Die 500
Großen – global agieren,
lokal schmieren
von
Winfried Wolf aus "junge Welt" vom
30. Sept. 04
Während
in den letzten zehn Jahren der Umsatz der
500 größten Unternehmen um 45 Prozent
anstieg, haben sich die Profite beinahe verdreifacht.
Zur Struktur der weltweit größten
Konzerne 1994 und 2003
Dreihundert
Männer, von denen jeder jeden kennt,
leiten heute die Geschicke des Kontinents.«
Diese Worte sagte der Siemens-Mitbegründer
Walther Rathenau vor knapp 100 Jahren. Auf
heute übertragen läßt sich
sagen: 500 Menschen, von denen jeder jeden
kennt, leiten die Geschicke der Welt. Sie
dirigieren die 500 größten Konzerne
der Welt und bestimmen die Geschicke von Hunderten
Millionen Menschen im globalen Kapitalismus.
Nach meinem Überblick sind das 498 Männer
und zwei Frauen; die Unternehmen Hewlett-Packard
und Xerox leisten sich mit Carleton S. Fiorina
bzw. Anne M. Mulcahy jeweils eine Frau als
CEO, als Central Executive Officer, im deutschen
Raum mit der Funktion eines Vorstandsvorsitzenden
vergleichbar. Ansonsten ist die Geschäftswelt
wie vor 100 Jahren eine reine Männerwelt.
Es
handelt sich um die Gruppe der weltweit größten
Unternehmen aller Art, also Industriekonzerne
ebenso wie Banken, Versicherungen, Handelshäuser
und Dienstleistungsunternehmen. Diese Gruppe
wird jährlich von dem US-Wirtschaftsblatt
Fortune als »Global 500« zusammengestellt
und statistisch aufgearbeitet. An der Spitze
der Gruppe steht erneut und seit drei Jahren
das US-Handelsunternehmen Wal-Mart Stores
mit einem Umsatz von 263 Milliarden US-Dollar
und 1,5 Millionen Beschäftigten. Auf
Platz zwei folgt BP (232 Mrd. Dollar Umsatz),
dann Exxon Mobil (223 Mrd. $), Royal Dutch
Shell (202 Mrd $). Der erste deutsche Konzern
auf dieser Liste ist DaimlerChrysler auf Rang
sieben mit einem Umsatz von 157 Milliarden
US-Dollar und 362 000 Beschäftigten.
Insgesamt
zählten diese 500 Konzerne im vergangenen
Jahr 45 908 637 Beschäftigte, rund 46
Millionen. Sie vereinten auf sich eine Umsatzsumme
von 14 873 Milliarden US-Dollar. Das entsprach
knapp 45 Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts.
Sie wiesen einen addierten Gewinn von 731
Milliarden US-Dollar aus.
Da
die Statistik seit nunmehr zehn Jahren in
dieser Form veröffentlicht wird, ist
ein aussagekräftiger Vergleich über
die Entwicklung der Konzernmacht binnen eines
Jahrzehnts möglich. Danach steigerte
sich der Umsatz der 500 größten
Konzerne zwischen 1994 und 2003 um 45 Prozent
(von 10300 Mrd. auf 14900 Mrd. US-Dollar).
Der Anteil am weltweiten addierten Bruttosozialprodukt
lag 1994 mit knapp 40 Prozent noch deutlich
unter dem gegenwärtigen Anteil von knapp
45 Prozent. Das heißt, das spezifische
Gewicht der 500 größten Unternehmen
in der Weltwirtschaft hat sich nochmals deutlich
erhöht, was den allgemeinen Diskurs in
der Globalisierungsdebatte unterstützt.
Die Zahl der von diesen Konzernen Beschäftigten
– das dort ausgebeutete Arbeitskräfteheer
– stieg in einem Jahrzehnt um rund ein
Drittel, um elf Millionen Lohnabhängige.
Die Tatsache, daß das Umsatzwachstum
größer ist als das Wachstum der
Beschäftigung, ist Ausdruck einer Produktivität,
die schneller als der Umsatz wächst.
In der kapitalistischen Terminologie handelt
es sich um wachsende »Kapitalintensität«;
marxistisch ausgedrückt um die größere
organische Zusammensetzung des Kapitals. Dabei
muß bedacht werden, daß es im
letzten Jahrzehnt den weltweiten Trend zu
prekären Beschäftigungsverhältnissen
gab. 2003 dürfte gegenüber 1994
ein deutlich größerer Teil der
insgesamt 46 Millionen Beschäftigten
bei den »Global 500« kein »Normalarbeitsverhältnis«
gehabt haben.
