Er
schrieb Bücher über Christian
Rakowski, Trotzkis Freund und Kampfgefährten
in der Linken Opposition, der im Gulag
ermordet wurde und Trotzkis Sohn Leo
Sedow. Von speziellem Interesse für
deutschsprachige Leser und Leserinnen
ist eine umfangreiche Geschichte der
Deutsche Revolution 1917-1923. Dieses
interessante Werk hat bisher leider
keinen deutschen Verlag gefunden.
Broués Werke sind durch zwei
entscheidende Merkmale gekennzeichnet.
Erstens sind sie nicht lediglich Synthesen
der Werke anderer Historiker; sie
beruhen alle auf realer Archivforschung,
begünstigt durch Broués
Kenntnis zahlreicher Sprachen. Zweitens
sind sie alle von wirklicher politischer
Leidenschaft geprägt. Wenngleich
er ein objektiver Historiker blieb,
identifizierte sich Broué persönlich
klar mit den Revolutionären,
die er erforschte. Diese Eigenschaft
bereicherte seinen Stil und seine
Entschlossenheit, die Wahrheit herauszufinden.
1978
hat Broué zusammen mit einigen
Mitarbeitern das ILT (Institut Léon
Trotsky) gegründet. Dieses Institut
hat mehr als 70 Nummern seiner Schriftenreihe
"Les Cahiers Léon Trotsky"
herausgegeben. Diese Hefte enthalten
Beiträge zur Geschichte der Linken
Opposition in der Sowjetunion sowie
in vielen anderen Ländern, Studien
über revolutionäre Ereignisse
des letzen Jahrhunderts sowie Studien
über die Beiträge, die die
revolutionären Marxisten und
Marxistinnen geliefert haben. Leider
hat sich das Institut aus finanziellen
Gründe gezwungen gesehen, der
Herausgabe dieser Schriftenreihe einzustellen.
Dasselbe passierte auch mit der Ausgabe
von Trotzkis Gesammelten Werken in
französischer Sprache, von der
aber doch 27 Bände herausgegeben
werden konnten. Damit hat Pierre Broué
der Arbeiterklasse und der trotzkistischen
Bewegung einen unschätzbaren
Dienst erwiesen.
Schon
als junger Mann kämpfte Broué
in den Reihen der französischen
Resistance gegen die Nazis. Er trat
der Kommunistischen Jugend bei, welche
er kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges
wieder verliess um sich der trotzkistischen
Bewegung anzuschließen. Jahrelang
war er neben seiner Berufstätigkeit
erst als Lehrer, später als Professor,
ein führendes Mitglied der Organisation
Communiste Internationaliste, (heute:
Parti des Travailleurs), wahrscheinlich
bei vielen LeserInnen besser bekannt
als die "Lambertisten". Im
Mai 1989 war die Reihe an ihm, aus der
OCI ausgeschlossen zu werden.
Broué
war eine warmherzige und großzügige
Persönlichkeit. Vor allem war er
offen gegenüber jungen Menschen,
denn er verstand die Notwendigkeit,
den künftigen Generationen die
Lehren aus der Vergangenheit zu vermitteln,
sodass sie vielleicht eines Tages die
Welt verändern können. Wir
werden Pierre Broué vermissen.
Den Verlust können wir nur dadurch
wettmachen, dass wir versuchen, seinen
anspruchsvollen Standards zu entsprechen.
Pierre
Broué
Trotzki
– eine
politische Biographie
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