Der
seit Anfang Juni verschärfte Krieg der
israelischen Armee in Gaza hat bereits um die
200 Todesopfer gefordert. Die Gefangennahme
zweier israelischer Soldaten durch die libanesische
Widerstandsorganisation Hisbollah nahm die israelische
Armee zum Vorwand, eine bereits lange vorher
geplante Offensive gegen den Libanon starten.
Seit Beginn dieses Krieges verloren im Libanon
bereits über 600 Menschen ihr Leben. Die
große Mehrheit sind die Zivilisten, die
im Bombenhagel verfetzt oder von den Trümmern
ihrer Häuser erschlagen wurden. Rund 600'000
LibanesInnen, etwa ein Siebtel der Bevölkerung,
ist auf der Flucht.
Die
US-Aussenministerin Condoleezza Rice bezeichnete
den Massenmord im Libanon als «Geburtswehen
eines neuen Nahen Ostens». Aber der Vormarsch
läuft nicht wie gewünscht. Die Hisbollah
ist stärker als erwartet. Nun sprechen
die israelischen Minister Klartext:
«Jeder
im Süden Libanons ist ein Terrorist und
mit der Hisbollah verbunden», sagte Justizminister
Haim Ramon dem Armeeradio. Arbeitsminister Eli
Ischai forderte: «Wir sollten Ortschaften,
die Widerstand leisten, aus der Luft angreifen,
nachdem wir die Einwohner zum Verlassen aufgefordert
haben. Dörfer, in denen sich Hisbollah-Terroristen
verstecken, sollten wir nicht betreten, bevor
wir sie in Sandkästen verwandelt haben.»
(Der Bund, 28.7.2006)
Tatsächlich
unterstützen 87 Prozent der Libanesen nach
einer Umfrage den Kampf der Hisbollah-Miliz
gegen Israel. Dies geht aus einer Umfrage des
Beiruter Studien- und Informationszentrums (BCRI)
vom 24. bis 26. Juli hervor. Die israelischen
Minister sind sich dessen bewusst und propagieren
also offen die Massenvertreibung und weitere
Massaker.
Die
israelische Armee und Regierung wollen mit tatkräftiger
Unterstützung der US-Regierung und wohlwollender
Tolerierung der europäischen Regierungen
sowohl in Palästina als auch im Libanon
jene Kräfte zerstören, die sich ihrer
Besatzungspolitik weiterhin widersetzen.
Entgegen
der Heuchelei der europäischen Regierungen
sind weder Hamas noch Hisbollah für die
Situation verantwortlich. Das Grundproblem,
über das alle hinwegsehen, ist die Besetzung
Palästinas. Der palästinensischen
Bevölkerung wird nicht den Hauch einer
Perspektive zugestanden.
Die
starke internationale Antikriegsbewegung von
2003 konnte den Krieg der USA gegen den Irak
zumindest verzögern. Danach kapitulierte
sie vor ihrer eigenen Ratlosigkeit gegenüber
der andauernden Abschlachterei im Irak. Nun
wird mit dem Libanon ein weiteres Land mit einer
vielschichtigen Bevölkerung abermals in
den Abgrund eines Kriegs gebombt. Gleichzeitig
werden die Menschen in Palästina erniedrigt,
zermürbt und ausgezerrt. Wer Widerstand
leistet wird getötet. Die Nachbarn und
die Angehörigen werden ebenfalls bombardiert.
Die
Menschen in Palästina und im Libanon zeigen
uns mit ihrem Widerstand sowie ihrer Hartnäckigkeit,
die zerstörten Häuser wieder aufzubauen
und ihr Leben zu leben, aber auch, dass Israel
seine Besatzung und die USA ihre geopolitischen
Machtambitionen längerfristig nicht durchsetzen
werden können.
Die
Regierungen der USA und Europas wollen nun –
wie anderswo – dem Konflikt mit einer
eigenen Interventionstruppe begegnen. Eine solche
Interventionstruppe, sei sie von der NATO, der
EU oder der UNO geleitet, wird dem Konflikt
eine weitere Dimension verleihen. Viele Menschen
im Libanon werden sich einer solchen keineswegs
unparteiischen Interventionsstreitmacht widersetzen.
Eine starke internationale Bewegung gegen den
Krieg und in Solidarität mit dem berechtigten
Kampf der PalästinenserInnen und LibanesInnen
für Selbstbestimmung könnte in den
nächsten Monaten und Jahren ein wichtiger
Faktor werden und wesentlich dazu beitragen,
dass die verheerende Entwicklung gestoppt wird
und eine solidarischere Perspektive eröffnet
werden kann.
-
Für einen sofortigen und bedingungslosen
Waffenstillstand.
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Für einen Gefangenaustausch unter internationaler
Vermittlung.
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Für den Rückzug Israels aus allen
besetzten Gebieten.
- Für das Selbstbestimmungsrecht der palästinensischen
und libanesischen Bevölkerung. |