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Die Frankophonie gegen die
afrikanische Bevölkerung

Wie die afrikanischen Sprachen und
Kulturen erstickt werden

Rede von Rodrigue KPOGLI (Generalsekretär der Vereinten Jugend für die Demokratie in Afrika und Aktivist im Autonomen MigrantInnenkollektiv Fribourg) anlässlich der Pressekonferenz von Bleiberecht am 20. Oktober 2010 in Montreux.

Website: http://lajuda.blogspot.com


Die Schweiz empfängt vom 20.-24. Oktober 2010 den unheimlichen 13. Frankophonie-Gipfel, eine neokolo-niale Organisation, die von Frankreich und gewisser seiner Freunde wie Kanada, einem Teil Belgiens und einem Teil der Schweiz mit eiserner Hand geführt wird. Dieses Treffen (das wie immer auch von afrikanischen Dienern besucht wird) bestätigt trotz des Klimas der chronischen Krise, das die Herrschenden in Afrika gefördert haben, dass die afrikanische Kundschaft der frankophonen Flunkerei treu bleibt. Die massive Anwesenheit afrikanischer Delegationen an diesem Gipfeltreffen zeigt blendend auf, dass die afrikanische Elite ignoriert, worüber Afrika wirklich bedarf. Dies in Zeiten grosser Gefahr, wo doch eigentlich ein Bruch mit der Logik der verschiedenen Herrschaftsinstrumente zu Diensten der Länder des Westens angesagt wäre. Was soll man da noch über die Anwesenheit der ghanischen Regierung sagen, ein Land – Erbe der englischen Kolonialherrschaft –, welches sich genauso in den Reihen der eingeladenen frankophonen Halunken präsentiert. Eine schöne Runde also!

All dies geschieht in einer Ambiance der enormen Genugtuung für Abdou Diouf, dem grossen Diener der kolonialen Meister. Er, der Generalsekretar der Frankophonie, Ex-Ministerpräsident von Senegal, weiss genau, dass all diese afrikanischen Kunden Diebe demokratischer Errungenschaften und Mörder sind. Er ist sich auch bewusst, dass er selber zur Zeit seiner Präsidentschaft in Senegal dieser blutrünstigen Spassbande angehörte. Diese Bande ist immer bereit, zuerst die Bedürfnisse des Meisters und nicht seiner Untergebenen zu bedienen. Man hätte hoffen dürfen, dass Diouf im weisen Alter und nach seiner Pensionierung aufhört, die Meister zu Lasten Afrikas zu übertrumpfen. Bedauernswert!

Es sind also die „Neger“ – unfähig, ihre eigenen Sprachen und ihre eigene Kultur zu fördern, welche sie übrigens gar nicht anerkennnen –, welche sich einreihen und drängelnd versuchen, die Sprache und die Kultur ihrer Meister zu fördern. Diese Staatsoberhäupter – wahrhaft alternative Instrumente der Kolonialisierung – freuen sich ausserordentlich über ihre Beteiligung an der Verwüstung der afrikanischen Gesellschaft. Das Werk der Kolonialisierung wird so munter gesichert.

Sarkozy, der König der Franzosen, gibt sich nicht die Mühe, die französische Sprache und Kultur zu fördern. Die „Neger“ kümmern sich um diese Förderaufgabe. Sie erfüllen diese effizient und unterwürfig. Wie Hunde sind sie bereit, die Beute ihrer Meister zu jagen. Um diese Aufgaben zu erfüllen, dürfen sie ihre Macht aufrechterhalten und diese gegen die afrikanische Bevölkerung benutzen.

Man kann es drehen und wenden wie man will. Und kann möglichst aktuelle Themen heraufbeschwören. Und vor allem kann man Milliarden Euros für die Imageförderung der Frankophonie investieren. Um diese Maschine zu säubern, kann man tonnenweise Seife verwenden: Der stinkende Geruch bleibt und sitzt tief im afrikanischen Bewusstsein. Denn die Frankophonie unterstützt via Wahlbeobachter die elektoralistischen Maskeraden in Afrika und die darauffolgenden Massaker. Indem die Schweiz diese Tyrannen, die übrigens hier mehrheitlich über geheime und gut ausgestattete Bankkonten verfügen, empfängt, macht sie sich über die Afrikaner lustig. Indem sie diesen patentierten Dieben den roten Teppich ausrollt, ist sie Teil eines bewussten Komplotts. Denn die Frankophonie war nie auf der Seite der Völker, auf jeden Fall nicht auf jener Afrikas.

Kulturell erstickt und tötet die Frankophonie die schwarzafrikanischen Sprachen täglich. In den afrikanischen Staaten ist es in Schulen verboten, die eigene Muttersprache zu sprechen. Dies ist ein Delikt, das streng sanktioniert wird. Ab dem ersten Schuljahr wird das afrikanische Kind dazu angehalten, mit seiner Muttersprache zu brechen. Das Kind wird also gewaltsam dazu gebracht, sich in einem ihm fremden Umfeld zu assimilieren. Möglichst rasch – falls seine Schulzeit andauern soll! Schulische Bildung führt in Tat und Wahrheit zur mentalen De-Programmierung und schliesslich zur Unterwerfung. Der Schüler, die Schülerin muss mit seiner, mit ihrer Geschichte brechen. Er muss die afrikanischen Sprachen hassen und wird dazu geheissen, diese zu begraben. Als Ersatz lieferte man ihm/ihr ein Sprach-Package, mit dem er/sie künftig funktionieren soll. Welches afrikanische Land hat nicht das sogennante SIGNAL gekannt: Dieses erniedrigende Objekt, welches Schüler_innen sich umhängen müssen, wenn sie ihre Muttersprache sprechen. Wer hat die Schläge und Bestrafungen vergessen, die er oder sie erlitten haben, falls man es gewagt hat, die eigene Muttersprache zu sprechen?

