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2007 ist die erste grosse Krise des globalisierten Kapitalismus ausgebrochen. 2008 und anfangs 2009 zögerten die Massenmedien und die Internationalen Institutionen der Herrschenden nicht, Vergleiche mit der Grossen Depression von 1930 anzustellen.

Die Staaten der Herrschenden unterstützen Banken, Versicherungen und Konzerne mit Hunderten von Milliarden Dollars. Diese gigantische Sozialisierung privater Verluste wird letztlich auf die Rechnung der lohnabhängigen SteuerzahlerInnen gehen. Und morgen werden die Sozialausgaben weiter gekürzt, um die "öffentlichen Defizite" zu senken.

Ende 2009 spricht die Presse von einer wirtschaftlichen Erholung, die allerdings noch schwach sei. In der Tat : Die Erwerbslosigkeit erreicht bereits historische Höchstwerte. Und für 2010 sieht es noch schlechter aus. Ausserdem werden in den offiziellen Statistiken die Menschen vergessen, die auf die Suche nach einem Job "verzichtet" haben oder unter prekären Bedingungen zu Armutslöhnen arbeiten.

Die Regierungen und Internationalen Institutionen (OECD, Weltbank, IWF) setzen auf "Bildung" - in ihrem angeblichen Kampf gegen Armut und Erwerbslosigkeit und um die "Wettbewerbsfähigkeit" der Länder zu sichern. Deshalb werden die Bildungssysteme sozial immer selektiver gemacht und den bornierten Interessen der "Wirtschaftsführer" angepasst.

Das wirkliche Wesen der Systemkrise wird noch deutlicher sichtbar, wenn wir auch die Umweltzerstörung – von der die ärmsten Teile der Weltbevölkerung am meisten betroffen sind – und die Hungers- und Versorgungsnotstände (Wasser, Hygiene usw.) – denen über 2 Milliarden Menschen ausgesetzt sind – in den Blick nehmen

Zu diesen Katastrophen kommen die Kriege hinzu, die die imperialistischen Mächte führen (gegen Irak, Afghanistan, Pakistan) oder instrumentalisieren (in Afrika). Und nun treffen sich im Januar 2010 in Davos die tatsächlichen Verantwortlichen für diese Krise und wollen über den "Zustand der Welt" debattieren, um diese "neu zu denken, neu zu zeichnen und umzubauen". Das ist zunächst einmal ein Eingeständnis, wie es um ihre Welt steht. Vor allem aber ein Zeichen der Arroganz derjenigen, die der Welt auf der Basis ihrer tödlichen Eigeninteressen einen neuen "Look" geben wollen, nachdem sie uns in die Katastrophe geführt haben. Das zeigt sich bereits heute von Neuem. Denn ihre "Antwort" auf die Krise besteht nur aus einer Verschärfung der verschiedenen Formen von Ausbeutung und Unterdrückung. Der globalisierte Kapitalismus – basierend auf privater Aneignung des Reichtums, globalisierter Tyrannei der Vermarktung aller Dinge und Menschen und Konkurrenz zwischen den Grosskonzernen – kann nicht ohne ein entsprechendes Herrschaftssystem existieren, das die Grundrechte der Menschen und ganzer Bevölkerungen permanent in Frage stellt.

Doch bereits heute wird eine andere Welt gedacht, gezeichnet und gebaut. Dies geschieht durch vielfältige Formen von Widerstand, Kampfund Ablehnung, und auf der Grundlage von Gegenvorschlägen, die zumindest ansatzweise die Frage nach einer anderen, radikal und wirklichdemokratischen Gestaltung der Welt aufwerfen. So wird die Unterwerfung des Planeten unter die Interessen der Oligarch(i)en in Frage gestellt.

