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Afrika nach fünfzig Jahren
„Unabhängigkeit“

Jean Nanga aus INPREKORR 466/467 September/Oktober 2010


Zu Beginn des zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts feiern zahlreiche afrikanische Staaten südlich der Sahara, die zum britischen oder französischen Kolonialreich gehört haben, den fünfzigsten Jahrestag ihrer Unabhängigkeit. Diese Jubiläum ereignet sich in einer Zeit, die einerseits durch die Krise der neoliberalen Wirtschaft geprägt ist, die allerdings die afrikanischen Wirtschaften weniger getroffen hat als die kapitalistischen Zentren. Andererseits gab es im letzten Jahrzehnt, was als praktische Kritik an der „Wirtschaftskooperation“ zwischen den früheren Kolonien und den westlichen Mächten während der fünf Jahrzehnte des Neokolonialismus angesehen werden kann, eine Entwicklung von Partnerschaften zwischen Afrika und den Schwellenländern im Allgemeinen, China im Besonderen. Dieser Artikel ist ein bescheidener Beitrag zur Einschätzung der Lage Schwarzafrikas zum Zeitpunkt des Jubiläums.

 

ANPASSUNG AN DEN NEOLIBERALISMUS

Ein halbes Jahrhundert nach den ersten Unabhängigkeitserklärungen bleibt Schwarzafrika stark auf die Versorgung der Industrien der kapitalistischen Zentren mit landwirtschaftlichen und energetischen Rohstoffen und Erzen spezialisiert. Es handelt sich häufig um strategische Rohstoffe, deren Ausbeutung bisweilen zu neokolonialen Kriegen geführt hat, die als ethnische oder konfessionelle Kriege hingestellt wurden. Diese wichtige und blutige Beteiligung an der Entwicklung der kapitalistischen Ökonomie wird häufig dadurch bestritten, dass man sagt, Afrika sei nur mit zwei Prozent am Welthandel beteiligt, ein unbestreitbarer Ausdruck seiner Randständigkeit. Diese Beteiligung wird manchmal sogar als für den Kontinent nur äußerlich dargestellt. Die Aufgabe der Entwicklungsagenten läge dann in der Integration des Kontinents in den Globalisierungs-prozess. Diese gute Intention beruht leider auf einer Fälschung der Geschichte der Weltwirtschaft, aber auch auf einer Ignoranz, denn Afrika ist der Kontinent mit den stärksten Bindungen zur Weltwirtschaft. Nur 15 Prozent des Austausches werden zwischen den verschiedenen Staaten abgewickelt. Der wichtigste Teil wird mit der übrigen Welt ausgetauscht (während der inner-europäische Warenverkehr über 60% ausmacht). Die angebliche Marginalität Afrikas ist im übrigen eine ganz besondere, wenn man betrachtet, was sie der Welt zu bieten hat, nämlich Rohstoffe, also eine, wenn nicht die Condition sine qua non für den Erfolg der mächtigsten Firmen des westlichen Kapitals. Der quantitative Ausdruck für die Schwäche Afrikas kann daher auch als Ausdruck des weiterwirkenden ungleichen Tausches auf dem Weltmarkt angesehen werden, der auch weiterhin von den Wirtschaftsmächten des Zentrums kontrolliert wird.

Es handelt sich also um Ungleichheit und nicht um Randständigkeit, die noch durch die „Neoliberalisierung“ der afrikanischen Wirtschaften verstärkt wurde, wie sie seit den 1980er Jahren durch die internationalen Finanzorganisationen (IWF, Weltbank …) durch Strukturanpassungsprogramme erfolgt ist, die als geeignete Maßnahmen gegen die Krise des Neokolonialismus angesehen wurden, wie sie die ersten beiden Jahrzehnte nach der Unabhängigkeit geprägt haben. Sie führte zu einer kritischen Verschuldung der afrikanischen Länder – gleichzeitig mit denen Lateinamerikas und Asiens. Seit den 1980er Jahren wird dieser Teil der Welt fortwährend strukturell angepasst oder umstrukturiert, damit die neoliberale Version der neokolonialen Herrschaft bestehen bleiben kann. Statt von einer Integration in die Weltwirtschaft müsste man eher von einem Überbordziehen ins Schiff des Neoliberalismus reden. Diese Operation wurde mit aktiver Unterstützung der Staaten des entwickelten Kapitalismus vorgenommen, deren multinational Firmen sich früher öffentliche Unternehmen in den als rentabel angesehenen Wirtschaftsbereichen unter den Nagel gerissen haben. 1 Es scheint klar zu sein, dass es nicht die Großherzigkeit oder Opferbereitschaft sind, die die betreffenden Multis motivieren. Von den Technokraten der UNCTAD zum Beispiel wir der afrikanische Kontinent als derjenige angesehen, wo das ausländische Kapital die höchsten Renditen erwirtschaftet (seit den 1990er Jahren im Mittel 24 bis 30%, verglichen mit 16 bis 18% in den anderen Zentren des Kapitalismus). Dies ist unter anderem die Folge des Erfolges der Tätigkeit der internationalen Finanzorganisationen, auch der afrikanischen wie der Afrikanischen Entwicklungsbank (BAD, unter deren Aktionären sich auch öffentliche Institutionen befinden, die nicht aus Afrika stammen), aber auch der Anpassungsmaßnahmen der Regierungen vor Ort, der nationalen Gesetzgebungen zugunsten der neoliberalen Forderungen für die kapitalistische Akkumulation. So kann man die Epoche zwischen 1980 und 2000 den Zeitraum der „neoliberalen Rekolonisierung“ nennen, in dem die eigenen Möglichkeiten – die vorher schon recht gering waren – und die durch die Unabhängigkeit erreicht wurden, auf ein Minimum zurückgefahren wurden. Die Rekolonisierung wurde noch durch das Klima des Kalten Krieges begünstigt. Mit dem Untergang des europäischen „kommunistischen Blocks“ wurde der Manövrier-spieltraum der kleinbürgerlich- nationalistischen Eliten hinsichtlich des Imperialismus noch kleiner. Mit anderen Worten, es kam fast zum Verschwinden von jedem fortschrittlichen nationalistischen Projekt, das auf der Entwicklung eines staatlichen Wirtschaftssektors und einer zumindest bescheidenen Umverteilung des nationalen Reichtums beruhte. Also das Verschwinden von dem, was einige Beobachter etwas vorschnell als sozialistische Experimente in Afrika eingeordnet hatten (von Ägypten unter Nasser bis Burkina Faso unter Thomas Sankara, vom Kongo unter Marien Ngouabi bis Madagaskar unter Didier Ratsiraka). Sie vergaßen dabei, dass sie immer noch im Rahmen des Kapitalismus handelten, weil man die strukturellen Mechanismen des Neokolonialismus beachten muss, die Kooperation mit den früheren Metropolen genannt werden.

Maisproduktion für den Eigenbedarf

Aber mit der Durchsetzung des Neoliberalismus in der Weltwirtschaft wird Afrika nicht weiter als der Hinterhof der früheren kolonialen Metropolen, insbesondere von Frankreich, angesehen. Seit Dezember 1998 (Abkommen von Saint-Malo) haben die früheren kolonialen Metropolen, das Frankreich der Kohabitation von Chirac und Jospin und das Großbritannien von Tony Blair, entschieden, Afrika auf konzertierte Art und Weise zu beherrschen und sich nicht weiter auf die Füße zu treten. Seit Ende des vergangenen Jahrhunderts ist Afrika auch eines der Territorien der neuerlichen Umstrukturierung der imperialen Ordnung. Die USA haben ihre Afrikapolitik neu ausgerichtet und ihre wirtschaftliche Präsenz verstärkt. Dadurch traten zum wichtigsten europäischen neokolonialen Mechanismus, den Abkommen zwischen der Europäischen Union und Staaten Afrikas, der Karibik und des Pazifik (AKP oder Lomé- Abkommen) und den traditionellen Vereinbarungen über eine bilaterale „Kooperation“ zwischen europäischen und afrikanischen Staaten in der Zeit der Präsidentschaft von William Clinton das Gesetz über das Wachstum und die wirtschaftlichen Möglichkeiten in Afrika (AGOA 2000) hinzu. Der wichtigste Grund für den Aufbau dieses Marktes zu „Vorzugsbedingungen“ lag in der Suche der USA nach einem besseren Zugang zu den Energieressourcen Afrikas (die lange unterschätzt wurden), also in der Absicht, sie zu kontrollieren, und dies zu einem Zeitpunkt, da die Versorgung der USA aus dem Vorderen Orient ungenügend war und bedroht wurde. Jedoch war das strategische Interesse für das ÖL (92,3% der Ölausfuhren aus Schwarzafrika gingen 2008 in die USA) aus den Gebieten der afrikanischen Westküste (Nigeria und Angola) vom Interesse an anderen afrikanischen Produkten begleitet (Mineralien, Metalle, Transportausrüstung, Textilien). Auch die Exporte von US-Produkten spielten eine Rolle (sie beliefen sich 2008 auf 18,6 Mrd. Dollar verglichen mit den Importen in die USA von 86,1 Mrd.). Es ging vor allem um (gentechnisch verändertes) Getreide oder Saatgut (Baumwolle), sowie Militärausrüstung.

