Die
Schweizer Medien veranstalten seit zwei Monaten
ein Ablenkungsmanöver grossen Ausmasses
: Intrigen und Anekdoten zur Wahl eines neuen
Bundesrates am 16. September machen Schlagzeilen.
Das Schweizer Fernsehen hat gar seinen ganzen
Mut zusammengenommen und die „Geheimgespräche“
(sic) im Hôtel Bellevue von Bern aufgenommen,
was eigentlich eine gut inszenierte Farce darstellt.
Solch eine Pseudo-Berichterstattung lässt
glauben, die Wahl eines neuen Bundesrates würde
das Leben der ganzen Bevölkerung ändern.
Grundsätzlich ist dieser Bundesrat jedoch
nichts weiter als ein Kollegium von sieben Männern
und Frauen, die Empfehlungen der Arbeitgeberverbände
(Schweizerischer Arbeitgeber-verband, Economiesuisse,
Schweizerischer Gewerbeverband SGV), der Grossbanken
und transnationaler Konzerne umsetzen. Krankenkassen
mit Santésuisse oder zum Beispiel der
Nutzfahrzeugverband der Astag setzen ihren Interessen
mit der Hilfe von Lobby- Gruppen durch.
Vermutlich
unter einem Anfall von Ehrlichkeit sagte FDP-Präsident
Fulvio Pelli dem Sonntagsblick: „Das Problem
ist, dass alle Leute glauben, die Politiker
lügen.“ (13.09.2009). Das Theater
der Regierungs-parteiprominenz ist ein gutes
Beispiel für den etwa in Frankreich sehr
populären Spruch: „Un pour tous,
tous pourris“, („Einer für
alle, alle korrupt“). Und wenn sie nicht
korrupt sind, dann sind sie doch nur Hampelmänner.
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Grundsätzlich
ist dieser Bundesrat jedoch nichts weiter
als ein Kollegium von sieben Männern
und Frauen, die Empfehlungen der Arbeitgeberverbände
(Schweizer Arbeitgeberverband, Economiesuisse,
Schweizerische Gewerbeverband SGV), der
Grossbanken und transnationaler Konzerne
umsetzen. |
Arbeitslosigkeit
als Waffe des Kapitals
Dennoch
findet in diesen Septembertagen 2009 eine menschliche
Katastrophe statt. Laut amtlicher Statistik
sind mehr als 209 000 Menschen als Arbeitssuchende
gemeldet. Innerhalb eines Jahres (zwischen August
2008 und August 2009) ist die Zahl der Arbeitslosen
um 60,4% gestiegen, die der Arbeitssuchenden
um 45,3% (Seco, 08.09.09). Jede Woche verlieren
mehr als 1000 Menschen ihre Arbeitsstelle.
Die
Zahl der aus der Arbeitslosenversicherung
„Ausgesteuerten“ nimmt wieder
zu. Der amtliche Begriff „Ausgesteuerte“
verrät die Realität eines Systems,
indem allein der Verkauf der Arbeitskraft
das Recht eines Menschen auf ein mehr oder
weniger würdiges Leben sichert. In der
Stadt Zürich erhalten schon 8000 Personen
Sozialhilfe, wobei diese an sehr strenge Kriterien
gebunden ist. Die Stadtbehörden rechnen
ab Juli 2010 mit 100 zusätzlichen Menschen
pro Monat (Tagesanzeiger, 12.09.2009),
welche die erniedrigende Kontrolle der Sozialhilfe
über sich ergehen lassen müssen.
Die
Sanktionen der Arbeitsämter gegen die
Erwerbslosen nehmen drastisch zu. Im Jahre
2000 waren 18% der Erwerbslosen von Sanktionen
betroffen und haben somit Einbussen ihres
Arbeitslosengeldes in Kauf nehmen müssen;
2009 ist diese Zahl auf 22% geklettert! Eine
erwerbslose Person darf wegen 11-minutiger
Verspätung zum Gespräch mit einem
Jobberater bestraft werden. Je höher
die Arbeitslosigkeit, desto härter die
Repression gegen die Erwerbslosen. Aus Angst
vor der Erwerbslosigkeit werden Lohnabhängige
gezwungen, unterbezahlte Jobs, längere
Pendlerzeiten sowie schlechtere Arbeitsbedingungen
zu akzeptieren. Die Lohnabhängigen zu
drängen, ihre Arbeitskraft um jeden Preis
verkaufen zu müssen – das ist ein
Hauptmerkmal der Politik des Bundesrates und
der Unternehmer.