Das
US-amerikanische Blatt Fortune jubelte: »Während
in dieser Periode (1994-2003) der gesamte
Umsatz der 500 größten Unternehmen
um 45 Prozent anstieg, haben sich die Profite
beinahe verdreifacht.« Da die Jahre
1994 und 2003 Jahre eines – jeweils
bescheidenen – wirtschaftlichen Aufschwungs
waren und demnach vergleichbar sind, läßt
sich durchaus verallgemeinern, daß sich
die Profitsituation in dieser Gruppe führender
Konzerne nachhaltig verbessert hat. Dies widerspricht
im übrigen nicht der Theorie von einer
langfristig sinkenden Profitrate. Zum einen
war die Profitrate in den achtziger Jahren
und in der internationalen Wirtschaftskrise
1990 bis 1992 weltweit auch bei der Gruppe
der größten Unternehmen gesunken,
so daß der Profitboom teilweise einer
»normalen« Erholung gleichkommt.
Zum anderen spiegelt sich hier ein typischer
Prozeß wider: Durch ihre Marktmacht,
also durch oligopolistische und monopolistische
Mechanismen, kann die Gruppe der größten
Unternehmen der Welt einen überproportionalen
Teil des von den weltweiten Arbeitsheeren
erzeugten Mehrwerts auf sich vereinen. Die
gigantischen 21,5 Milliarden US-Dollar Profite,
die beispielsweise der US-amerikanische Ölriese
Exxon 2003 auswies, sind nicht ausschließlich
von den relativ wenigen Exxon-Beschäftigten
(88300) erarbeitet worden; sie flossen dem
Unternehmen teilweise aufgrund der Marktmacht
zu, die es und wenige andere Ölkonzerne
im Energiesektor einnehmen. Allerdings stammen
auch diese Profite nicht aus einem mystischen
Zusammenwirken von Kapital, Boden und Arbeit;
sie wurden von Lohnabhängigen konkret
erarbeitet.
US-Konzerne holten massiv auf
Die
wohl wichtigste Doppelbotschaft im Zehnjahresvergleich
lautet: Die US-Konzerne haben ihre Positionen
stark ausbauen können; der große
Verlierer sind die japanischen Unternehmen.
Im Unterschied zum vorherrschenden Tenor im
Globalisierungsdiskurs teile ich nicht die
Auffassung, wonach die großen, weltweit
führenden Konzerne eine Art »internationales
Kapital« zum Ausdruck bringen und weitgehend
unabhängig von ihren Heimatländern
agieren würden. Es handelt sich vielmehr
um Unternehmen, die hinsichtlich der Kapitalstruktur
und der »Unternehmenskultur« eng
in ihren jeweiligen Nationalstaat eingebunden
sind, in dem sich die Machtzentrale befindet.
Ihre maßgeblichen Großaktionäre
und das Topmanagement sind Teil der herrschenden
Klasse ihres Landes. Sie sind auf »ihren«
Staat und »ihre« Regierung fixiert.
Letzteres erfolgt allerdings nicht im dem
Sinne, daß sie patriotisch eingestellt
oder gar von »ihrer« jeweiligen
Regierung abhängig wären. Sie benutzen
die staatlichen Strukturen ihres Heimatlandes
rein instrumentell – zur Absicherung
ihrer Macht, zum Kampf um Weltmarktanteile,
zur Beeinflussung der internationalen Institutionen
(IWF, Weltbank, WTO) im Sinne der Profitmaximierung.
Im
Fall der europäischen Konzerne verschieben
sich zunehmend diese Funktionen von der Ebene
der jeweiligen Nationalstaaten hin zu den
staatsähnlichen Strukturen der EU (vor
allem EZB, EU-Kommission, Ministerrat). Das
steht nicht nur nicht in Widerspruch zur Tatsache,
daß insbesondere die »Global 500«-Top-Unternehmen«
überwiegend auf dem Weltmarkt tätig
sind und ihren Umsatz oft zum größeren
Teil im »Ausland« realisieren.
Im Gegenteil: Beides – das Eingebundensein
in die nationale Kapitalistenklasse und das
internationale Auftreten – sind zwei
Seiten ein – und derselben Medaille.