DER MILITÄRISCHE IMPERIALISMUS

Da nun die Versorgung der Vereinigten Staaten mit Öl zur nationalen Sicherheit gehört, ist sie von einer direkten Militärpräsenz der Armee begleitet. Dies stellt eine wichtige Veränderung nach einem langen Zeitraum indirekter Einmischung in der Zeit des Kalten Krieges dar, als man zum Beispiel über das Apartheid-Regime in Südafrika oder Zaire unter Mobutu, die UNITA unter Jonas Savimbi in ihrem langen Krieg gegen die Regierung in Luanda logistische unterstützte. Diese wurde damals als kommunistische Bedrohung und nicht als rohstoffreiches Land mit Diamanten und Erdöl dargestellt. Frankreich ist dabei, sein Monopol auf eine dauerhafte Militärpräsenz auf dem Kontinent mit seinen aus der Kolonialzeit überkommenen Basen, deren Erhaltung durch den Kalten Krieg begünstigt wurde, zu verlieren. Sie dienten auch als Druckmittel und als Einschüchterung gegen bestimmte wirtschaftliche und politische Orientierungen in den früheren Kolonien.

Seit einem Jahrzehnt verstärkt die Armee der USA ihre zusammen mit afrikanischen Armeen abgehaltenen Militäroperationen, auch im traditionell von den Franzosen gehaltenen Bereich. Ja mehr noch, unter Präsident Bush Junior wurde der afrikanische Kontinent nach dem Vorbild anderer Kontinente mit einem US-Militärkommando ausgestattet – eine Exklusivität des weltweiten Hegemons. Im Jahr 2007 wurde das United States Africa Command (Africom) errichtet. Dadurch wurden die USA zu einer afrikanischen Militärmacht, selbst wenn die US-Armee seit Jahrzehnten in Afrika präsent ist, etwa auf der riesigen Militärbase Diego Garcia – einem zu Mauritius gehörenden Territorium, das Großbritannien als eine der letzten kolonialen Besitzungen behalten hat.2 Aber in seinem während der Präsidentschaft von Bush deutlich sichtbaren Machtrausch war es gar keine Frage, nach der Meinung der afrikanischen „Partner“ zu fragen, als es um die Unterbringung des genannten Kommandos auf dem Kontinent ging. Daher konnte man auf dem Kontinent kein Herbergsland finden, wiewohl der Kontinent für die „Gastfreundschaft“ der Regierungen zugunsten von allen, die gegen die Interessen der Bevölkerungen handeln, bekannt ist. Die Afrikanische Union (AU) scheint zur Zeit willens zu sein, jeden Staat abzuschrecken, der (wie etwa Liberia unter der wiedergewählten Staatschefin Ellen Sirleaf) Anwandlungen hat, seiner Resolution zuwider handeln zu wollen, den Kontinent und die Inseln von fremden Militärbasen frei zu machen. Daher bleibt das Militärkommando der USA für Afrika weiterhin in Stuttgart. Die einzige permanente Militärpräsenz der USA auf dem Kontinent ist daher im Moment die von Cap Lemonnier, eines der französischen Lager in Dschibuti. Das Land erklärte sich 1977 für unabhängig, blieb jedoch bis heute die wichtigste französische Militärbase in Afrika.

Landfrauen (Ruanda)

In Erwartung einer Bresche im panafrikanischen Konsens (die durch Präsident Barack Obama, einem Afroamerikaner erleichtert werden könnte), die ihnen einen Platz auf dem afrikanischen Kontinent verschaffen könnte, begnügt sich Africom mit regelmäßigen Ausbildungsmissionen, gemeinsamen Übungen, sogenannten humanitären Aktionen (Hilfsgüter und Medikamente) in verschiedenen afrikanischen Ländern. Dies ist nicht unbedeutend, denn mit den Militärmanövern und den sog. „humanitären“ Interventionen konsolidiert die Armee der USA in den Reihen der Armeen vor Ort und bei gewissen afrikanischen „Eliten“ den Mythos der Effizienz, der durch die historischen Abenteuer im 20. und 21. Jahrhundert von Vietnam bis Afghanistan über Somalia (die Aktionen Restore Hope und Continue Hope 1992/1993), die durch fortwährende Menschenrechtsverletzungen gekennzeichnet waren, in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Armee der USA handelt nunmehr überall so – wie vom Neoliberalismus verlangt – und integriert in ihre Missionen multinationale Privatkonzerne, die mit Söldnern von üblen Ruf auftreten. Traditionell ist die Industrie des Todes im realen Kapitalismus – müssen wir dies nochmals in Erinnerung rufen? – einer der lukrativsten Sektoren; dies gilt insbesondere für die USA.

Die afrikanischen Aktivitäten der Armee der USA haben auch eine wirtschaftliche Dimension. Die Missionen und die anderen Aktivitäten von Africom sind Gelegenheiten zu öffentlichkeitswirksamen Werbemaßnahmen für die Produkte des militärisch-industriellen Komplexes. Denn trotz Wachstum der Militärausgaben seit zehn Jahren gehört der Kontinent nicht zu den wichtigen Klienten der Waffenindustrie der USA. Abgesehen von Ägypten (Rang 9), dem wichtigsten afrikanischen Importeur, gehören vier weitere Länder zu den Top 50 der Importeure (Algerien – Rang 15, Südafrika – Rang 27, Angola – Rang 36 und der Sudan – Rang 43), aber weniger als vier Prozent dieser Einfuhren stammt aus den USA. Algerien (in den letzten Jahren der wichtigste Importeur) und der Sudan bevorzugen russische Waffen (über 65%), während sich Südafrika eher in Europa eindeckt, besonders in Deutschland (über 65%). Die anderen afrikanischen Länder sind sicherlich kleine Abnehmer (aber auch Kleinvieh macht Mist), aber sie bleiben bislang ihren früheren Kolonialmächten treu. Die postkolonialen Abkommen über militärische Zusammenarbeit, die zwischen Frankreich und den früheren Kolonien abgeschlossen wurden, beschränken immer noch die Diversifizierung der Ausbildung und der Ausrüstung. Aber durch mehr Angebote von Stipendien an afrikanische Offiziersschüler, die in naher Zukunft einmal Kommandostellen übernehmen sollen, versteckt Africom nur schlecht die Konkurrenz zu den europäischen Partnern, die – obwohl sie alle der NATO angehören – eine eigene europäische Verteidigungspolitik entwickeln, die EUFOR. Bezeichnenderweise ist die Eufor unter französischer Führung (wodurch man seine koloniale und neokoloniale Erfahrung auf dem Terrain anerkennt) in Afrika am besten aufgestellt (Demokratische Republik Kongo, Tschad und Zentralafrika), wobei eine Aufgabenteilung mit Deutschland besteht und sich auch andere europäische Staaten regelmäßig beteiligen. Dazu zählt Schweden, das zu den Top 10 der europäischen Waffenhändler gehört.3 Jedoch begünstigt die Überlegenheit der USA in der NATO die Africom als Agentur des militärisch-industriellen Komplexes.

Die Ankündigung des Abbaus der französischen Militärbase in Dakar (Senegal), wie sie vom Präsidenten Abdoulaye Wade während der Feiern zum fünfzigsten Jahrestag der Unabhängigkeit (am 3./4. April 2010) bekannt gegeben wurde, symbolisiert jene militärische Dimension der Neustrukturierung der postkolonialen imperialistischen Ordnung in Afrika. Denn im Gegensatz zu dem, was man nach den Neuverhandlungen der Verteidigungsabkommen der 1960er Jahre durch den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy während seines Besuches in Südafrika (im Februar 2008) und der Präsentation der Ergebnisse durch die französische unabhängige und patriotisch gestimmte Presse vermuten könnte, sind die Ereignisse im Senegal nicht der Endpunkt einer französischen Initiative, die sich der Präsident des Senegal zu eigen gemacht hätte. Tatsächlich wird unter Präsident Sarkozy entgegen seinem Willen ein von seinem senegalesischen Pendant an den damaligen Präsidenten Chirac gerichtetes Gesuch in die Tat umgesetzt. Daher der Spott des chinesischen Leitartiklers in der „Volkszeitung“ über die Pose von Sarkozy: „Sein Besuch (…) ähnelt der Geschwindigkeit von jemandem, der möchte, dass er schnell vorbei ist, den aber die Schwermut plagt. (…) Die Entscheidung, die Schließung der Militärbase von Dakar anderswo anzukündigen, wurde schon früher getätigt. Oberflächlich betrachtet zeigt das, dass der französische Präsident wünscht, mit den afrikanischen Staaten eine neue Art von Kooperationsbeziehungen aufzubauen. Aber in Wirklichkeit ist Frankreich verpflichtet, so zu handeln, wobei es seinen Ärger und seine Bitternis hinunter schluckt. (…)

Seit langem hat der Senegal von Frankreich verlangt, seine Truppen aus dem Land abzuziehen. 2005, während des Besuchs des früheren französischen Präsidenten (Jacques Chirac) im Senegal, hat sein senegalesisches Gegenüber Abdoulaye Wade ihn darauf angesprochen. Chirac war unzufrieden und hat geantwortet: „Wenn man von uns verlangt zu gehen, dann gehen wir ohne zu jammern“.4 Vielleicht ist es nur ein Zufall, wenn der Chef des Generalstabs der Armee des Senegal, General Abdoulaye Fall als erster Stabschef im Februar 2010 das Generalquartier von Africom in Stuttgart besucht hat.5 Gibt es da keine Beziehung zu den immer häufiger vorkommenden Angriffen des senegalesischen Präsidenten A. Wade (der früher ein liberaler Wirtschaftsprofessor war) gegen die Mechanismen der CFA-Franc-Währungszone oder seine Bemühungen hinsichtlich einer Diversifizierung der wirtschaftlichen Partnerschaften und der afrikanischen Integration?

Jedenfalls kann der Wettkampf zwischen den traditionellen imperialistischen Mächten ihre permanente Komplizenschaft nicht vergessen machen, die sich zu Anfang des 21. Jahrhunderts vor allem angesichts der Ambitionen einiger Länder des Südens oder Schwellenländer (China, Indien, Brasilien usw.) zeigt, die Kandidaten für einen neuen Machtstatus sind und damit der Regel unterworfen, in Afrika die Ressourcen für ihre wirtschaftliche Macht zu schöpfen.