Das Andere Davos will denjenigen Menschen das Wort geben, die diese Bewegungen und Prozesse tragen. Dadurch soll ein richtiges Forum entstehen, an dem sich insbesondere Menschen aus folgenden Zusammenhängen treffen, zusammenschliessen und diskutieren: Männer und Frauen, die auf eine neue Art gewerkschaftliche Basisarbeit machen und dabei die verschiedenen Facetten der Ausbeutung und Unterdrückung berücksichtigen; Migranten und Migrantinnen in Europa und den USA, die für ihre Rechte und gegen die Polizeistaaten ankämpfen; Frauen, die durch ihre eigenen Initiativen die patriarchalen Ordnungssysteme in Frage stellen ; Sprecher und Sprecherinnen der Bevölkerungen im Süden, die sowohl gegen die imperialistischen Mächte als auch gegen die Kräfte in ihren Ländern kämpfen, die sie von jeder kollektiven Gestaltung der Zukunft ausschliessen wollen; sowie Aktivisten und Aktivistinnen der Antikriegsbewegung, vor allem mit Bezug auf den Irak, Afghanistan, Pakistan und Palästina.

Konferenzen:
Freitag, 29. Januar, 16 bis 18 Uhr

Kritische Universität – Uni von unten
Das Andere Davos findet an der Universität statt, oder : an einem öffentlichen Ort, der den Austausch erlaubt, einen Dialog über die Kritik eines Systems und über die Mobilisierungen gegen die sozialen Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse zu führen. In diesem Rahmen geht es darum, das kritische und so genannte akademische Denken mit Erfahrungen von autonomen Bildungsprojekten von Frauen, MigrantInnen und Lohnabhängigen zu verbinden.
Daran werden teilnehmen : Franz Schultheis (Professor), „Welche Verbindung zwischen den kritischen Sozialwissenschaften und den sozialen Kämpfen?“; Ueli Mäder (Professor), „Warum findet das Andere Davos an der Universität Basel statt?“; Claudia Nogueira, Professorin an der Universidade Federal de Santa Catarina, (Brasilien), „Erfahrun-gen autonomer Bildung"; Avji Sirmoglu von Planet 13, Basel, „Die Bildung der Prekären“; Felipe Polania, Verein „Bildung für alle“ an der Autonomen Schule Zürich, „Schule als politische Aktion in der Flüchtlingsbewegung“; Teilnahme weiterer MigrantInnen, usw.

Freitag, 29. Januar, 19.30 Uhr, Eröffnungskonferenz in der Aula

Von der Absage an die Barbarei zur Notwendigkeit einer anderen Welt

  • Noam Chomsky, Videointerview
  • Tariq Ali, Buchautor und Leiter der New Left Review : „Der Imperialismus zu Zeiten Obmas“.
  • Silvia Lazarte, Ex-Präsidentin der konstituierenden Versammlung Boliviens : „Die indianische Rebellion in Bolivien“.
  • Franco Cavalli, Alt-Nationalrat der SP, Mitglied der Exekutive der internationalen Vereinigung gegen Krebs : „Die kapitalistische Globalisierungen gegen ein öffentliches Gut : das Recht auf Gesundheit für alle“.
  • Christa Wichterich, Buchautorin von „Gleich, gleicher, ungleich“ (2009), (Deutschland) : „Die Frauenkämpfe im Kontext der kapitalistischen Globalisierung“.
  • N.A. Batchu Siddique, Präsident von Dhuumcatu (Vereinigung der bengalischen, indischen und pakistanischen ArbeiterInnen in Italien) : „Die Mobilisierung der MigrantInnen und die Einheit der Lohnabhängigen“.
  • Dirceu Travesso, nationaler Sekretär von Conlutas (Brasilien) : „Die Lohnabhängigen des formellen und informellen Sektors vereinigen“.

