Sektion Zürich
 
anklicken Antiglobalisierung
anklicken ArbeiterInnenbewegung
anklicken Bildungspolitik
anklicken Frauenbewegung
anklicken Imperialismus & Krieg
anklicken International
anklicken Kanton Zürich
anklicken Marxismus
anklicken Umweltpolitik

anklicken Startseite
anklicken Über uns
anklicken Agenda
anklicken Zeitung
anklicken Literatur
anklicken Links
anklicken Kontakt

Schwerpunke / Kampagnen
anklicken Bilaterale II
anklicken
anklicken
anklicken  
anklicken  
anklicken  
anklicken  
anklicken  
anklicken  
anklicken
anklicken  
anklicken  
anklicken  
anklicken  
anklicken  
anklicken  
anklicken  
anklicken  
anklicken  
anklicken  



 

Nachruf

Zum Tode des marxistischen Historikers Pierre Broué (1926-2005)  

Nach einem jahrelangen Kampf gegen den Krebs hat der neunundsiebzigjährige marxistische Historiker Pierre Broué sein letztes Gefecht verloren. Er starb in der ersten Stunde des 27. Juli in Grenoble, Frankreich.

Pierre Broué war nicht nur in Frankreich, sondern auch auf internationaler Ebene anerkannt als einer der besten europäischen Historiker und Biographen der Revolutionen bzw. der Revolutionäre/Revolutionärinnen des 20. Jahrhunderts. Sein Schaffen umfasst die Moskauer Schauprozesse, die Revolten in der Tschechoslowakei und Polen, die Geschichte der bolschewistischen Partei, die deutsche Revolution von 1917—23, die Kommunistische Internationale und die stalinistischen Morde an Trotzkisten im französischen Widerstand. Dazu zählen ferner Schriften über die Ermordung Leo Trotzkis, die russische Linke Opposition und seine monumentale Trotzki-Biografie von 1988.

Er schrieb Bücher über Christian Rakowski, Trotzkis Freund und Kampfgefährten in der Linken Opposition, der im Gulag ermordet wurde und Trotzkis Sohn Leo Sedow. Von speziellem Interesse für deutschsprachige Leser und Leserinnen ist eine umfangreiche Geschichte der Deutsche Revolution 1917-1923. Dieses interessante Werk hat bisher leider keinen deutschen Verlag gefunden.

Broués Werke sind durch zwei entscheidende Merkmale gekennzeichnet. Erstens sind sie nicht lediglich Synthesen der Werke anderer Historiker; sie beruhen alle auf realer Archivforschung, begünstigt durch Broués Kenntnis zahlreicher Sprachen. Zweitens sind sie alle von wirklicher politischer Leidenschaft geprägt. Wenngleich er ein objektiver Historiker blieb, identifizierte sich Broué persönlich klar mit den Revolutionären, die er erforschte. Diese Eigenschaft bereicherte seinen Stil und seine Entschlossenheit, die Wahrheit herauszufinden.

1978 hat Broué zusammen mit einigen Mitarbeitern das ILT (Institut Léon Trotsky) gegründet. Dieses Institut hat mehr als 70 Nummern seiner Schriftenreihe "Les Cahiers Léon Trotsky" herausgegeben. Diese Hefte enthalten Beiträge zur Geschichte der Linken Opposition in der Sowjetunion sowie in vielen anderen Ländern, Studien über revolutionäre Ereignisse des letzen Jahrhunderts sowie Studien über die Beiträge, die die revolutionären Marxisten und Marxistinnen geliefert haben. Leider hat sich das Institut aus finanziellen Gründe gezwungen gesehen, der Herausgabe dieser Schriftenreihe einzustellen. Dasselbe passierte auch mit der Ausgabe von Trotzkis Gesammelten Werken in französischer Sprache, von der aber doch 27 Bände herausgegeben werden konnten. Damit hat Pierre Broué der Arbeiterklasse und der trotzkistischen Bewegung einen unschätzbaren Dienst erwiesen.

Schon als junger Mann kämpfte Broué in den Reihen der französischen Resistance gegen die Nazis. Er trat der Kommunistischen Jugend bei, welche er kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wieder verliess um sich der trotzkistischen Bewegung anzuschließen. Jahrelang war er neben seiner Berufstätigkeit erst als Lehrer, später als Professor, ein führendes Mitglied der Organisation Communiste Internationaliste, (heute: Parti des Travailleurs), wahrscheinlich bei vielen LeserInnen besser bekannt als die "Lambertisten". Im Mai 1989 war die Reihe an ihm, aus der OCI ausgeschlossen zu werden.

Broué war eine warmherzige und großzügige Persönlichkeit. Vor allem war er offen gegenüber jungen Menschen, denn er verstand die Notwendigkeit, den künftigen Generationen die Lehren aus der Vergangenheit zu vermitteln, sodass sie vielleicht eines Tages die Welt verändern können. Wir werden Pierre Broué vermissen. Den Verlust können wir nur dadurch wettmachen, dass wir versuchen, seinen anspruchsvollen Standards zu entsprechen.

 

Pierre Broué

Trotzki – eine
politische Biographie