DER „CHINESISCHE MENSCHENFRESSER“ IN AFRIKA

Laut Gedächtnis eines Postkolonialen aus Afrika haben sich die Wirtschaftsanalysten, die für die Hegemonie des Westens eintreten, nie so sehr für den Kontinent interessiert wie in den letzten fünf Jahren. Es handelt sich um ein „wissenschaftliches“ Interesse, dem eine paternalistische Dimension durchaus nicht abgeht, weil man Afrika warnen will, weil es die es heimsuchenden Übel angeblich nicht kennt. Im Unterschied zum Ende des 19. Jahrhunderts geht es nicht mehr darum, bestimmte Regionen (im Osten oder im Zentrum) vor den arabischen Sklavenhändlern zu schützen, sondern den ganzen Kontinent einschließlich seiner Inseln vor den ostasiatischen, vor allem aber chinesischen Menschenfressern zu bewahren. Das Bestreben Chinas, zur wichtigsten wirtschaftlichen macht auf dem Planeten aufzurücken, eine große Bedrohung der Hegemonie des Westens, die dieser seit ein paar Jahrhunderten ausübt, scheint nicht mehr ins Reich der Schimären zu gehören. Auch wenn für einige Ökonomen China immer noch ein „großes Entwicklungsland“ wie zur Zeit, als sein BIP nur ein Prozent des weltweiten BIP maß (1970) ist. Ein Teil der Ressourcen, die das Land braucht, um das außergewöhnliche Wachstum seiner Wirtschaft zu füttern – von der im Übrigen auch die wirtschaftliche Gesundheit von zahlreichen westlichen Ökonomien abhängt – wird in Afrika gefördert. Seit einem Jahrzehnt begünstigt dies die Partnerschaft zwischen China und einigen afrikanischen Staaten: 2008 beliefen sich die chinesischen Einfuhren auf 56 Mrd. Dollar (davon 71% Ölprodukte) und die Ausfuhren auf 50,8 Mrd. Es gab ein großes Wachstum der Direktinvestitionen, die von 10 Mrd. Dollar 2000 auf 106 Mrd. 2008 angewachsen sind, deutlich mehr als die für 2010 angestrebten 100 Mrd. Unter den chinesischen Ausfuhren befinden sich auch handwerkliche Produkte, die für die afrikanischen Massen erschwinglich sind – deren Kaufkraft von zwei Jahrzehnten Strukturanpassungs-maßnahmen ruiniert wurde.

Was bei der Partnerschaft zwischen China und Afrika einen Teil der organischen Intelligenz des westlichen Kapitals mobilisiert, ist nicht das Ungleichgewicht zugunsten Chinas – auch wenn das wichtigste afrikanische Kapital, das von Südafrika, eine Milliarde Dollar in China investieren konnte (gegenüber den sechs Mrd., die China in Südafrika investiert hat), noch die ökologischen Konsequenzen der intensiven Ausbeutung der Bodenschätze auf mittlere und längere Frist. Denn in diesem Bereich hat China in Afrika nichts neu erfunden, und diejenigen, die sich beunruhigt zeigen, beweisen einmal mehr ihren selektiven Kritikansatz zugunsten der Praxis der westlichen Firmen und ihrer Staaten. Es sind auch nicht die Risiken einer neuerlichen Explosion der öffentlichen Verschuldung, die aus den von China den afrikanischen Partnern gewährten Krediten stammen sollte (die günstiger ausfallen als auf dem Weltmarkt), wie dies der Generaldirektor des Internationalen Währungsfonds und sozialistischer Parteiführer, Dominique Strauss-Kahn hat verlauten lassen, um die Mobilisierung der neoliberalen Technokratie gegen einen der kürzlich abgeschlossenen Verträge von China mit der Demokratischen Republik Kongo (DRK) zu rechtfertigen.

Im Austausch mit der Ausbeutung von etwas mehr als einer Million Tonnen Kupfer und mehr als einer halben Millionen Tonnen Kobalt durch chinesische (staatliche und private) Unternehmen gab China der DRK einen Kredit über neun Milliarden Dollar (sechs für den Ausbau von Infrastruktur wie Straßen, Eisenbahn, Gesundheitsdienste und Schulen und drei zur Finanzierung der Beteiligung des Kongo an einem gemeinsamen chinesisch- kongolesischen Minenunter-nehmen). Wenn man dem chinesischen Botschafter in der DRK glauben darf: „Von Anfang an haben wir jede Situation vermieden, die zu einer Erhöhung der Verschuldung hätte führen können.“6 Denn die Garantie liegt vor allem bei der chinesischen Eximbank und weniger beim Staat Kongo. Nach vielen Gesprächen mit Experten von Bretton Woods in Kinshasa „findet der chinesische Teil die Anschuldigungen des IWF aus der Luft gegriffen und unhaltbar“.7 Der wichtigsten internationalen multilateralen Finanzorganisation blieb also nur die Erpressung übrig: Sie verlangte eine Revision des chinesisch-kongolesischen Vertrages (die Streichung von drei Mrd. Dollar für den Aufbau der Infrastruktur) im Tausch mit einer Reduzierung der Verschuldung des Kongo beim Club von Paris und die Einreihung in die Länder der Initiative der stark verschuldeten armen Länder. Die Kooperation zwischen China und dem Kongo, die sich als Süd-Süd-Kooperation in der Nachfolge des Geistes von Bandung (Konferenz der Blockfreien in den 1950er Jahren, d. Ü.) sieht und von einer „win-win-Situation“ spricht – ein Prinzip, das China auch auf seine drei wichtigsten Handelspartner USA, Japan und die EU anwendet -, kann im Augenblick die traditionellen neokolonialen Mechanismen nicht einfach über den Haufen werfen, also die Beziehungen Nord-Süd, in denen der Norden die Dominanz besitzt. Auf die Gefahr hin, in der DRK den Aufbau von Infrastruktur zu verhindern, die das Los der Bevölkerung verbessern soll.

Der Aufbau von Infrastruktur (Straßen, Eisenbahn, Wasserkraftwerke, Gesundheitsdienste, Schulen) an denen es in den afrikanischen Ländern sehr mangelt – nach fünf Jahrzehnten der neokolonialen „Kooperation“ und „Entwicklungshilfe“ – stellt eine der Charme-offensive von China dar. Sicherlich dienen diesen Infrastruktur-maßnahmen auch den Wahlinteressen der afrikanischen Regierungen, die auch interessiert sind, weil sich China um Menschenrechtsfragen nicht kümmert (auf heuchlerische Weise und in sehr verschiedenem Maß verlangen die westlichen Staaten danach) und sie aus China auch Material für Repression und Kriegsführung bekommen können. Aber die neue Infrastruktur führt auch zur Entwicklung einer gewissen Sinophilie – die viel bedeutsamer ist als die Sinophobie8 – in den betroffenen Ländern, sogar bei der als prowestlich eingeschätzten Elite, die man aber eher als prokapitalistisch bezeichnen sollte. Nehmen wir das Beispiel eines entschiedenen Technokraten des Neoliberalismus, von Abdoulaye Bio- Tchané aus Benin (dem früheren Afrika- Direktor des IWF und gegenwärtigen Direktors der Westafrikanischen Entwicklungsbank), der meint, dass „China für unsere Wirtschaften keine Bedrohung darstellt“.9 Oder Dambisa Moyo aus Zambia (die bei Goldman Sachs zur Wirtschaftsstrategie arbeitet und eine bekannte – neoliberale – Kritikerin der „Entwicklungshilfe“ ist), die sagt, dass „es für Afrika Zeit ist, der Situation ins Gesicht zu schauen oder sich etwas anderem zuzuwenden – Zeit, sich mit anderen Spielern an einen anderen Tisch zu setzen, die bereit sind, bessere Karten auszugeben. China ist heute ein Spieler von der Art“.10

Die Wirkung der „realistischen Zusammenarbeit zwischen China und Afrika“11 hat schnell zu einem gewissen Realismus bei den traditionellen Akteuren der Entwicklung in Afrika geführt: Bei der Weltbank und der DFID (das britische Department für Zusammenarbeit). Sie haben für eine Partnerschaft mit China zur Entwicklung Afrikas optiert. 2007 hat China neun Milliarden Dollar in Afrika investiert im Vergleich mit den 2,5 Mrd., die von der Schwesterorganisation des IWF, der Weltbank, an Projekten in Afrika kofinanziert worden sind. Auf dem Weltwirtschaftsforum über Afrika im Juni 2009 in Kapstadt (Südafrika) hat die Generaldirektorin der Weltbank und frühere Wirtschafts- und Finanzministerin von Nigeria, Ngozi Okonjolweala, die von der Bank gewährte Unterstützung für die chinesischen Investitionen in Afrika erneuert. Eine solche Partnerschaft zeigt den Machtstatus von China in Afrika, das im Übrigen seine Verärgerung hinsichtlich der Alarmglocken von Analysten deutlich zeigt, die sich plötzlich für das Los von Afrika interessieren. Im Verlauf einer Pressekonferenz im März 2010 hat China durch seinen Außenminister Yang Jiechi eine Stellungnahme abgegeben, wobei es im Hinblick auf das Erdöl folgendes in Erinnerung gerufen hat: „Die chinesischen Öleinfuhren aus Afrika stellen nur 13 Prozent der afrikanischen Exporte von Öl dar, während die amerikanischen und europäischen Importe jeweils bei über 30 Prozent liegen. Die chinesischen Investitionen in afrikanische Ölfelder stellen nur ein Sechzehntel aller Investitionen in die Ölförderung dar, während die amerikanischen und europäischen Investitionen einen viel größeren Umfang haben.“ Mit anderen Worten, China glaubt nicht, die traditionellen imperialistischen Mächte in Afrika ausgestochen zu haben, deren Paternalismus es offen anprangert, und dies in einer deutlich anderen Sprache als in den Jahren 1960 und 1970. „Ich möchte präzisieren, dass Afrika dem afrikanischen Volk gehört, dass das afrikanische Volk Meister des afrikanischen Kontinents ist und dass die anderen Völker nur Eingeladene sind. Die Eingeladenen müssen die Ansichten ihrer Gäste, also der afrikanischen Völker, achten, so auch ihre Freiheit, sich die Kooperationspartner und die Freunde auszusuchen.“12