Das
kapitalistische System verursacht Erwerbslosigkeit
wie die Wolken den Regen. In der Schweiz
ist dies seit bald zwanzig Jahren zu sehen.
Zwei Tatsachen:
- Vor
Beginn der Rezession (auf dem Höhepunkt
des Konjunkturzyklus), betrug die Zahl
der Arbeitslosen im Jahr 1990 (Arbeitslosigkeit
und Kurzarbeit, im Jahresdurchschnitt)
18'100 Personen, d.h. 0,5%. 2001 war die
Zahl auf 67'200 geklettert, die Arbeitslosenrate
auf 1,7%. 2007 war die Zahl der Arbeitslosen
auf 109'200 gestiegen, d.h. 2,8%.
-
Die Zahl der Personen, die unter 90% erwerbstätig
sind, mehr arbeiten wollen und bereit
sind, innerhalb der nächsten drei
Monate mehr Arbeitsstunden zu verrichten
(Unterbeschäftigte), hat sich wie
folgt entwickelt :
- 2004
237'000; 2005 254'000 2006 259'000; 2007
263'000 2008 275'000 (darunter 54000 Männer
und 221 000 Frauen)
Zusammenfassend
ist festzustellen, dass eine konstante und erschütternde
Arbeitslosigkeit den Lohnabbau sowie die Verschlechterung
der Arbeitsbedingungen fördert. Dies beweisen
seit mehr als 10 Jahren die Stagnation der Reallöhne
und der Rückgang der Kaufkraft bei der
Mehrheit der Lohnabhängigen.
Um diesen unmenschlichen Mechanismus zu stoppen,
ist eine breite Bewegung aller, gemeinsam, in
allen Sektoren, notwendig
Das
Licht am Ende des Tunnels – Was für
ein Licht ?
In
Krisenzeiten soll das Motto „Das Licht
ist am Ende des Tunnels“ wieder Hoffnung
geben. Regierung und Unternehmer sagen eine
wenn auch langsame Wiederbelebung der Wirtschaft
voraus. Mehr Vorsicht zeigen sie mit Blick auf
die Arbeitslosigkeit. Massenentlassungen werden
so zahlreich ausfallen wie die Blätter
im Herbst.
Bisher
haben die Unternehmer die subventionierte Kurzarbeit
genutzt und zugleich temporär Beschäftigte
entlassen. Sie haben diejenigen ausgewählt,
die nach ihren Kriterien am meisten „rentabel“
waren. Die Kurzarbeit – von den SGB-Spitzen
als Krisenbekämpfungsmittel gelobt –
hat oft das solidarische Zusammenhalten der
Arbeitnehmenden aufgelöst: Jeder und Jede
hatte alleine mit seinen/ihren Ängsten
zu kämpfen. Sobald die Möglichkeit
der Kurzarbeit ausgeschöpft ist, werden
Lohnabhängige entlassen, ja ganze Betriebszweige
oder Unternehmen werden geschlossen. Daher scheint
das „Licht am Ende des Tunnels“
eher vom hereinfahrenden Zug zu kommen, der
auf seiner Fahrt die Lohnabhängigen zu
erwischen droht.
Als
„erster Zug“ kommt wahrscheinlich
eine neue Arbeitslosenwelle auf die lohnabhängige
Bevölkerung zu. Die von Manpower herausgegebene
Studie zu Beschäftigungsperspektiven (4.
Quartal 2009) prognostiziert den grössten
Beschäftigungsrückgang seit 2005.
Der Schweizerische Arbeitgeberverband sieht
seinerseits eine Arbeitslosenrate von mehr als
5,5% für 2010 voraus, was einem aus seiner
Sicht nicht pessimistischen Szenario entsprechen
würde. Im Juli 2008 betrug die Arbeitslosigkeit
noch 2,3%, im August 2009 bereits 3,8%.
Wenn
die Erwerbslosigkeit zunimmt, steht dies in
direktem Zusammenhang mit einer gewollten Unternehmerpolitik,
die in den durch die kapitalistische Gesellschaftsordnung
bedingten Zwängen gründet. Die Krise
des globalen Kapitalismus führt die Arbeitgeber
zu folgenden Massnahmen: 1.
Abbau der Produktionskapazitäten durch
Betriebsschliessungen und Entlassungen; 2.