Die Frankophonie hat die afrikanische Literatur umgebracht. Afrikanische AutorInnen sind praktisch abwesend auf dem französischsprachigen europäischen Büchermarkt. Umgekehrt beschmutzen französische Bücher Afrika.

Französische Medien wie die RFI und TV5 dominieren die afrikanische Berichterstattung total. Westliche Medien sind dafür verantwortlich, Afrika mit Ideen und Bilder zu überschwemmen, welche die afrikanische Kultur plattwalzen und herabsetzen. Auf der Suche nach Informationen zu lokalen Themen sind Millionen von Afrikanerinnen und Afrikanern gezwungen, auf Radio France Internationale, die französische Depeschenagentur oder die SDA zurückgreifen. Es handelt sich dabei oft um die einzigen vorhandenen und zugelassenen Informationskanäle. Sämtliche Medienberichte werden somit ausgehend von einer ideologischen Logik gefiltert und auf den gewünschten Kurs gebracht, bevor sie den Afrikanerinnen und Afrikaner zugänglich gemacht werden. Grosse Teile der afrikanischen Bevölkerung sind sich des toxischen Gehalts dieser westlichen Berichterstattung nicht bewusst.

Die Frankophonie verbreitet ihre Ideen über zivilgesellschaftliche Organisationen und kontaminiert die afrikanische Jugend mit voller Kraft. Diese Jugend spielt im ungehemmten Wirken dessen, was der politisch-kulturelle Arm der „Para-UNO Francafrique“ genannt werden kann, eine wichtige Rolle. Gegen spärliche finanzielle Zugeständnisse werden nebulöse Konzepte wie „Demokratie, Dialog und Entwicklung“, die in der Machtpolitik der frankophonen Herrschaftsmaschine verwendet werden, um ideelle Verwirrung zu stiften, fraglos akzeptiert. Es gelang in diesem Zusammenhang, die nationalen Jugendräte zu den auserwählten Ansprechpartnern der Jugend für afrikanischer Diktatoren zu entwickeln. Allein die nationalen Jugendräte werden von der Frankophonie als Jugendinstanzen anerkannt. Die Nationalen Jugendräte verfolgen ein doppeltes Ziel. Einerseits geht es darum, alle Jugendverbände in einem Schmelztiegel zu vereinen. Dies um den wachsenden Widerstand der heutigen afrikanischen Jugend zu brechen. Andererseits sind diese nationalen Jugendräte ein Versuch, die afrikanische Jugend zu kontrollieren und zu formen – d.h. sie der Frankophohie und ihrer lokalen Repräsentanten zu unterwerfen.

Während afrikanische Regierungsoberhäupter – Schachfiguren! – eine aktive Fremdsprachenförderung betreiben, werden die afrikanischen Sprachen und Dialekte von keinem westlichen Mitgliedsstaat der Frankophonie anerkannt. Wenn Afrikanerinnen und Afrikaner in den Strassen der westlichen Ländern ihre Muttersprache sprechen, wird dies sogar als störend wahrgenommen. Die Medien verpassen es nicht zu berichten, wie sich die westliche Bevölkerung über das Aufkommen dieser « Affensprachen » in westlichen Ländern entrüstet. Richtet sich die Frankophonie aktiv gegen diese Entwicklung? Nein! Eine komische „Stimme der Diversität“ ist das also!

Die afrikanischen Regierenden haben noch nie an eine afrikanische Sprache gedacht, welche die afrikanische Einheit, die sie ja angeblich anstreben, tragen könnte. Sie bemühen sich so aktiv um die französische bzw. englische Sprache, dass man sich ersparen kann zu fragen, auf wann der erste Swahili- oder Bambara-Gipfel angesagt ist! Derartiges werden sie niemals planen – sie, die spektakuläre Gipfel und Versam-mlungen vorziehen, an denen sie ihre Modeschauen abziehen können. Über die Idee eines afrikanischen Gipfeltreffens, an das westliche Regierende eingeladen werden, um über die Förderung afrikanischer Sprachen in der Welt zu diskutieren, haben sie noch nie nachgedacht. Zu behaupten, die Kolonialisierung gehöre der Geschichte an, ist schlicht höhnisch.

Die Frankophonie ist sich seiner fragwürdigen Rolle übrigens durchaus bewusst. Sie reagiert mit propagandistischer Kommunikationsstrategie. Anläs-slich des 13. Gipfeltreffens in der Schweiz wird Sprachförderung mit gutklingenden Themen wie Gouvernanz, Demokratie, Solidarität, Ernährungs-souveränität oder Nachhaltigkeit in Verbindung gebracht. Das klingt doch sauber, nicht?

Doch die Realität liegt weit weg von dieser Propaganda. Auf der einen Seite gibt es die Meister (Frankreich, Belgien, Kanada, Schweiz), auf der anderen die sogenannt französischsprachigen Afrikanerinnen und Afrikaner. Wenn es eine reelle Renaissance Afrikas geben soll, so muss diese Institution verschwinden. Der Weg dahin ist noch weit. Bis anhin dominieren weiterhin postkoloniale Herrschaftsstrukturen. Um auf diesem Weg fortzuschreiten, mobilisieren und organisieren wir uns und machen auf die vampirhafte Natur der Frankophonie aufmerksam.