest. Es ergänzte, dass
"gegenwärtig bei den meisten Feldern
in den Reisanbaugebieten Asiens eine ungenutzte
Ertragslücke von zwei bis drei Tonnen pro
Hektar existiert". Als Gründe werden
nicht ausreichende Bewässerung und Düngung,
Schädlings- und Krankheitsbekämpfung
und Lagerhaltung sowie Transport nach der Ernte
genannt.
Laut
der Zeitschrift India Times betragen die Frühjahrs-Ernteerträge
beim Reis in Indien 3,12 Tonnen pro Hektar (t/ha),
während sie in Asien im Durchschnitt bei
4,17 t/ha und in China bei 6,26 t/ha liegen.
Beim Weizen produziert Indien 2,6 t/ha, was
niedriger liegt als die 4,1 t/ha in China und
die 5,0 t/ha in Europa. Die Times stellt fest,
dass die durchschnittlichen Ausgaben für
die Entwicklung der Landwirtschaft von 1986-1990
bei 14,5 Prozent lagen, aber nach der Liberalisierung
und der Öffnung für das internationale
Kapital 1991 auf 6 Prozent gefallen sind. Das
Wachstum der landwirtschaftlichen Produktivität
fiel von 2,62 Prozent auf 0,5 Prozent.
Obwohl
die Landwirtschaft in China produktiver ist
als in Indien, ist sie mit eigenen Herausforderungen
konfrontiert. Die unkoordinierte Industrialisierung
hat, laut den Zahlen des Ministeriums für
Land und Bodenschätze, das Land, das der
Agrarwirtschaft zur Verfügung steht, von
127,6 auf 121,7 Millionen Hektar reduziert.
Daran haben auch mehrfach von der Zentralregierung
erlassene Bestimmungen nichts geändert,
mit denen Landverkäufe von Bauern an lokale
Beamte, mit dem Ziel Fabriken oder Geschäfte
auf bestem Ackerland zu errichten, beschränkt
werden sollen. Das Land in der Nähe von
Fabriken, von denen viele mit wenig Rücksicht
auf ökologische Maßstäbe betrieben
werden, ist oft schwer verseucht.
Während
die Krise der weltweiten Landwirtschaft das
Angebot senkt, treiben Bevölkerungswachstum
und der wachsende Bedarf der neuen aufstrebenden
Länder an aufwändigeren Lebensmitteln
die Nachfrage nach oben. Dieses Auseinanderdriften
zweier mächtiger objektiver Entwicklungen
im Weltkapitalismus verleiht der Krise einen
besonders hartnäckigen und explosiven Charakter.
Die
wachsende Nachfrage nach Lebensmitteln aufgrund
des Bevölkerungswachstums stellt im Allgemeinen
kein größeres Problem dar. Das Bevölkerungswachstum
betrug in diesem Jahrzehnt (etwa 1,2 Prozent
im Jahr) weniger als in den 1960er Jahren, als
es zirka 2 Prozent pro Jahr waren - zu einer
Zeit als aufgrund von Verbesserungen bei der
Ernteergiebigkeit und der Infrastruktur die
Weltgetreideproduktion von 275 auf 300 kg pro
Kopf stieg.
Als
Folge niedrigerer Investitionen in Landwirtschaft
und Forschung ist das Wachstum des Ernteertrags
jäh zurückgegangen und hält jetzt
kaum noch Schritt mit dem Bevölkerungswachstum.
Das in Washington, D.C., ansässige International
Food Policy Research Institute (IFPRI) erklärt
dazu: "Die Vernachlässigung der Landwirtschaft
bei den öffentlichen Investitionen, der
Forschung und den Dienstleistungen im Verlauf
der letzten Jahrzehnte hat ihre Schlüsselrolle
für das wirtschaftliche Wachstum untergraben.
Als Folge ist die landwirtschaftliche Produktivitätssteigerung
zurückgegangen und ist jetzt zu niedrig,
um der gegenwärtigen Herausforderung gewachsen
zu sein." Von 1980 bis 2004 ist es laut
den Zahlen der UNO von einem hohen Stand von
4,5 Prozent auf 2 Prozent bei Weizen, von 3,3
Prozent auf 1,0 Prozent bei Mais und von 3,2
Prozent auf 1,5 Prozent bei Reis gefallen.