Erhöhung der Arbeitsproduktivität
(pro Stunde und pro Kopf) bei gleichzeitiger
Senkung der Löhne; 3.
maximale Herabsetzung der Besteuerung von Kapitaleinkommen,
was den Kampf gegen die Defizite im öffentlichen
Sektor voraussetzt. Überall wo öffentliche
Investitionen den Interessen der Unternehmer
nicht dienen, wird im Namen der „Schuldenbremse“
Sozialabbau betrieben.
Die
französische Bank Natixis erklärt,
dass „ein Verteilungskonflikt zwischen
Löhnen und Profiten besteht, weil die Unternehmen
trotz Wirtschaftsabschwung bzw. Stagnation ertragsfähig
bleiben wollen.“ (27.08.2009)
Wenn
eine grosse Bank wie Natixis zugibt, dass ein
Konflikt zwischen Löhnen und Profiten besteht,
dann ist es dringend, dass GewerkschaftlerInnen
die sozialen und politischen Auswirkungen dieses
Konfliktes ernst nehmen. Den Interessengegensatz
zwischen Kapital und Arbeit erleben die Erwerbslosen
hautnah. Er prägt auch den Alltag derjenigen,
die einem ständigen Druck in ihrem Betrieb
ausgesetzt sind oder Erpressungen seitens ihrer
Chefs erleiden müssen. Sprüche wie:
„Entweder ihr akzeptiert einen niedrigeren
Lohn oder ihr werdet gefeuert“, „Entweder
macht ihr unbezahlten Überstunden oder
jemand anders wird eure Stelle übernehmen“,
oder „Entweder ihr arbeitet mehr, um die
Arbeit der entlassenen Kollegen zu erledigen,
oder ihr werdet gefeuert“, bezeugen dies.
Ihre
Interessen sind nicht die unseren
Diese
Strategie des unternehmerfreundlichen Managements
der Krise sollte nicht über einen zweiten
Aspekt der Politik von Economiesuisse &Co.
hinwegtäuschen: der Angriff auf die lohnabhängige
Bevölkerung wird offen propagiert.
Ein Ziel steht fest : Die Gegenreformen sollen
den Anschein bekommen, unabwendbar und dringend
notwendig für den „Wirtschaftstandort
Schweiz“ zu sein. In allen Ländern
Europas führen aber die Unternehmerkreise
eine ähnliche Politik durch. Aufrufe zu
„nationaler Mobilisierung“ drängen
Gewerkschaftsleitungen und die SP in die Defensive.
SGB-Spitzen sowie SP-Prominente klagen über
Missbräuche, Spekulation und Entlassungen…
wenn diese nicht eine Woche vorher angekündigt
werden (sic !). Sie verschweigen jedoch die
Tatsache, dass die Suche nach maximalen Verwertungsmöglichkeiten
für das Kapital (Investitionen in Firmen
wie auf Finanzmärkten) mit den sozialen
und politischen Forderungen der Unternehmer
und der herrschenden Klasse Hand in Hand geht.
Hier einige Beispiele zur Illustration:
Während die Arbeitslosigkeit der 15- bis
24jährigen innerhalb eines Jahres um 74%
gestiegen ist, schlägt der Arbeitgeberverband
eine Herabsetzung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes
von 400 auf 260 Tage für alle BezügerInnen
unter 30 Jahren vor. Um diese Taggelder zu erhalten,
sollen sie aber mindestens 18 Monate lang Arbeitslosenbeiträge
bezahlt haben. Das Ziel ist klar :Die Einstiegslöhne
(also die Löhne bei einer Erst- oder Zweiteinstellung,
meistens nach unbezahlten Praktika) der Jungen
sollen gesenkt werden. Somit wird sich die gesamte
Lohnpyramide nach unten bewegen. Auch der Anteil
der Lohnabhängigen an einer produzierten
Einheit (Lohnstückkosten) wird weiter zurückgehen,
obwohl sie schon heute zu den tiefsten im OECD-Raum
zählt.
Am 3. September 2009 hat der Arbeitgeberverband
(im Hotel Bellevue in Bern) vorgeschlagen, die
obligatorische Beitragsdauer für über
55-Jährige in die Arbeitslosenversicherung
auf 24 Monate zu erhöhen, um eine maximale
Bezugsdauer von 520 Arbeitslosentaggeldern zu
erhalten. Viele der über 55-Jährigen
haben Arbeitsunterbrechungen hinter sich. Der
Bundesrat wird sich auch diesen Forderungen
fügen… Auch hier sind die Absichten
leicht zu erkennen: Die Lohnabhängigen
weiter bedrängen und ältere Beschäftigte
im Versuch, eine neue Arbeit zu finden, destabilisieren.