Verkürzt gesagt gilt für die großen
Unternehmen die Losung: Global agieren, lokal
schmieren.
Das
US-Blatt Fortune fragt beim Zehnjahresvergleich:
»Wer war der Gewinner der Dekade?«
Die Antwort: »Die USA. Zehn Jahre zuvor
hatten die USA 151 Unternehmen auf dieser
Liste, die 29 Prozent des gesamten Umsatzes
der »Global 500« auf sich vereinten.
2003 sind es 189 US-Konzerne, die 39 Prozent
des addierten Umsatzes auf sich konzentrierten.«
Folgt man der Blocklogik, und rechnet man
Kanada und Mexiko als ökonomische Anhängsel
der US-Ökonomie hinzu, dann gab es 1994
auf der Liste der »Global 500«
158 Unternehmen aus dem nordamerikanischen
Block NAFTA, die 29,4 Prozent des gesamten
Umsatzes der Gruppe auf sich vereinten. 2003
sind es 203 Unternehmen, die auf 40,8 Prozent
Anteil des Gruppenumsatzes kommen.
Der
große Verlierer sind die japanischen
Großunternehmen. 1994 gab es auf dieser
Liste noch 149 Nippon-Unternehmen, die 37
Prozent des Umsatzes der »Global 500«
auf sich vereinten. Japan lag damals also
deutlich vor den USA oder dem Nafta-Block.
2003 sind in dieser Gruppe nur noch 82 japanische
Unternehmen vertreten. Sie kommen auf einen
Umsatzanteil von 14,6 Prozent.
EU hinter dem NAFTA-Block
Und
die EU? Hier konnten die Positionen weitgehend
gehalten werden. Vor zehn Jahren zählten
171 westeuropäische Konzerne zu dieser
Gruppe. Ihr addierter Umsatz entsprach 30,2
Prozent des »Global 500«-Gruppenumsatzes.
2003 waren es mit 167 etwas weniger Unternehmen,
die sich allerdings auf 37,5 Prozent Anteil
am Umsatz der »Global 500« steigern
konnten. Der Block Westeuropa, weitgehend
identisch mit der EU, allerdings einschließlich
zwölf schweizerischer und zwei norwegischer
Konzerne, liegt damit nur knapp hinter dem
Block NAFTA.
Wie
zu erwarten spielen deutsche Konzerne im Rahmen
Europas die führende Rolle. Sie fielen
im Dekadenvergleich zwar hinsichtlich ihrer
Zahl in diesem Eliteclub zurück, konnten
jedoch ihre Position beim Gruppenumsatz ausbauen.
1993 gab es unter den »Global 500«
44 deutsche Unternehmen, die 8,7 Prozent des
Umsatzes auf sich vereinten. 2003 sind es
34 deutsche Konzerne mit 9,1 Prozent des Gruppenumsatzes.
Die auf Deutschland folgenden Länder
in dieser Hackordnung sind Großbritannien,
einschließlich der zwei britisch-niederländischen
Unternehmen Royal Dutch Shell und Unilever
(37 Unternehmen; Umsatzanteil 2003 8,9 Prozent),
Frankreich (37 Unternehmen; Umsatzanteil 8,3
Prozent) und die Niederlande (zwölf Unternehmen;
Umsatzanteil 2,6 Prozent).
Die
Verschiebungen im Zehnjahresvergleich widerspiegeln
die weltpolitischen Gegebenheiten. Oder umgekehrt:
Die Weltpolitik ist erheblich geprägt
von der Macht und Struktur der größten
Konzerne. Anfang der neunziger Jahre hatte
der aufsteigende japanische Imperialismus
seinen Höhepunkt erreicht; eine schwere
Krise und eine Depressionsphase hatte bereits
1992 eingesetzt, sich im Zahlenwerk der Großkonzerne
jedoch teilweise erst später niedergeschlagen.
Die Ausläufer dieser Krise spielen weiterhin
eine erhebliche Rolle. Seit 2003 gibt es Anzeichen
für eine neuerliche Erholung. Toyota
beispielsweise, das achtgrößte
Unternehmen der Welt (153 Mrd. $ Umsatz; 264000
Beschäftigte), erwies sich 2003 als der
Autobauer mit dem größten Gewinn
und der höchsten Gewinnmarge (ausgewiesener
Jahresprofit von 10,2 Mrd. $). Andere japanische
Autokonzerne sind allerdings inzwischen unter
ausländischer Kontrolle: So wird Nissan
von Renault und Mazda von Ford kontrolliert.