Zu
den gesellschaftlichen und industriellen Problemen,
die dem langsamen Wachstum des Lebensmittelangebots
zugrunde liegen, gesellt sich die wachsende
Nachfrage, die mit wesentlichen Veränderungen
in der globalen Wirtschaft zusammenhängt
- insbesondere mit den wachsenden Einnahmen
in den Öl produzierenden Ländern und
der Industrialisierung in einer Reihe von Entwicklungsländern
besonders in Asien.
Die
verfügbaren Zahlen weisen nicht darauf
hin, dass die wichtigsten Ölproduzenten,
die traditionell Getreide importieren (z. B.
Saudi Arabien, Nigeria), durch höhere Getreideimporte
zu den Preissteigerungen beigetragen haben.
Ihre Tonnage an Reis- und Weizen-Importen ist
laut Zahlen der USDA in den letzten Jahren vielmehr
geschrumpft - zum Teil deshalb, weil die Getreideimporteure
sich weigerten, auf dem teuren Weltgetreidemarkt
zu kaufen, da der Staat niedrige Brotpreise
festgesetzt hat.
Die
enorm wachsenden Öleinkünfte dieser
Länder - die Ölpreise in US-Dollar
sind von 2002 bis 2008 um mehr als das Sechsfache
gestiegen - haben aber die Erwartungen auf den
Märkten gesteigert, dass sie in der Lage
sein werden, hohe Summen für Reis, Weizen
und andere Lebensmittel zu bezahlen.
Der
steigende Lebensstandard und eine Ernährung
mit einem höheren Anteil an Fleisch- und
Milchprodukten in bestimmten Entwicklungsländern
haben die Nachfrage nach Getreide erhöht
- nicht nur für Lebensmittel, sondern speziell
für Tierfutter. Laut der Internationalen
Vereinigung der Futtermittelindustrie (International
Feed Industry Federation, FAO) ist der Weltverbrauch
von Getreide bei Mischfuttermitteln von 290
Millionen Tonnen 1975 auf 537 Millionen Tonnen
1994 und 626 Millionen Tonnen 2005 gestiegen.
Die FAO prognostiziert für den Zeitraum
von 1996 bis 2030 einen um 60 Prozent höheren
Verbrauch an Getreide für Viehfutter, verglichen
mit einem 45 Prozent höheren Getreidebedarf
für Lebensmittel.
Der
Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch lag in China 2005
2,4 Mal, an Milch 3,0 Mal und an Fisch 2,3 Mal
höher als 1990. Brasilien konsumierte 2005
1,7 Mal soviel Fleisch, 1,2 Mal soviel Milch
und 0,9 Mal soviel Fisch pro Kopf wie 1990.
Diese Zunahmen sind sowohl in absoluter als
auch in relativer Hinsicht wichtig. Zum Beispiel
betrug der Verzehr von Fleisch in China 2007
50 kg pro Person, im Unterschied zu 20 kg 1980.
In den USA betrug der Pro-Kopf-Verbrauch 2004
98 kg.
Das
in wachsendem Maße labile Gleichgewicht
zwischen Produktion und Verbrauch wird durch
die globale Erwärmung noch weiter gefährdet.
In einem Artikel vom Februar 2007 zitiert die
in Toronto erscheinende Globe and Mail einen
Bericht der Consultative Group on International
Agricultural Research (CGIAR), in dem ein fatales
Bild von den Folgen der Erwärmung auf die
Getreideernte gezeichnet wird.
Darin
heißt es: "Eine grobe Faustregel,
die Getreidewissenschaftler entwickelt haben,
lautet: Jedes Grad Celsius mehr, das während
der entscheidenden Stadien des Wachstums, wie
z.B. der Befruchtung, über ca. 35 Grad
hinausgeht, lässt die Erträge um 10
Prozent sinken." Und weiter: "Die
durchschnittlichen globalen Temperaturen werden
laut Weltklimarat im Verlauf des nächsten
Jahrhunderts zwischen 1,1 und 6,4 Grad steigen,
was bedeutet, dass in einem großen Teil
des künftigen Temperaturbereichs die Ernte
auf problematische Weise zurückgehen wird."