Doch der chinesische Diplomat hat den Umfang des Handels zwischen China und dem Westen zu erwähnen vergessen, der für beide lebenswichtig ist. Daher sind sie Komplizen bei der Reproduktion der kapitalistischen Weltwirtschaft: China ist der Banker der USA, die wiederum sein größter Markt sind. Und die europäischen Unternehmen sind dank ihres Handels mit China der Krise entkommen. Obwohl das hohe Wachstum in China – und dasselbe gilt für Malaysia – eine praktische Widerlegung der Rezepte des Washingtoner Konsenses darstellt, ist die Zusammenarbeit zwischen China und den USA natürlich Teil der Dynamik zur Fortsetzung des kapitalistischen Systems, sogar in seiner neoliberalen Form.

Wenn die Partnerschaft zwischen China und Afrika von Leuten wie Abdoulaye Bio-Tchané, Dambisa Moyo und Konsorten so gut aufgenommen wird, dann deswegen, weil diese Teile der afrikanischen Bourgeoisie und des Kleinbürgertums die Zusammenarbeit als einen Faktor der Entwicklung eines afrikanischen Kapitalismus sehen, vor allem zu einem Zeitpunkt, wo die westlichen Wirtschaften angesichts der Auswirkungen der Krise des neoliberalen Kapitalismus sich als zerbrechlicher erweisen als China. Dasselbe gilt für die apolo-getischen Haltungen hinsichtlich der Zusammenarbeit der afrikanischen Ökonomien mit anderen kapitalistischen Wirtschaften von „Schwellenländern“ im Süden, ob dies nun Indien, Brasilien, Malaysia, der Iran oder ein anderes Land ist. Es handelt sich um die Konkretisierung eines anderen Typs von Beziehungen zwischen kapitalistischen Staaten des Südens, die eine gewisse Anziehung auf die Regierungen und die Wirtschaftseliten in Afrika ausübt und ihnen ermöglicht, zu glauben, dass „eine andere kapitalistische Welt möglich“ ist, wodurch die wirtschaftliche Dimension ihres Projektes einer „afrikanischen Wiedergeburt“ angeregt wird, die neue Partnerschaft für die wirtschaftliche Entwicklung von Afrika (Nepad).

NEPAD ODER DER NEOLIBERALISMUS DER AFRIKANISCHEN NEUEN BOURGEOISIE

Seit Beginn des neuen Jahrtausends haben die in der Afrikanischen Union (AU) – die aus der Asche der Organisation für afrikanische Einheit (OAU) entstanden ist – als gemeinsamen Wirtschaftsrahmen das Nepad, das nach den Prinzipien des Washingtoner Konsenses aufgebaut wurde, wiewohl dieser bereits damals durch die Asienkrise diskreditiert war. So wird den Privatinvestitionen die Rolle eines Motors in der Entwicklung Afrikas zugesprochen; dabei handelt es sich vor allem um solche von multinationalen Konzernen aus dem Westen (bevor dann noch solche der sog. Schwellenländer hinzukamen). Diese waren nach Dakar eingeladen worden, als das Nepad der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die Regierungen Afrikas erkannten somit offiziell ihre Unterordnung unter das imperialistische Kapital und ihre Anhängerschaft an die neue wirtschaftliche Aufteilung des Kontinents an. Aber mit Rücksichtnahme auf das während vier Jahrzehnten nach der Unabhängigkeit akkumulierte Kapital haben sie nunmehr größere Hoffnung auf eine effektivere Beteiligung. Sie möchten Minderheitspartner der internationalen Multis werden, soweit diese sich bei den früher öffentlichen strategischen Unternehmen engagieren. Diese Unternehmen waren um Zug der Durchsetzung der Strukturanpassungsmaßnahmen privati-siert worden. Sicherlich wird dieses Prinzip (der Beteiligung) nicht sehr oft in die Tat umgesetzt. Im Übrigen hatten diese Afrikaner die Möglichkeit, sich die früher öffentlichen Firmen unter den Nagel zu reißen oder die Sektoren der Ökonomie zu kontrollieren, an denen die sog. Strategischen Investoren nicht sonderlich interessiert waren. Diese afrikanische Bourgeoisie besteht zu großen Teilen aus den Verantwortlichen für die Vergeudung, aus den Mitverantwortlichen für die Stellung von überhöhten Rechnungen auf den öffentlichen Märkten der Staaten und anderen Delikten; sie hat außerdem noch am Ende der ersten neokolonialen Periode zu einer kritischen Verschuldung des Staates beigetragen, die ja zu den Maßnahmen der Strukturanpassung geführt hat. Hier handelt es sich um die klassische primitive Akkumulation und Reproduktion des Kapitals zu Lasten der öffentlichen Ökonomie, was nicht nur in Afrika vorkommt …

Baumwollbäuerin

So gibt es seit einigen Jahren neben den ausländischen Direktinvestitionen eine gewisse afrikanische private Wirtschaftsinitiative, lokale Investitionen und Investitionen jenseits der Landesgrenzen (bei den Dienstleistungen 36%, Industrie 30%, Landwirtschaft 19%). Wie sagte doch ein Anhänger dieses neoliberalen Panafrikanismus: „Über ein Drittel der Investitionen in Afrika sind afrikanisch!“13. Ohne eine vollständige Aufzählung machen zu wollen, gibt es Kapital aus Mauritius auf Madagaskar und Mosambique, solches von Kenia in Uganda, solches aus Ägypten in Algerien, Nigeria, Tunesien, Simbabwe, solches aus Libyen in der Elfenbeinküste, in Niger, Uganda, Ruanda. Die marokkanischen Banken Attijarifawa Bank und Marokkanische Bank für den Außenhandel breiten sich in West- und Zentralafrika aus. Die Ecobank Transnational Incorporated (die ihren Sitz in Lomé, Togo hat) war von der Föderation der Industrie- und Handelskammern Westafrikas in den 1980er Jahren gegründet worden und nennt sich „panafrikanisch“. Sie tritt mittlerweile in 27 Ländern in West-, Mittel-, Ost- und Südafrika auf.

In dieser afrikanischen kapitalistischen Dynamik sind die südafrikanischen Kapitale, Erben der Akkumulation unter dem Apartheid-Regime, die die Regierungsüber-nahme der mit der schwarzen Bevölkerungsmehrheit identifizierten Regierungen seit der Präsidentschaft von Nelson Mandela ausnutzten, in einer Position der Marktführer auf dem Kontinent. Darauf hoffte auch der aufgeklärte Teil der weißen Bourgeoisie, der in den 1980er Jahren der Apartheid gegenüber immer kritischer wurde. Nach der Wahl von Nelson Mandela zum Präsidenten hatte das südafrikanische Kapital bis 2005 alle traditionellen Investoren in Afrika abgehängt (14 Mrd. Dollar, verglichen mit etwa 10 Mrd. der USA, 6 Mrd. aus Frankreich, 4,5 Mrd. aus Großbritannien). Von Mauritius bis Marokko ist es in verschiedensten Sektoren präsent, etwa in den Minen, dem beliebtesten Bereich (von dem es in Südafrika fast ebenso viele gibt wie in der DRK), aber auch in der Landwirtschaft, in den Brauereien, bei der Leitung der Häfen, in der Telekommunikation oder der Petrochemie usw. Dies geht so weit, dass Debatten aufgekommen sind über den Status von Südafrika nach der Apartheid auf dem Kontinent – handelt es sich um einen Imperialismus? Oder einen Subimperialismus? Aber Südafrika exportiert nicht nur Kapital, es bekommt als wichtigster regionaler Finanzplatz auch – abgesehen von (qualifizierten und unqualifizierten) Arbeitskräften aus den Ländern der Region, die von den Strukturanpassungen geplagt werden – Kapital aus bestimmten weniger entwickelten Wirtschaften, etwa aus Nigeria oder Kenia, besonders im Bankenbereich. Gemäß dem sehr kapitalistischen Prinzip, Partnerschaft und Konkurrenz miteinander zu verbinden und sich um die politische und wirtschaftliche Vorherrschaft auf dem Kontinent zu streiten, konkurrieren Südafrika, Libyen, Nigeria und auch das im raschen Aufbau sich befindende Angola miteinander.