Der Angriffsplan der Unternehmer ist reichhaltig:
1° Angriff auf die AHV
(Ziel : Rentenalter 67 für alle) ; 2°
Angriff auf die Invalidenversicherung ; 3°
Reduktion der öffentlichen Ausgaben (obwohl
die Gesamtschulden von Bund, Kantonen, Gemeinden
und Sozialversicherungen innerhalb der letzten
10 Jahre um 4% abgenommen haben, was europaweit
einzigartig ist, (siehe NZZ, 11.09.09)
; 4° Ausbau der schon jetzt
fast absoluten Rechte der Unternehmen im Namen
des heiligen Privateigentums und der „Freiheit
zu unternehmerischer Initiative“; 5°
Anhebung unsozialer Steuern wie der MwSt. bei
gleichzeitiger Reduktion bis zur Abschaffung
der direkten Bundessteuer ; 6°
Einschränkung der bescheidenen Rechte der
Lohnabhängigen und ihrer VertreterInnen;
7° stärkere soziale
Selektion unter den Studierenden und eine noch
stärkere Unterordnung des Bildungswesens
unter die Grossfirmen.
Diese Unternehmerpolitik, diese Geringschätzung
der Lohnabhängigen, all diese Massnahmen,
die die Ungleichheit verstärken, sind durch
nichts zu rechtfertigen - wäre da nicht
das Streben nach mehr Profit einer Minderheit,
die diese Gesellschaft weitgehend kontrolliert.
Diese Minderheit besteht zum Beispiel aus den
0,17% der Steuerzahlenden, die ein Nettovermögen
von mehr als 10 Millionen Franken angeben und
2005 über 259,9 Milliarden SFr. besassen.
Oder aus den 0.44%, die 2005 insgesamt ein Nettovermögen
von 345 Milliarden ihr eigen nennen durften
(Gesamtschweizerische Vermögensstatistik
2005, Eidgenössische Steuerverwaltung,
Bern 2008), ein Vermögen, das seither
noch zugenommen hat.
Als Lohnabhängige stehen unsere Interessen
und diejenigen der Minderheit klar im Widerspruch.
Eine Minderheit, die es zu benennen gilt: Es
sind dies die herrschende Klasse und ihre Repräsentanten.
Nichts ist naturgegeben oder unumstösslich,
wenn wir dieser Realität ins Gesicht sehen,
unseren Widerstand vereinen, unsere Kräfte
bündeln und neue Rechte erkämpfen.
Es geht also darum, dass wir uns selber organisieren,
anstatt auf irgendwelche Wundertaten seitens
des Bundesrates oder des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes
zu warten.
Gegen
die Geiselnahme durch die Unternehmer !
Am
Samstag, den 12. September dieses Jahres fand
ein Treffen, organisiert durch die Arbeiter
der SBB-Werkstätte in Bellinzona, statt.
Bei dieser Gelegenheit berichtete Nicolas Wuillemin,
einer der Hauptbeteiligten des Streikes bei
La Boillat (Swissmetal, Reconvillier) von einem
der grössten Hindernisse in der Schweiz
bei einem Arbeitskampf : Der Gesamtarbeitsvertrag
(GAV) der Maschinenindustrie, der Elektro- und
Metallverarbeitungsbranche kennt keinen Mindestlohn
und verlangt absoluten Arbeitsfrieden. Mit einem
solchen GAV sind „die Arbeiterinnen
und Arbeiter Geiseln der Unternehmen. Wie sollen
wir uns offensiv gegen die Unternehmer zur Wehr
setzen, wenn uns unsere Verteidigungsmittel
verwehrt bleiben?“ Jede und jeder
wird diese Erklärung, die aus einem gewerkschaftlichen,
sozialen und politischen Engagement hervorgegangen
ist, nachvollziehen können. Dieser GAV
steht für die Ehrfurcht gegenüber
der etablierten Ordnung und den Gesetzen derjenigen,
die sie tagtäglich festigen und verteidigen.
Schon die Politik des SGB, wenn es grundsätzlich
um die Aufrechterhaltung der Löhne geht,
müssten wir in Frage stellen. Einmal mehr
„fordert“ der SGB eine vermeintliche
Erhöhung der Löhne zwischen 80 und
120 Franken für alle. Die Beträge
einmal bei Seite gelassen, so stellen sich doch
zwei Fragen : Was sollen wir ab dem 20. September
2009 tun, um diese Erhöhung zu erreichen?
Wie sollen die Lohnabhängigen unterstützt
werden, um im gemeinsamen Kampf diese 120 Franken
zu erreichen?