Der
Bericht der CGIAR beschreibt Computer-Modelle,
welche die Ernteerträge in Regionen analysieren,
in denen die Temperaturen während des Wachstums
der Feldfrüchte oft 35 Grad und mehr erreichen
- die nördliche Hälfte des indischen
Subkontinents, Südostasien und die Sahelzone.
Globe
and Mail folgert daraus: "Die Getreide-
und Maisproduktion in Afrika ist genauso gefährdet
wie die Reisernte in einem Großteil Indiens
und Südost-Asiens... Das beste Weizenanbauland
in dem großen fruchtbaren Ackerbau-Gebiet,
das sich von Pakistan über Nord-Indien
bis nach Nepal und Bangladesh erstreckt, würde
dezimiert. Ein großer Teil dieser Fläche
würde für Ackerbau zu heiß und
zu trocken werden und damit die Nahrungsversorgung
von 200 Millionen Menschen gefährden."
Einen
vorausschauenden Blick auf die möglichen
Auswirkungen der globalen Erwärmung bietet
Australien mit seinen zwei Dürrejahren
hintereinander, die, wie die australische Presse
ausführlich berichtete, durch die globale
Erwärmung zusätzlich verschärft
wurden. Die Ernteerträge bei Weizen sind
von dem normalen Stand von 25 Millionen Tonnen
auf 10,6 Millionen Tonnen in 2007 sowie auf
einen prognostizierten Ertrag von 13 Millionen
Tonnen in 2008 gefallen.
Fazit
Die
Herausforderungen, die vor der weltweiten Landwirtschaft
stehen, und die inflationäre Krise, die
der Weltbevölkerung schon jetzt trotz des
ausreichenden Vorrats an Lebensmitteln zugemutet
wird, unterstreichen die Irrationalität
des Weltkapitalismus.
Gespalten
in konkurrierende Profitinteressen verschiedener
Konzerne und Staaten, sind die kapitalistischen
Politiker unfähig, die Weltwirtschaft und
die Landwirtschaft vernünftig und als Ganzes
zu planen, um diesen Herausforderungen zu begegnen.
Sie haben die Zerstörung und Verschlechterung
von enormen produktiven Reichtümern zu
verantworten.
Diese
grundlegenden Widersprüche werden jetzt
durch das Aufbrechen der US-Kredit-Krise und
das Steigen der Ölpreise verschlimmert
und krisenhaft auf die Spitze getrieben. Trotz
des menschlichen Grundbedürfnisses nach
bezahlbaren Nahrungsmitteln, hat die Weltbourgeoisie
reagiert, indem sie die Preiskrise zur Bereicherung
mittels Spekulation, Schmuggel oder nationaler
Preiskartelle nutzt.
Die
Welle von Streiks und Demonstrationen, mit denen
die internationale Arbeiterklasse auf die Explosion
der Lebensmittelpreise reagiert hat, zeugt von
ihrer objektiven Einheit im Kampf gegen die
Kräfte des Weltmarktes.
Der
Ratlosigkeit und den symbolischen Maßnahmen
der kapitalistischen Regierungen und der imperialistisch
dominierten Agenturen wie der UNO muss die Arbeiterklasse
die revolutionäre Perspektive des internationalen
Sozialismus entgegensetzen. Die soziale Kraft,
die einzig und allein in der Lage ist, die Krise
auf einer menschlichen und fortschrittlichen
Basis zu lösen, ist die internationale
Arbeiterklasse, die die Bauernschaft und andere
unterdrückte Schichten hinter sich vereinigt.
Die
historische Aufgabe, die sich der Arbeiterklasse
stellt, ist die Neuorganisation der Weltwirtschaft
auf internationaler Grundlage, um den Konflikt
zwischen der globalisierten Produktion und dem
nationalstaatlichen System zu überwinden,
und um das Profitprinzip durch eine geplante
Produktion für das gesellschaftliche Wohl
zu ersetzen. Das ist nur auf der Grundlage des
gesellschaftlichen Eigentums an den Produktionsmitteln
unter der demokratischen Kontrolle der arbeitenden
Bevölkerung möglich. |