Die Art der Eingliederung von Afrika in die Weltwirtschaft (vor allem als Lieferant von Rohstoffen an die Ökonomien des Zentrums) scheint es vor bestimmten direkten Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise, die sich zunächst vor allem in der Finanzwirtschaft gezeigt haben, wo Afrika ja nur schwach integriert ist, bewahrt zu haben. Trotz der Entwicklung der Börsen – auch von regionalen – in den letzten Jahren (deren Index der Africa Investor 40, AI40 ist), die aber insgesamt unbedeutend bleiben, wurde Südafrika am meisten von der Krise getroffen. Gemäß der Lage auf den anderen Kontinenten wurde aber auch Afrika nicht verschont. Da die Krise nicht nur eine Finanzkrise war und ist, hat der Rohstoffe liefernde Kontinent einen Rückgang der Produktion in den kapitalistischen Zentren zu verkraften gehabt, was zu einem Rückgang der Nachfrage nach Rohstoffen (Kupfer, Kobalt, Koltan, Diamanten, Zink, Erdöl usw.) und Preisrückgängen von 25 bis 50 Prozent geführt hat. Beim Öl lag der Preisverfall noch höher, denn der Preis ist von 140 Dollar pro Barrel im Sommer 2008 auf 55 Dollar im Frühjahr 2009 gesunken. Andere Sektoren sind ebenfalls betroffen, so der Tourismus (auf Mauritius z.B.). Eine der Konsequenzen dieser Krise für Afrika war ein bedeutender Rückgang der Währungs-reserven bei einigen nationalen Währungen. Seit etwa zehn Jahren gab es in Afrika ein dauerhaftes mittleres Wirtschafts-wachstum, doch 2009 kam es zu einem Rückgang: Das Wachstum lag bei (geschätzt) nur noch 2,5%, verglichen mit 5,1% 2008 und 6% 2007 – und dies noch laut den am wenigsten pessimistischen Schätzungen, die von einer Zunahme der chinesischen Investitionen um 81% im Jahrszeitraum (Mitte 2008 bis Mitte 2009) ausgehen. Afrika – so singen die Technokraten des afrikanischen Kapitalismus – ist besser durch die Krise gekommen als die Kontinente des entwickelten Kapitalismus, vor allem auch, wenn man die Wachstumsaussichten für 2010 betrachtet.

Aber hinter den aus kapitalistischer Sicht zufriedenstellenden Wachstumsraten verbergen sich wie überall, vor allem auch im als Modell hingestellten China, sich rasch entwickelnde strukturelle Ungleichheiten, die den ausländischen Investoren (die von den hohen Profitraten auf dem Kontinent angezogen werden) und den einheimischen Führungsschichten (wirtschaftliche und politische „Unternehmer“, darunter auch Oppositionelle) zugute kommen. Denn trotz der Meinungs-verschiedenheiten im Innern auch im Hinblick auf die hierarchisierte Struktur des weltweiten Kapitalismus, die gerade von den Schwellenländern des Südens und den Fraktionen vor Ort durcheinander gewürfelt wird, kann der afrikanische neoliberale Kapitalismus keinesfalls als Vertreter der Interessen der Arbeitenden angesehen werden, auch nicht als Faktor für realen sozialen Fortschritt. Wie überall verbindet sich diese kapitalistische Akkumulation mit einer hohen Rate von Armut, die die internationalen Institutionen mit 50 Prozent der Bevölkerung (der Länder südlich der Sahara) angeben.

Das Wachstum hat die Lage der (kleinen und mittleren) LohnempfängerInnen, der kleinen Bauernschaft (mit weiblicher Mehrheit), der Studienabgänger und Arbeitslosen, der aus den privatisierten Unternehmen Entlassenen, ja allgemein der Klassen der einfachen Bevölkerung nicht verbessert. Wenn es unbestreitbar auch ein „Afrika, das gewinnt“ gibt – nämlich das der afrikanischen Kapitalisten, die sich in einem objektiven Bündnis mit denen befinden, die Afrika verwüsten – dann ist es vor allem angesichts von Lohnabhängigen, von denen das Internationale Arbeitsbüro bereits 2008, also vor Ausbruch der Krise schrieb: „Ungefähr 55 Prozent aller ArbeiterInnen in Afrika südlich der Sahara verdienen nach wie vor nicht ihren Lebensunterhalt für sich und ihre Familie und leben unter der Armutsgrenze von einem Dollar am Tag; etwa 80% leben von weniger als zwei Dollar am Tag“.14 Durch die mit ihr verbundenen sozialen Folgen hat die Krise auch die These von der „wirtschaftlich bedingten Dummheit“ (Mumia Abu-Jamal) einer angeblich nicht erfolgten Integration von Afrika in die ziemlich alte kapitalistische Globalisierung dementiert, denn die Lage der Arbeitenden hat sich deutlich verschlechtert: 2007 gab es 175 Mio. arme ArbeiterInnen, 2009 waren es bereits 219 Mio.; die Zahl der prekär Beschäftigten stieg von 235 Mio. 2007 auf 265 Mio. 2009. In dieser Hinsicht sind die afrikanischen Kapitalisten keineswegs großzügiger als die auf anderen Kontinenten: Als sich z.B. die ArbeiterInnen in der DRK über ihre Arbeitssituation auf den chinesischen Baustellen beschwert haben, machten sie geltend, sie seien auch nicht besser als die der kongolesischen Unternehmer. Von Nigeria bis Sambia werden die chinesischen Unternehmer beschuldigt, die Rechte der Arbeitenden zu verletzten, bisweilen sogar gewaltsam, auch mit Hilfe der Polizei. Es handelt sich hier um eine bekannte Praxis des Kapitalismus in der Dritten Welt.

Im übrigen hat der Niedergang der Kurse für Baumwolle, Kautschuk, Textilien usw. zu Entlassungen und Firmenschließungen von Benin über Marokko bis Tansania geführt. In Ägypten zählte man allein von Oktober 2008 bis März 2009 100 000 Entlassungen, in Kenia 10 000, in Marokko 13 000 allein bei den Textilunternehmen, davon 60 Prozent Frauen. In Südafrika stieg die Arbeitslosenrate vom ersten Halbjahr 2008 auf das erste Halbjahr 2009 von 21,9% auf 23,5%, also von 3,87 Mio. Arbeitslosen auf 4,18 Mio.15 Es gibt also auch ein anderes Wachstum auf dem Kontinent, das der Arbeitslosigkeit, die von 30,8 Mio. 2007 auf 35 Mio. 2009 zugenommen hat.

Dieses Afrika, das nicht gewinnt, bezahlt im übrigen auch die Kosten für die Preiserhöhungen für Nahrungsmittel, die der Krise vorausgingen und sie begleiten. Darin liegt eine Konsequenz der Durchsetzung der Abhängigkeit in der Nahrungsmittel-versorgung durch die Kolonialmächte, die auch in der postkolonialen Periode weiterging. Durch die Forderung, der Vorrang müsse auf dem Export liegen, um die öffentlichen Schulden zu Lasten der Lebensmittel produzierenden Landwirtschaft zurückzahlen zu können, hat die neoliberale Politik der Strukturanpassungen die fehlende Nahrungsmittel-souveränität noch verstärkt. Eine weitere Folge lag in einigen Ländern in der Erschöpfung der Böden aufgrund der Monokulturen. Dies gilt für Ghana und die Elfenbeinküste, deren Bedeutung als den Weltmarkt beliefernde Kakaoproduzenten seit der Kolonialzeit mit der Erschöpfung der Böden bezahlt wird. Hier handelt es sich auch um einen Faktor für Konflikte über Ländereien, wie sie bereits in Ghana oder Kenia ablaufen. In Darfur (Sudan) war die Erschöpfung der Böden durch die intensive Landwirtschaft einer der Krisenfaktoren, die zum Krieg geführt haben.16

Die fehlende Nahrungsmittelsouveränität und die Lage der kleinen Bauernschaft werden sich wohl noch verschärfen. Und dies einerseits wegen der Offensive der multinationalen Konzerne, die genetisch verändertes Saatgut produzieren und sich der Patentierung und privaten Aneignung des genetischen Erbes der Landwirtschaft widmen. Andererseits wegen der privaten Aneignung von fruchtbaren und als Allmende betriebenen afrikanischen Böden durch den internationalen Agrarkapitalismus, die Multis, deren Gier nach Aneignung der Welt durchaus mit den Handelsgesellschaften der Kolonialmächte vor vier oder fünf Jahrhunderten vergleichbar ist. Man redet bereits über den Zugriff der Kakao-Konzerne auf die fruchtbaren Böden in der Elfenbeinküste. Im Rahmen der neoliberalen Strukturanpassungsmaßnahmen mussten die nationalen Gesetze über Bodenbesitz bereits angepasst werden, weil sie bislang das Prinzip des Gemeinbesitzes an Grund und Boden vorsahen; nun soll alles, was nicht niet- und nagelfest ist, verkauft werden können.