Angenommen,
alle Forderungen nach Löhnerhöhungen
des SGB der letzten 10 Jahre – wohlgemerkt
ohne eine einzige konkrete und nachhaltige Aktion
– wären umgesetzt worden, so wäre
die Kaufkraft der Lohnabhängigen in die
Höhe geschossen, anstatt sich wie heute
im Keller zu befinden.
Die
Erhöhung der Krankenkassenprämien
2010 werden den Kassen, die massgeblich für
die unsoziale Gestaltung der Gesundheitspolitik
verantwortlich sind, zusätzliche 3 Milliarden
einbringen. Auch die Wohnungsmieten sinken nicht,
um den Bestand an leeren Wohnungen möglichst
zu verringern, und über Sozialwohnungen
wird nicht einmal gesprochen.
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Durch
den Streik, durch die Besetzung der Betrieb
und durch die Unterstützung der Bevölkerung
haben die Lohnabhängigen der Officine
in Bellinzona einen ersten Kampf um die
Arbeitsplätze gewonnen. |
Es
gilt, einen richtigen Aktions- und Protesttag
vorzubereiten
Immer
dann, wenn ein Skandal zu offensichtlich wird,
richten die Medien ihre Aufmerksamkeit auf einige
„Profiteure“. Das Ziel dieser Taktik
ist wohl bekannt : Symptome zu bekämpfen,
anstatt die Ursache zu benennen. Marcel Ospel
(UBS) beispielsweise wird von den Sozialdemokraten
auf juristischer Ebene unter Beschuss genommen,
gleichzeitig steckt die Führung der SP
politisch mit den engsten Verbündeten der
UBS unter einer Decke.
Es
geht hier nicht darum, zu denunzieren, wohl
aber darum, festzustellen, dass die SP und der
SGB mit ihrer sozialen und politischen Ausrichtung
das sozioökonomische System in seinen Grundzügen
unberührt lassen: Die Krise gründet
auf Ausbeutung und Unterdrückung, auf systemisch
bedingter sozialer Ungleichheit und auf der
Verweigerung sozialer, gewerkschaftlicher und
politischer Rechte (von MigrantInnen, Papierlosen,
Beschäftigen am Arbeitsplatz).
Immer mehr Lohnabhängige halten dieses
System für ungerecht. Und obwohl sie auch
wissen, dass die Situation sehr schwierig ist,
zeigen doch einige Beispiele, dass Widerstand
und Gegenwehrmöglich sind, wenn die Lohnabhängigen
gemeinsam kämpfen. Genauso wichtig ist
aber der Dialog untereinander, um Ansätze
eines eigenen Plans zu erarbeiten, der sich
gegen denjenigen der Arbeitgeber und der Regierung
zu richten hat. Die Grundzüge eines solchen
Plans sollten sich an den konkreten und alltäglichen
Erfahrungen und dem Austausch unter den Lohnabhängigen
orientieren.
Eine wirklich andere Politik kann nicht darin
bestehen, sein ganzes Vertrauen in einen wundersamen
Volksvertreter oder eine Volksvertreterin zu
setzen. Es ist die Intelligenz der Lohnabhängigen
selbst, die sich an ihrem Arbeitsplatz Tag für
Tag bestätigt, von der eine andere Politik
ausgehen sollte. Diese Intelligenz und die Entschlossenheit
kann zum Motor einer Wiederaneignung werden,
sie kann uns zu ProtagonistInnen unseres Schicksals
und einer anderen Zukunft machen.
Auf genau diese Weise waren auch schon Erfolge
möglich:
- der
erfolgreiche Kampf der Officina-Belegschaft
in Bellinzona ;
- die
Wiedereinstellung einer unrechtmässig
entlassenen Gewerkschaftsdelegierten bei
Manor in Genf ;
- die
Verurteilung der schweizerischen Unternehmer
durch die Internationale Arbeitsorganisation
(ILO) auf Grund der Missachtung der 98.
Konvention über den Schutz der Arbeitnehmervertreter
in Betrieben.
In diesem Sinne sollte der 19. September 2009
seine Fortsetzung finden. Diese Fortsetzung
muss an den Arbeitsplätzen diskutiert werden
und muss sich auf alle gewerkschaftlichen und
politischen Strukturen und Initiativen niederschlagen.
Dies müssen wir nicht nur verkünden,
sondern wir müssen dafür kämpfen!
Über
Form und Inhalt dieses Aktions- und Protesttages
können wir ja bereits auf dem Heimweg im
Zug von Bern debattieren. |