Eine
maßgebliche Ursache für die Krise
in Japan war der Umstand, daß sich die
japanischen Konzerne in ihrer Region nicht
– wie in Westeuropa der Fall –
ein strukturiertes Umfeld und einen vergrößerten,
nach außen teilweise abgeschotteten
Binnenmarkt schaffen konnten. Die Krise der
»Tigerstaaten« 1997/98 schlug
zusätzlich auf die japanische Ökonomie
durch. Hinzu kommt: Japan hat als einzige
führende imperialistische Macht keinen
größeren Militarisierungsprozeß
realisiert und kennt auch keine Auslandseinsätze
von Kampftruppen. (Die Revision der Verfassung
wird allerdings vorbereitet).
Beim
neuerlichen Aufstieg der US-Konzerne spielt
die aggressive Politik der US-Regierung im
Interesse ihrer Großunternehmen eine
gewichtige Rolle, einschließlich der
Tatsache, daß die US-amerikanischen
Interessen – die Exporte und die Kapitalanlagen
– auch militärisch weltweit abgesichert
werden. In diesem weltpolitischen Kontext
haben die europäischen Konzerne ihre
Positionen gut halten können, obgleich
die EU erst beginnt, sich staatlich zu strukturieren
und ihre Militarisierung erst eingesetzt hat.
Das deutet auf das große Potential dieses
Konzern-Blocks beim weltweiten Monopoly hin,
also auf das gewaltige zerstörerische
und Menschen gefährdende Potential der
EU und der EU-Konzerne.
Geschlossener Club
»Global
500« bestätigt erneut: Globalisierung
heißt keineswegs, daß die großen
Konzerne aus allen Ländern am Machtpoker
beteiligt wären oder sich an der Ausbeutung
von Menschen und Ressourcen gleichberechtigt
engagieren dürften. Die 500 größten
Unternehmen der Welt konzentrieren sich auf
nur 31 Länder. Wenn wir die weit wichtigere
Gruppe der 200 größten Unternehmen
auswählen und uns gewissermaßen
dem Auge des Taifuns nähern, dann haben
diese ihre Firmensitze nur noch in 15 Ländern:
77 in den USA, 28 in Japan, 20 in der BRD,
20 in Frankreich, 16 in Großbritannien,
sieben in den Niederlanden, sechs in der Schweiz,
fünf in Italien, drei in Spanien, zwei
in Norwegen, jeweils ein Unternehmen hat seinen
Firmensitz in Finnland, Luxemburg, Belgien,
Mexiko, Venezuela, Brasilien, Rußland,
Malaysia und Indien. Hinzu kommen in dieser
200er Gruppe nur noch vier südkoreanische
Unternehmen und drei chinesische. Das heißt,
im großen und ganzen spielt sich das
Konzern-Monopoly im Kreis der westlichen OECD-Länder
ab, was rein zufällig vor hundert Jahren
ähnlich war, wobei die gleichen Länder
damals überwiegend Kolonialmächte
waren.
In
der Gruppe der »Global 500« sind
inzwischen 15 große Unternehmen aus
China gelistet, die auf einen Gesamtumsatz
von 358 Milliarden US-Dollar kommen. Das entspricht
lediglich 2,4 Prozent des addierten Umsatzes
der »Global 500«. 1994 zählten
erst drei chinesische Unternehmen zu dieser
Gruppe. Allerdings handelt es sich bei den
chinesischen Unternehmen unter den »Global
500« bisher kaum um Global Players,
um Konzerne, die auf dem Weltmarkt mit den
westlichen Konzernen bestehen könnten.
Die zwei wichtigsten chinesischen Industriekonzerne
in dieser Liste sind die Mineralölunternehmen
Sinopec (Rang 53 unter den »Global 500«)
und China National Petroleum (Rang 73). Während
die produktiven westlichen Ölriesen bei
weit größeren Umsätzen nur
100 000 und weniger Beschäftigte zählen,
weist Sinopec allerdings 854 000 Beschäftigte
und China National Petroleum mehr als eine
Million Arbeitskräfte aus. Bei dem wichtigsten
chinesischen Autohersteller in dieser Liste,
der Shanghai Automotive (Rang 461), handelt
es sich um ein Joint venture mit VW.