Der Neokolonialismus auf dem Land, der durchaus an die „enclosures“ (das Bauernlegen, d. Ü.) der ersten Jahrhunderte des britischen Kapitalismus erinnert17 wird wahrscheinlich die kleinen, unabhängigen Bauern in eine dienstbare und schlecht bezahlte Landarbeiterschaft verwandeln, die Arbeitslosigkeit auf dem Land und den Exodus in die Städte anwachsen lassen, wodurch sich die Slums und das Lumpenproletariat vergrößern, die billige Reserve-armee für das Kapital. Unter den besonderen Opfern dieser vom menschlichen Standpunkt aus völlig absurden kapitalistischen Logik sind die Menschen, die traditionellerweise in und von den Wäldern leben, etwa die, die „Pygmäen“ genannt werden, Jäger und Sammler, die man in acht Ländern von Zentralafrika und den Gebieten um die großen Seen, von Kamerun über die beiden Kongos bis Uganda findet. Das Problem liegt also nicht in der Präsenz von weißen südafrikanischen Farmern im Kongo oder z.B. der Verpflegung der Golfemirate mit landwirtschaftlichen Gütern, sondern in den sich aufbauenden Eigentumsverhältnissen – obwohl keine Gefahr besteht, dass sich die Geschichte der Buren oder der Hugenotten, die beide zur Schaffung des heutigen Südafrika beigetragen haben, wiederholt – und den Konsequenzen für die einheimische Bevölkerung. Die weißen FarmerInnen aus Südafrika, die chinesischen (und anderen) Bauern, die eingewandert sind, werden sich nicht in auf sich selbst bezogenen Kolonien niederlassen, sie werden die einheimische Bevölkerung nicht (über-)ausbeuten, sie werden auch zusammen mit den kleinen einheimischen Produzent-Innen für die Befriedigung des Gastlandes mit Lebensmitteln arbeiten, sie werden den Boden ökologisch bewirtschaften und nicht an sich ein Problem darstellen. Das gilt natürlich nicht für das Projekt von Daewoo auf Madagaskar, die das Land kostenlos bekommen haben oder für andere, die eine (neo-) koloniale Landwirtschaft für den Export entwickeln und Afrika zu einem Produzenten von Agrosprit machen möchten. Bei dieser Entwicklung hat sich Brasilien z.B. mittels der brasilianischen Agentur für die Förderung der Exporte und der Investitionen (Apex- Brasilien) zum Vorreiter gemacht, weil es angeblich den Handel zwischen den Ländern des Südens befördern will. Als wäre Brasilien nicht ein schlechtes Beispiel hinsichtlich des Agrosprits und des genetisch veränderten Saatguts, das es gerade in Afrika an den Mann bringen möchte, ähnlich den Konzernen der USA. Als könnte man das Problem des knapper werdenden Öls dadurch lösen, indem man ein anderes ökologisches Problem schafft, das der Konsequenzen des Agrobusiness – welches von den afrikanischen Oligarchen von der Elfenbeinküste bis Simbabwe bereits praktiziert wird –, das im Hinblick auf jenen großen Teil der Weltbevölkerung (über eine Milliarde), der an Hunger leidet, geradezu kriminell ist. Während sich das Problem heute und in naher Zukunft nicht als Problem fehlender Nahrungsmittel stellt, sondern als Problem der Verteilung der verfügbaren Nahrungsmittelproduktion und der Umorganisation der weltweiten Landwirtschaft, die sowohl die heutige Verschwendung, die unter anderem durch den kapitalistischen Zynismus geprägt ist, verhindern, wie auch die fruchtbaren Böden für zukünftige Generationen bewahren könnte.

Nach 50 Jahren Neokolonialismus scheint die neoliberale kapitalistische Organisation des Kontinents ihm das Schicksal zugedacht zu haben, auch weiterhin die schädlichsten Auswirkungen schlucken zu sollen. Wenn man an eine der größten Sorgen der Menschheit von heute denkt, nämlich den „Klimawandel“, dann soll Afrika, das nicht zu den großen Verschmutzern der Erde gehört, die Konsequenzen des kapitalistischen Wachstums und Produktivismus erleiden, wie sie ein halbes Jahr-hundert lang auch von den Regimen des stalinistischen Blocks nachgeahmt worden sind. Laut GIEC sieht es so aus: „Neue Studien bestätigen, dass Afrika wegen der Verschiedenheit der antizipierten Auswirkungen, den multiplen Stressfaktoren und der schwachen Anpassungsfähigkeit einer der verwundbarsten Konti-nente ist.“ Das hindert die afrikanischen Anhänger eines neoliberalen Kapitalismus nicht daran, aktiv eine afrikanische Strategie des „green business“ zu verfolgen.18

AFRIKANISCHER WIDERSTAND GEGEN DEN NEOLIBERALEN KAPITALISMUS

Die ersten sozialen Konsequenzen der Durchsetzung des Neoliberalismus in Afrika hatten in den 1980er und 1990er Jahren eine Dynamik der Mobilisierung des einfachen Volkes geschaffen und soziale Kämpfe hervorgerufen – das Rückgrat der Gewerkschafts-organisationen – die zu einer „Demokratisierung“ der monolithischen postkolonialen Regime beigetragen haben. Aber im internationalen Kontext des Verlustes von Legitimität des sozialistischen Emanzipations-projektes, das mit dem Stalinismus identifiziert wurde und zusammenbrach, hat sich die europäische Sozialdemokratie als guter Verwalter des Kapitalismus erwiesen und baute die EU als Europa des neoliberalen Kapitalismus auf. Mit anderen Worten, eine Überwindung des Kapitalismus stand nicht mehr auf der Tagesordnung. Aus diesem Grund wurde die demokratische Öffnung überall zugunsten politischer Strömungen realisiert, die Anhänger einer Verwaltung des Neokolonialismus sind und die in einigen Fällen sogar zu Mitverantwortlichen für die neoliberalen Kriege geworden sind.

Die Organisationen des einfachen Volkes der afrikanischen Linken, die den Monolithismus der ersten drei oder vier Jahrzehnte nach der Unabhängigkeit überlebt haben, wurden fast überall in den Strudel der Diskreditierung des sozialistischen Emanzipationsprojektes gezogen, und in einigen Fällen waren sie sogar in die Kriege um die neoliberale Umstrukturierung des Postkolonialismus verwickelt. Zu Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts haben sich die populärsten überlebenden Organisati-onen in die Verwaltung der neoliberalen Ordnung eingeklinkt, so die Kommunistische Partei Südafrikas (SACP), ein Anhängsel des verbündeten ANC (südafrikanischer Nationalkongress) bis hin zur And-Jef/Afrikanischen Partei für Demokratie und Sozialismus (AJ/PADS) im Senegal. Die Gewerkschaftsführungen, die mit diesen Parteien verbunden oder in ihrem Schlepptau waren, verlegten sich auf die „verantwortungsbewusste“ Gewerk-schaftspolitik und wurden zu „Sozialpartnern“ der Unternehmer und der Regierung.19 Das Geschäft der Enttäuschung der Hoffnungen der einfachen Bevölkerung durch neokoloniale Regime, die sich sozialistisch nannten, betrieben auch die kongolesische Arbeiterpartei (PCT) von Marien Ngouabi oder Denis Sassou Nguesso im Kongo- Brazzaville, oder die Front der Befreiung von Mosambik (Frelimo) von Samora Machel, oder aber die Nationale Befreiungsfront von Houari Boumédienne in Algerien, die Volksbewegung für die Befreiung Angolas (MPLA) von Agostino Neto und Eduardo do Santos, oder die Armee des nationalen Widerstandes (NRA) von Yuweri Museveni in Uganda.

Jedoch waren Mitglieder und/oder frühere Mitglieder der afrikanischen radikalen Linken, Klassenkampf-Gewerkschafter unter den wichtigsten Animatoren der sich entwickelnden globalisierungskritischen Bewe-gung in Afrika. Der Antikapitalismus, der in Afrika zu einem Schimpfwort geworden war, findet nun als Kritik des Neoliberalismus wieder Gehör, weil die Politik der Strukturanpassungen zu dramatischen sozialen Auswirkungen führt.

Obwohl die afrikanische globalisierungskritische Bewegung eine bestimmte Sichtbarkeit in den Medien erlangt hat – wiewohl ihre Verankerung in der einfachen Bevölkerung oft zahlenmäßig recht schwach ausfällt – ist sie wie an vielen anderen Orten nicht der Hegemonie von Organisationen und Individuen der „Zivilgesellschaft“ entgangen, die jeder Kritik gegenüber, die über den Rahmen des Neoliberalismus hinaus geht, und die den Kapitalismus als Ausbeutungs-, Unterdrückungs-, und Verschmutzungs-system insgesamt angreifen, feindselig eingestellt sind. So konnte sich die afrikanische globalisierungskritische Bewegung mit keinem radikalen Emanzipationsprojekt identifizieren, das eine globale Alternative zum Kapitalismus anstrebt. Das stellt allerdings keine afrikanische Besonderheit dar. Darin drückt sich auch der Zugriff der großen Organisationen des Westens auf die globalisierungs-kritische afrikanische Bewegung aus, die für einen „Kapitalismus mit menschlichem Antlitz“ oder einen „anderen möglichen Kapitalismus“ eintreten. Sie reproduzieren in diesem angeblich alternativen Rahmen den klassischen Typ der Beziehungen zwischen dem kapitalistischen Zentrum und seiner Peripherie. Die Finanzhilfen, die den afrikanischen globalisierungskritischen Organisationen zuteil werden, sind an die Bedingung geknüpft, sich gegen die radikale Strömung der globalisierungskritischen Bewegung zu wenden. Die Korruption der afrikanischen Regierungen, die „schlecht erworbenen Güter“ müssen zu recht angeprangert werden, doch dies erfolgt auf moralische Weise, ohne sie in den historischen Rahmen des kapitalistischen Systems zu stellen. Dann hören sie nämlich auf, eine afrikanische Besonderheit oder eine der Dritten Welt zu sein und werden zu einem klassischen und universellen Mechanismus. Die Hehler sind in Nord und Süd oft dieselben. Es kommt sogar vor, dass einige von ihnen Partner von globalisierungskritischen NGOs sind, die den Antikapitalismus als ungeeignet für die afrikanische Dynamik gegen die aktuellen Zustände empfinden. In einem relativ vergleichbaren Kontext des antikolonialen Kampfes hat Frantz Fanon im Hinblick auf die dominierende Strömung des Antikolonialismus in den Metropolen von einem „schwer zu unterdrückenden Verlangen, die Befreiungsbewegung des Unterdrückten zu leiten und zu orientieren“ gesprochen. Vierzig oder fünfzig Jahre später gibt es keine wesentliche Veränderung, es wurde eher noch schlimmer.