Samstag, 30. Januar, 17 bis 19.30 Uhr, Abschlusskonferenz in der Aula

Die Kämpfe der Zukunft –
die Zukunft der Kämpfe

  • Gianni Frizzo, Animator des Streikkomitees der Officine, Bellinzona : „Eine neue Gewerkschaftsbewegung in der Schweiz“.
  • Lee Sustar, Redaktor von SocialistWorker, USA: „Arbeitslosigkeit und soziale Krise unter Obama: Welche Achsen eines sozialen Kampfes ?“
  • Ricardo Antunes, Professor an der UNICAMP (Brasilien), Mitarbeiter der mst und der Redaktion von Brasil do Fato : "Die strukturelle Prekarisierung der Arbeit und die sozialen Kämpfe in Brasilien".
  • Giorgio Cremaschi, Sekretär der FIOM (Italien) : „Welche Wiederbelebung der sozialen Kämpfe in Italien?“
  • Cristina Hernandez, Gewerkschaft Service Employees International Union, Los Angeles : „Welche Zukunft für die MigrantInnenkämpfe?“
  • Gilbert Achcar, Professor am SOAS, London : „Die Islamophobie bekämpfen – die Hauptform des aktuellen Rassimus’ im Westen“.
  • Ueli Mäder, Soziologe, Professor an der Universität Basel : „Die soziale Krise in der Schweiz : Einige Orientierungspunkte für den Widerstand“.

 

Workshops:
Samstag, 30. Januar, 9.30 bis 12.30 Uhr, Workshops

Migrationsregime und Einflüsse auf die Rechte der Lohnabhängigen

  • Pietro Basso, Professor an der Universität Ca’Foscari, Venedig, Autor von verschie-denen Büchern über MigrantInnen : „Islamophobie: Eine Waffe gegen MigrantInnen“.
  • Dario Lopreno, Mitglied der Gewerkschaft VPOD: „Die neuen Richtlinien gegen die MigrantInnen in der Schweiz“.
  • Alain Bihr, Professor an der Universität Besançon : „Die Debatte um die nationale Identität und die Angriffe auf die Rechte der MigrantInnen“.

Für eine neue Gewerkschaftsbewegung (1)

  • Christian Mahieux, Sekretär von SUD-Rail, Frankreich: „SUD: Warum solidarisch, einheitlich und demokratisch ?“
  • Gianni Frizzo, Animator des Streikkomitees der Officine, Bellinzona : „Die wichtigsten Elemente einer neuen Gewerkschafts-bewegung im Kampf der Officine“.
  • Matteo Beretta, Delegierter der FIOM von Fincantieri (Porto Marghera – Italien) : „Die neue Gewerkschaftsbewegung im Kampf gegen die Politik der Subunternehmen“.
  • Tom Adler, IG-Metall, Mercedes : „Angesichts der Automobilkrise, welche neue Gewerkschaftsbewegung

Die Kämpfe der lohnabhängigen Frauen

  • Lidia Cirillo, Leiterin der Quaderni Viola, Italien : „Die lohnabhängigen Frauen angesichts der aktuellen Kapitalismuskrise“.
  • Cristina Hernandez, Gewerkschaft Service Employees International Union, Los Angeles : „Die angestellten Frauen in den Schulen organisieren“.
  • „Kita Streik“: Streik in den Kinderkrippen in
    Deutschland Anfang 2009, eine einmalige Erfahrung (Rednerin wird präzisiert).
  • Claudia Nogueira, Professorin, Brasilien : „Der doppelten Ausbeutung der Frauen in Brasilien entgegentreten : Einige Beispiele“.
  • Marisa Pralong, Unia Mitglied, Angestellte bei Manor (Genf) : „Die Angestellten organisieren angesichts der Repression der Unternehmer“.