In
den sechziger Jahren galt Indien als aufsteigende
kapitalistische Wirtschaftsmacht. Auf der
aktuellen Liste der »Global 500«
finden sich nur vier indische Konzerne, deren
addierter Umsatz 0,4 Prozent des Gesamtumsatzes
entspricht. Später wurden Brasilien und
Mexiko als »Schwellenländer«
gehandelt. Ihre aktuelle Position unter den
»Global 500« ist marginal und
hat – indem hier die Ölkonzerne
Peemex (Mexiko) und du Petrobas (Brasilien)
gelistet sind, vor allem mit der Ölgesellschaft
zu tun. Am lehrreichsten scheint diesbezüglich
der Absturz der südkoreanischen Konzerne
zu sein. In der engeren Gruppe der 200 Größten
gab es 1994 noch sechs südkoreanische
Konzerne. 2003 sind es nur noch vier. Frühere
südkoreanische Global Players wurden
teilweise aufgekauft (Daewoo von General Motors)
oder in andere Unternehmen integriert (Kia
in Hyundai).
Konzentration auf Auto und Öl
Untersucht
man die »Global 500«-Unternehmen
nach ihren Zugehörigkeiten zu einzelnen
Branchen, dann stellt sich heraus: Die größte
einzelne Branche ist das Ölbusiness (»crude
oil production«, »petroleum refining«
und »oil equipment«). Allein hier
sind mehr als zwölf Prozent des gesamten
addierten Gruppenumsatzes gebunden –
mehr als beim Bankensektor. Bildet man eine
Gruppe derjenigen Großunternehmen, die
eng von Öl, Ölverarbeitung und den
Ölderivaten (Benzin, Diesel, Kerosin
und Treibstoff für Raketen, Panzer und
Militärjets) abhängig sind, rechnet
man also zu dem Ölgeschäft noch
die Autokonzerne, die Airlines, den Flugzeugbau
und die Rüstungsindustrie hinzu, dann
kommt diese Gruppe »Öl-Auto-Flugzeugbau-Rüstung«
auf einen addierten Umsatz von 3726 Milliarden
US-Dollar, was bereits mehr als einem Viertel
des gesamten Umsatzes der »Global 500«
entspricht.
Schließlich ist zu berücksichtigen,
eine Zusammenfassung von Industriekonzernen,
Banken und Dienstleistungsunternehmen ist
methodisch problematisch. Die politische und
wirtschaftliche Macht von Wal-Mart auf Platz
1 der »Global 500« ist weit geringer
als die von BP oder Exxon auf den Rängen
2 und 3. Und Banken und Versicherungen sind
zwar mächtig, sie spielen jedoch im Gesamtkontext
als Finanziers und meist auch als Großaktionäre
eine spezifische Rolle. Betrachtet man daher
in dieser Liste ausschließlich die Industriekonzerne,
mehr oder weniger den produktiven Sektor,
dann wird die stoffliche Zusammenballung der
Gruppe Öl-Auto nochmals eindrucksvoll
dokumentiert.
Bei
den in der Tabelle aufgeführten 25 weltweit
größten Industriekonzernen entfallen
fast 74,4 Prozent allein auf den Bereich Ölförderung,
Ölverarbeitung, Autoindustrie. Der kommentierende
Artikel in Fortune schrieb dazu: »Leading
the pack were the oil giants...« Die
»Führer im Rudel« seien die
Ölgiganten. Die Macht dieser Gruppe hat
sich im Zehnjahresvergleich unter den »Global
500« nochmals verstärkt –
trotz des Aufkommens neuer Branchen wie der
Elektronik- Computerindustrie oder der Telekommunikationskonzerne.
Diese
Gruppe stellt den Motor im Kampf um Weltmärkte,
im Heißhunger auf Öl und im Prozeß
der Militarisierung und Kriegstreiberei dar.
Es sind die stoffliche Zusammensetzung der
großen Konzerne der Welt und die Logik
der Kapitalverwertung – und nicht irgendein
»Bushismus« eines US-Präsidenten
– die der zerstörerischen Dynamik
des Kapitalismus innewohnen.
*
Winfried Wolf veröffentlichte zum Thema
das Buch: »Fusionsfieber. Oder: Das
große Fressen – Globalisierungsmythos
– Nationalstaat – Wirtschaftsblöcke«
im PapyRossa-Verlag, ISBN: 3-89438-2104