Dies ist ein Zustand, der auch durch die prekären Bedingungen begünstigt wird, die die afrikanischen Mittelschichten plagen, zu denen die AktivístInnen der „Zivilgesellschaft“ häufig gehören, einem nebligen Wesen, dessen Förderung als vertrauensvoller Partner neben den offiziellen Institutionen des kapitalistischen Zentrums eine der Modalitäten der Kontrolle der Gesellschaften der Peripherie ist, wie es auch häufig einige Vereinigungen in den urbanen Zonen im Zentrum sind. Globalisierungskritischer/r AktivistIn oder Organisation der „Zivilgesellschaft“, aber offen für den Dialog zu sein, ja eine Partnerschaft mit den westlichen Konsulaten, den privaten Multis, den westlichen Stiftungen oder den internationalen Institutionen wie die Weltbank einzugehen, ist häufig eine Garantie, dem prekären Leben vor Ort zu entfliehen, für das letztere ja mit verantwortlich sind. Es handelt sich hier um einen subtilen Korruptionsmechanismus, der auch über eine NGO im Norden (die große Schwester) laufen kann, die darum kämpft, ihre öffentlichen Subventionen behalten zu dürfen. Darüber wird wenig diskutiert, obwohl es sich um eine Form des Kaufs des individuellen (oder von Vereinigungen) Gewissens zu Lasten der Interessen der Gemeinschaft handelt.

Nach einem Jahrzehnt globalisierungskritischer Bewegung, von lokalen und regionalen Sozialforen, von Demonstrationen gegen die Teuerung, studentischen Mobilisierungen gegen das prekäre Leben, gewerkschaftlichen Kämpfen, bäuerlichen Bewegungen, der Mobilisierung der Arbeitslosen und der Forderung nach einer Arbeit in Würde, können die afrikanischen Organisationen, die sich noch zur Linken rechnen, keine offensichtlichen Erfolge hinsichtlich der Selbstorganisation der Arbeitenden oder der kleinen Bauern auf ihre Fahnen schreiben, die die Perspektive hätte, die Kämpfe mit einem globalen Projekt des Bruchs mit dem Kapitalismus zu verbinden. Die häufigen, ja permanenten Mobilisierungen für den Zugang zu Trinkwasser oder Strom, für Gesundheitsdienste, für eine Arbeit in Würde, für Land, für gute Studienbedingungen, gegen die Gewalt gegen Frauen usw. bleiben zersplittert und kommen nicht zusammen. Eine permanente Fragmentierung, die auch als Ausdruck von Sektierertum der Organisationen der radikalen Linken interpretiert werden kann, die sicherlich das Verdienst haben, die Dampfwalze der neoliberalen Offensive überlebt zu haben, die sich aber leider mehr an die Behauptung ihrer Identität als Kleingruppe oder an den Narzissmus der kleinen Differenzen als an die Organisierung des Zusammenfindens und des örtlichen Aufbaus von dauerhaften und demokratischen Einheitsdynamiken halten.

Diese können nur konkret werden, wenn sie vor Ort in den ausgebeuteten Klassen und vor allem den unterdrückten Schichten verankert sind, sowie in allen Gesellschaftsschichten, die Opfer der sozialen und ökologischen Barbarei des Kapitalismus sind. Dies ist nicht möglich, ohne dass in den Prozess des Kampfes ein Verständnis der Dynamik jeder dieser Gesellschaften und des globalen Kapitalismus durch die Organisationen der radikalen Linken und ihre AktivistInnen integriert wird. Dieses Verständnis herzustellen, zu teilen und zu bereichern, ausgehend und unter Rückbezug auf die Aktionen, mit den Akteuren der sozialen Bewegungen und den radikal fortschrittlichen Sektoren der Zivilgesellschaft, ist die entscheidende Aufgabe. Man kann das, was man nicht gut versteht, kaum in gute Richtung verändern. Aber die neoliberalisierte Schule, die viel schlechter ist als die Schule der ersten Jahrzehnte nach der Unabhängigkeit, ist nicht so organisiert, um das Verständnis der Gesellschaften zu befördern. Dieses gemeinsame Verständnis könnte auch zum Abbau der existentiellen Ambivalenz zwischen einesteils dem antikapitalistischen Engagement für eine grundlegende Gleichheit aller Menschen, und andererseits einer Konsumentenhaltung gegenüber dem Spekulations-kapitalismus, oder dem „Kapitalismus der Verführung“, der die Werte der Ungleichheit und der Konkurrenz verkündet, beitragen.

Die Organisierung der ideologischen Kontrolle der Köpfe und die Strukturierung des Alltags der kleinbürgerlichen und der Massen des einfachen Volkes (vom Konsum von Sportveranstaltungen bis zu den Werten Hollywoods) ist einer der wichtigsten Erfolge des Kapitalismus des 20. und 21. Jahrhunderts. Das scheint die afrikanische radikale Linke bis heute nicht zu begreifen. Die Mitglieder der radikalen afrikanischen Linken, die häufig nicht gegen einen unhistorischen kulturellen Nationalismus gefeit sind – eine Mischung aus Ignoranz und kolonialem Rassismus, der auf interessierte Art und Weise von den neokolonialen Eliten reproduziert wird – reagieren viel zu häufig auf nicht dialektische und unkritische Weise und stellen traditionelle afrikanische kulturelle Werte in den Vordergrund. Als könnten diese die Ungleichheit und Ungerechtigkeiten, die der Kapitalismus via lokale Eliten recykelt hat, um seine Herrschaft zu reproduzieren, nicht genauso gut legitimieren.

Nach fünfzig Jahren Neokolonialismus entgeht das große Problem der grundlegenden Gleichheit der Menschen beiderlei Geschlechts nicht dem Bruch durch die sogenannten afrikanischen Werte. Die weiblichen Mitglieder der radikalen Linken, die besonders in diesem Bereich des Kampfes gegen die Ungleichheit und für die Emanzipation der Menschen engagiert sind, müssen ihr Recht auf konkrete Gleichheit in einigen Organisationen erst noch erstreiten, während in den Schichten der einfachen Bevölkerung die vorangetriebene Vermarktung der höheren Schulbildung den Ausschluss der Mädchen aus dem Schulsystem begünstigt. Im Namen von traditionellen Werten ist es logisch, eher die Schulkosten für einen Jungen als ein Mädchen aufzubringen, wenn die prekären Lebensbedingungen eine Entscheidung verlangen. Daher gilt, auch wenn man sich keine Illusionen über die Inhalte der schulischen Bildung macht oder der Schule einen emanzipatorischen Charakter zuschreibt, dass Analphabetismus auch in afrikanischen Gesellschaften die Emanzipation keineswegs begünstigt, auch nicht die der Männer. Die neu aufzubauende radikale Linke Afrikas kann den Kampf für die Emanzipation der Frauen nicht als zweitrangiges Problem ansehen. Sonst übernimmt man die Konzeption von der Geschlechtergleichheit, wie sie die Statue der afrikanischen Wiedergeburt darstellt, die Abdoulaye Wade in Dakar hat errichten lassen: Hier sieht man eine offensichtliche Überlegenheit des Mannes, während der senegalesische Präsident sich rühmt, in seinem Land die Parität eingeführt zu haben.

Was den Kampf von homosexuellen Menschen anbetrifft, der in den letzten Jahren in vielen afrikanischen Ländern, von Ägypten bis Simbabwe, aber auch im Senegal, immer stärker unterdrückt wurde, so wird er von den Organisationen der Linken vor Ort nicht häufig unterstützt. Ihre fehlende Unterstützung der homophoben Unterdrückung begründen sie häufig mit der Behauptung, die Homosexualität käme aus dem Westen und komme in Afrika eigentlich gar nicht vor. Solches ist weder mit der Geschichte, noch einem Engagement für die menschliche Emanzipation in Einklang zu bringen.20

AFRIKA AUS SEINER TRAGISCHEN LAGE HERAUSFÜHREN

Für die radikale afrikanische Linke können die fünf Jahrzehnte nach der Unabhängigkeit nur fünfzig Jahre Neokolonialismus sein. Ein Neokolonialismus, der immer komplexer wird und immer tragischere Konsequenzen hat: Von der Entwicklung der gesellschaftlichen Ungleichheiten in allen Ländern über die Verschiedenheit der Akteure der Ausbeutung der Lohnabhängigen bis hin zu den neoliberalen Kriegen in einigen von ihnen. Seine Realität in jedem Land ist natürlich verschieden, trotz der allgemein gleichen Züge. Die größere Komplexität des Neoliberalismus wird leider von einer Schwächung des organisierten antikolonialistischen und antikapitalistischen Bewusstseins begleitet, was mit einem Rückfluss des organisierten antikapitalistischen und revolutionär-sozialisti-schen Bewusstseins weltweit zusammenfällt. Doch in Afrika ist es deutlicher und schwerwiegender. Der Moralismus setzt sich als nicht überschreitbarer Horizont der Kritik fest. Daher muss man sich mehr denn je von apolitischen Konzeptionen des Verrats an Afrika absetzen, wie ihn die Bourgeoisien an der Macht betreiben. Denn auch wenn sie von Geburt Afrikaner sind, so haben sie sich bewusst für den Kapitalismus entschieden. Mit anderen Worten, sie werden vor allem von ihren individuellen und Klasseninteressen geleitet und motiviert. Darin unterscheiden sie sich nicht grundlegend z.B. von der französischen Bourgeoisie, die während des Zweiten Weltkriegs zur Zeit der Besatzung in ihrer übergroßen Mehrheit ebenfalls die Entscheidung getroffen hat, mit der von den Nazis gelenkten deutschen Wirtschaft zu kollaborieren.