Die Privatisierung des öffentlichen
Transports

  • Christian Zeller, Professor an der Universität in Salzburg : „Die Privatisierung der Eisenbahn in
    Deutschland und ihre Folgen“.
  • Urs Zuppinger, Stadtplaner : „Die Transportpolitik in der Schweiz : Die letzten Neuigkeiten“.
  • Dante de Angelis, Gewerkschaften der italienischen
    Eisenbahn, Viareggio : „Die Privatisierung und die Gefahren im Eisenbahntransport“.
  • SUD-Rail : „Die Gegenreform im Gütertransport“ (Redner wird präzisiert).
Samstag, 30. Januar, 14 bis 16.30 Uhr, Workshops

Widerstand und Stimmen
der MigrantInnen

  • N.A. Batchu Siddique, Präsident von Dhuumcatu (Vereinigung der benga-lischen, indischen und pakista-ischen ArbeiterInnen in Italien) : „Wie und wozu wurde Dhuumcatu gegründet ?“
  • Anzoumane Sissoko (Mali), Sprecher der Sans-Papiers Koordination in Paris : „Die Sans-Papiers- Bewegung in Frankreich : Die Frage der Einheit und die Beziehun-gen mit den Gewerkschaften und den politischen Organisationen“.
  • Cristina Hernandez, Gewerkschaft Service Employees International Union, Los Angeles : „Die Bewegung der Latin@s und ihre Forderungen in Kalifornien“.
  • VertreterIn von Bleiberecht Zürich : „Widerstand von unten gegen die repressive Asylpolitik“.
  • CAFri : „Die Selbstorganisation der MigrantInnen und ihre Forderungen : das Beispiel Fribourg“.

Für eine neue Gewerkschaftsbewegung (2)

  • Dirceu Travesso, nationaler Sekretär von Conlutas (Brasilien) : „Was ist der Sinn des Kampfes von Conlutas“.
  • Gilbert Achcar, Professor am SOAS, London : „Der Aufstieg der Arbeiter-Innenkämpfe und der Kampf für eine unabhängige Gewerkschaftsbewegung in
    Ägypten“.
  • ChristaWichterich, Buchautorin von „Gleich, gleicher, ungleich“ (2009), (Deutschland) : „Die Arbeiterinnenkämpfe in China : Entsteht eine unabhängige Gewerkschafts-bewegung ?“
  • Lee Sustar, Redaktor von SocialistWorker (USA) : „Wie antworten ArbeiterInnen auf die Krise in den USA?“

Die Hungerkrise und das „herr-schende Landwirtschaftsmodell“

  • Ricardo Antunes, Professor an der UNICAMP (Brasilien), Mitarbeiter der mst und der Redaktion von Brasil do Fato : „Das exportorientierte Landwirtschafts-modell, Hunger und Ausbeutung in Brasilien“.
  • (An diesemWorkshop werden unter anderen VertreterInnen von Uniterre und der Confédération paysanne aus Frank-reich teilnehmen. Die Bestätigungen
    werden bald folgen.)

Die Privatisierung der Post

  • Patricio Paris, Mitglied der NPA und des einheitlichen Komitees des 13. Stadtbezirks von Paris: „Die BenutzerInnen und die gewerkschaftlich organisierten Angestellten zusammen im Kampf gegen die Privatisierung der Post in Frankreich“.
  • Ein·e VertreterIn von Sud-PTT : „Der direkte Kampf und das Referendum gegen die Privatisierung in Frankreich (RednerIn zu bestätigen).
  • Ein Briefträger aus der Schweiz : „Die 'Privatisierung’ des Pöstlers“.
  • Martin Smith, SocialistWorkers Party, Grossbritannien: „Der Kampf der englischen Briefträger von Royal Mail“.

 

Praktische Informationen

Ort :
Kollegienhaus der Universität Basel,
Petersplatz 1, Basel. Konferenzen in der Aula, Workshops in Räumen des 1. Stocks (vom Bahnhof SBB Bus Nr. 30 bis Haltestelle Spalentor).

Eintritt (für beide Tage) :
- AHV, Prekäre, Studierende : 5.–
- Normalpreis : 15.–
- Solidaritätsbeitrag : 25.–

Simultanübersetzung
französisch, deutsch, italienisch für die Konferenzen und die Workshops.

Kontakt : other.davos@bluewin.ch

Informationen und Dokumente:
www.otherdavos.net

Unterkunftsmöglichkeiten :
https://hotel.basel.com/dasanderedavos
oder an other.davos@bluewin.ch