Seit den 1970er Jahren haben sich die Dinge
tatsächlich verändert. Seit 1971 haben
die Frauen das Wahl- und Stimmrecht. Seit 1981
steht das Gleichheitsgebot in der Verfassung.
Seit 1996 gibt es ein Gleichstellungsgesetz.
Seit 2002 ist die Abtreibung nicht mehr verboten.
Seit 2005 haben wir gar eine Mutterschaftsversicherung.
Weitere Gesetzesänderungen hatten positive
Auswirkungen auf das Leben von Frauen. Es darf
aber daran erinnert werden, dass diese Rechte
nicht vom Himmel gefallen sind, sondern von
Frauen hart erkämpft wurden. Von Feministinnen,
die damals als überdreht und familienfeindlich
verschrien waren.
Gleichheit
auf dem Papier ist nicht genug
Auch
wenn sich einiges verbessert hat, so ist Gleichberechtigung
noch nicht erreicht. Und neue Ungleichheiten
verschärfen sich sogar unter dem Druck
von neoliberaler Politik, Sparprogrammen und
Anhängern der traditionellen Familie. Gewiss
gibt es einige Frauen in Kaderstellen und wichtigen
politischen Ämtern. Aber immer mehr lohnabhängige
Frauen sind mit unsicheren und flexiblen Arbeitsbedingungen
konfrontiert. Heute, im Jahr 2010, gibt es neue
Rückschritte und Angriffe in Sachen Gleichstellung.
Die formelle Gleichberechtigung genügt
einfach nicht. In der Realität gibt es
noch viel zu tun.
Flexibel
und billig
Frauenarbeit
ist nicht gleich Männerarbeit. Mehr als
die Hälfte der Frauen arbeiten Teilzeit.
4 von 5 Teilzeitarbeitenden sind Frauen. Frauenarbeit
ist prekärer. “Damit die Frauen
Beruf und Familie unter einen Hut bringen”,
wird uns gesagt. Das mag für einige stimmen,
aber nicht für alle. Mehr als die Hälfte
der Beschäftigten haben keine fixen Arbeitszeiten.
Seit 1998 hat Abendarbeit, Nacht- und Sonntagsarbeit
massiv zugenommen. Das stimmt insbesondere für
Frauen, die also gerade dann arbeiten müssen,
wenn die Kinder zu Hause wären. In Tat
und Wahrheit dient diese Art der Flexibilität
einzig den Patrons. Hinzu kommt, dass Frauenlöhne
tiefer sind als Männerlöhne. Die Lohnschere
hat sich von 18,9% im Jahr 2006 auf 19,3% im
Jahr 2008 geöffnet. In dieser Zeit sind
die Managerlöhne dafür um 40% angestiegen.
Diese Lohndifferenz wird anhand des standardisierten
Medianlohns berechnet. Die Frauenlöhne
werden auf fiktive Vollzeitlöhne aufgerechnet.
Dabei verdienen 60% der Frauen weniger als 4’000
Franken im Monat. Das französische Observatorium
der Ungleichheiten (Observatoire des inégalités)
schätzt, dass die Lohndifferenz gegen 40%
betragen dürfte, wenn Teilzeitlöhne
eingerechnet werden.
Altersrenten
und Arbeitslosigkeit
Frauen
sind schlechter gestellt Das eidgenössische
Parlament brütet derzeit eine zweite Version
der 11. AHV-Revision aus. Ziel ist die Erhöhung
des Frauenrentenalters von 64 auf 65 und eine
Rentensenkung. Hier wird Gleichstellung instrumentalisiert,
um einen Rückschritt zu rechtfertigen.
Auf dieser Grundlage kann dann das allgemeine
Rentenalter auf 67 für alle erhöht
werden! Wir wehren uns gegen diese Angleichung
an die jeweils schlechtere Lösung! Auch
die Arbeitslosenversicherung benachteiligt Frauen.
Frauen sind zwar weniger stark vertreten unter
den offiziell anerkannten Arbeitslosen, die
Taggelder erhalten. Jedoch gibt es mehr arbeitslose
Frauen als Männer. Die laufende Revision
der Arbeitslosenversicherung würde die
Situation noch verschlimmern. Um Erwerbslosengelder
zu erhalten, werden die Menschen länger
Beiträge einzahlen müssen. Gerade
das wird aber mit prekärer Beschäftigung
zunehmend schwierig. Zudem sollen Witwen oder
Geschiedene, die wieder in die Erwerbsarbeit
einsteigen müssen, weniger Taggelder erhalten.
Die
Rechte kämpft für die traditionelle
Familie und gegen Schwangerschaftsabbruch
Gerade hat der Bundesrat 60 Millionen gestrichen
beim Impulsprogramm für Krippenplätze.
Nun lanciert die Schweizerische Volkspartei
SVP eine “Familieninitiative”. Sie
zielt auf die Steuerabzüge für die
Kosten der Kinderbetreuung in Horten und Krippen,
die vom Parlament beschlossen wurden. Die SVP
will diese Steuerabzüge allen Familien
gewähren. Vor allem steht die SVP für
die traditionelle Familie ein: Mutter macht
Näharbeiten, Vater liest derweil die Zeitung.
Heute sind aber 3 von 4 Müttern erwerbstätig.
Daher brauchen Familien einen öffentlichen
Dienst im Bereich Kinderbetreuung, der qualitativ
hochstehend und kostenlos ist! Auch wurde eine
Initiative lanciert, welche die Kosten für
Schwangerschaftsabbruch aus dem Leistungskatalog
der Krankenkassen streichen will. Eine Attacke
der Abtreibungsgegner, die sich nur notdürftig
hinter schiefen finanziellen Argumenten verstecken.
Dieser inakzeptable Rückschritt muss entschieden
bekämpft werden.
Frauen
in Bewegung…
…
Für die Gleichstellung ! Für die Verteidigung
der Errungenschaften! Damit unsere Rechte nicht
Papiertiger bleiben! Nach der Frauendemonstration
steht der nächste wichtige Termin bevor
: Am 14. Juni 2011 jährt sich der Frauenstreik
zum zwanzigsten Mal. Organisieren wir statt
eines Gedenktages besser eine neue Mobilisierung
! |