Um Afrika aus seiner tragischen Lage herauszuführen, gibt es objektiv keinen anderen Weg als den des Antikapitalismus (denn es ist eine Illusion, einen Kapitalismus mit menschlichem Antlitz anzustreben, der sich auf eine Konzeption von Kapitalismus des Nachkriegsbooms stützt und dabei sowohl den Druck des Kalten Krieges, also den Kompromiss zwischen Kapital und Arbeit übersieht, der durch die antikommunistische Propaganda motiviert war und zu dem J.M. Keynes geraten hatte, als auch den heutigen Imperialismus vergisst, der ein Charakteristikum dieser Phase der kapitalistischen Globalisierung ist). Heute kann es weder über China, noch Indien oder Brasilien Illusionen geben, denn die sozialen und ökologischen Kosten des Wirtschaftswachstums dieser Länder sind offen-sichtlich. Diese Länder können weder Beispiele für eine Gesellschaft der Gleichheit und sozialen Gerechtigkeit sein, noch für die Befriedigung der grundlegenden Bedürfnisse jedes Individuums und der Völker. Die Entwicklung sozialer Ungerechtigkeit ist dort die Regel.

Zum Zeitpunkt der Fünfzigjahrfeier des Neokolonialismus ist es eine der besten Arten, diejenigen zu ehren, die in Afrika gegen Kapitalismus und Neokolonialismus gekämpft haben – und zwar mehr als die „Väter der Unabhängigkeit“ –, eine ehrliche Bilanz der Kämpfe zu erstellen, die vor Ort und auf dem Kontinent geführt worden sind. Und daraus die Lehren zu ziehen für den Aufbau neuer antikolonialer und antikapitalistischer Organisationen, die ihren Beitrag zur Selbstorganisation und den Kämpfen der Lohnabhängigen, der kleinen Bauernschaft, der Frauen, der Jugendlichen und aller anderen unterdrückten Kategorien leisten müssen. Organisationen, die gegen die wirtschaftliche Ausbeutung von Menschen durch Menschen kämpfen, gegen die verschiedenen Arten der Unterdrückung und gegen die vermeidbaren Schäden an der Umwelt. Mit anderen Worten, für den Aufbau von sozialistischen Gesellschaften, die sozial gerecht und egalitär, feministisch, nicht homophob und ökologisch sind. Das kann nicht in den Grenzen der gegenwärtigen nationalen Territorien geleistet werden. Der Aufbau eines solchen Sozialismus verlangt nach einer panafrikanischen Perspektive. Diese wird durch die Präsenz derselben ausbeutenden Unternehmen in mehreren Ländern erleichtert, ob sie nun afrikanischer Herkunft sind oder von außerhalb kommen, sowie durch die regionalen Wirtschaftszusammenschlüsse.

Dringendes Handeln für jene Organisationen, die sich noch auf den Sozialismus und die panafrikanische Bewegung beziehen, ist geboten; sie müssen auf demokratische Weise eine wirksame Dynamik des Austausches, der Solidarität, des Lernens und des gemeinsamen Handelns entwickeln, und zwar vor Ort und regional. Die Zugehörigkeit zu verschiedenen politischen Traditionen, die die sozialistische Bewegung im 20. Jahrhundert charakterisiert haben, darf kein Hindernis sein. Keine demokratische und sozialistische Organisation, die vor Ort auf sich bezogen ist oder auf ihre internationale politische Tradition, ist in der Lage, die theoretischen und praktischen Probleme zu lösen, mit denen sie konfrontiert ist, aber auch die ausgebeuteten Klassen und die unterdrückten Schichten. Im Aufbau dieser Dynamik der panafrikanischen Zusammenarbeit und des sozialistischen und revolutionären Handelns leistet jede Organisation ihren besten Beitrag für den Aufbau eines wirklich und völlig entkolonialisierten Afrika, das sich vom Kapitalismus emanzipiert. Dieser sozialistische und revolutionäre Panafrikanismus darf sich nicht auf den Kontinent beschränken, sondern muss zu einem neuen Internationalismus beitragen, ein kritischer Erbe der noch bestehenden international-istischen Traditionen. Wie überall, so fällt auch in Afrika die Entscheidung zwischen dem Kampf für den Aufbau eines demokratischen Sozialismus, oder aber der Verschärfung des kapitalistischen gesellschaftlichen Desasters.

Jean Nanga ist Korrespondent der französisch-sprachigen Inprecor für Afrika südlich der Sahara.

Aus dem Französischen von Paul B. Kleiser

1 Laut African Economic Outlook/Perspectives
économiques en Afrique 2010, liegt die Rentabilitätsquote
mit 12,1% in Afrika höher als auf den anderen Kontinenten.

2 Noch heute halten Spanien, Frankreich, Portugal
und das Vereinigte Königreich afrikanisches
Gebiet besetzt: Die Azoren, Ceuta und
Melilla, die Kanarischen Inseln, die Chagos-
Inseln, Madeira, die Insel Sankt Helena, Mayotte und Réunion.

3 In Summe haben die sieben führenden Waffenexporteure
der Europäischen Union (Deutschland,
Frankreich, Großbritannien, die Niederlande,
Italien, Schweden und Spanien) 2006
und 2007 bei den Exporten die USA überflügelt.
Zahlen nach SIPRI (Stockholm).

4 „Vu de Chine: les embarras de la France en
Afrique“, in: Volkszeitung, 29. Februar 2009,
im Netz unter http://contreinfo.info/prnart.php3?id_article=2994.

5 Seit Mai 2009 steht es um die Beziehungen
zwischen den USA und dem Senegal nicht
zum besten. Di Botschafterin der USA prangerte
die Entwicklung der Korruption im Senegal
an und meinte damit eigentlich den Präsidenten
Wade, der ganz offen Beziehungen zum
Iran unter Ahmadinedschad aufgebaut hat.

6 Zit. nach „Affaire contrats chinois: Kinshasa
donne raison à Pekin par la bouche du porte-
parole du gouvernement “, in : Le Palmarès
(eine Zeitung in Kinshasa), 4. Juni 2009, vgl.
http://digitalcongo.net/article/58575.

7 Idem.

8 Laut Pew Global Attitudes Project Global Unease
With majoprs World Powers: „In Afrika
sind in allen Ländern die China gewogenen
Stimmen mindestens doppelt zu häufig wie die
kritischen, abgesehen von Südafrika, wo die
Meinung über China geteilt ist“. Washington,
Pew Research Center, Juni 2007, S. 41, www.pewglobal.org.

9 Abdoulaye Bio-Tchané, „La Chine n’est pas
une menace pour nos économies “, Interview
in der Zeitung Nord-Sud in Abidjan (Nigeria),
30. Mai 2007.

10 Dambisa Moyo in L’Aide fatale. Les ravages
d’une aide inutile et de nouvelles solutions
pour l’Afrique, Vorwort zu Niall Ferguson, Paris
2009, S. 189.

11 So lautet die Formel des chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jia Bao, Rapport d’activité du gouvernement à l’Assemblée Populaire
Nationale, 5. März 2010, http://french-newsen/
documents/2010-03.

12 „La Chine défend ses investissements en Afrique“,
8. März 2010, http://www.focac.org/fra/zfgx/jmhz/t662292.htm.

13 Lionel Zinsou, „Plus du tiers des investissements
en Afrique sont africains“, in: Les Afriques,
Nr. 96, 5. November 2009. Einige Investitionen
sind so afrikanisch wie Total französisch
ist, denn es handelt sich um Institutionen,
bei denen es auch Aktionäre von außerhalb
Afrikas gibt.

14 „Rapport du Directeur général “, Bureau International
du travail (ILO), Onzième Réunion régionale
africaine (Addis Abeba, April 2007) :
L’Agenda du travail décent en Afrique : 2007-
2015, Genf 2008.

15 Es handelt sich hier um die gemeldeten Arbeitslosen,
die wirkliche Zahl dürfte noch viel höher liegen.

16 Vgl. Jean Nanga (2004), „Darfur: les enjeux
d’un conflit meurtrier“,
http://www. solidarit s.ch/journal(index .
php3?action=4&id=1693&aut=244. Der Bericht
des United Nations Environment Programme
(UNEP), Sudan Post-Conflict Environmental
Assessment, Nairobi 2007 zeigt ebenfalls die Beziehung
zwischen intensiver Landwirtschaft und Erschöpfung der Böden
als einen der Faktoren für die Krise in Darfur auf.

17 Vgl. dazu das Kapitel 27 des ersten Bandes von
Das Kapital von Karl Marx, MEW 23, über die
Enteignung der Landbevölkerung.

18 Das afrikanische Finanzblatt Les Afriques
hat ein Dossier veröffentlicht, das in mehreren
Nummern im letzten Halbjahr 2009, als
auch der Gipfel von Kopenhagen stattfand, das
„green business“ positiv bewertet.

19 Die letzte Annäherung ist die der Bewegung
für demokratische Veränderung (MDC) in
Simbabwe, die im Januar 2009 im Namen der
nationalen Versöhnung mit ihrem Führer Morvan
Tsvangirai, der zum Ministerpräsidenten
ernannt wurde, in die Regierung der ZANU-PF
von Robert Mugabe eingetreten ist. Vor Gründung
der MDC war Herr Tsvangirai, ein früherer
Bergman, der aber in Harvard studiert hat,
Führer des Kongresses der Gewerkschaften
Simbabwes, was den massiven Zustrom von
Teilen der einfachen Bevölkerung, aber auch
von Weißen in die MDC begünstigt hat. Laut
neuesten Nachrichten haben die Minister der
MDC das Einfrieren der Löhne der Beamten
von Simbabwe geschluckt.

20 Vgl. zum Beispiel: Charles Gueboguo, „Pour
une lecture revue et corrigée de l’homosexualité
dans la pensée doxique africaine : Impact, dérapages
et risques “, semgai.free.fr/doc_et_
pdf/CG_pour_une_lecture.pdf ; vgl. auch die
Website Behind the Mask. The Voice of Africa’s
LGBTI Community, http://www.mask.
org.za.