Aufruf
des Treffens Schaffen wir zwei, drei, viele
Officine
Seit einem Jahr vergeht mit eindrücklicher
Regelmässigkeit keine Woche, ohne dass
neue Entlassungen (wie in den vergangenen
Tagen jene der Gruppe AGIE Charmilles, davon
74 bei AGIE Losone) , Kurzarbeit, Umstrukturierungen
und Betriebsschliessungen verkündet werden.
In einer kürzlich abgehaltenen Pressekonferenz
hat der Schweizerische Arbeitgeberverband
angekündigt, dass die Politik der Unternehmer
in den nächsten Monaten genau in diese
Richtung gehen wird. Auf diese Weise überwälzt
die Unternehmerschaft die Folgen der Krise
auf die Lohnabhängigen und die Gesellschaft
als Ganzes.
So kann das nicht weitergehen! Entlassungen,
Lohnabbau, Betriebsschliessungen mit Vernichtung
von Tausenden von Arbeitsplätzen dürfen
wir nicht einfach hinnehmen. Gegen all das
wollen wir uns auflehnen! Das ist die einzige
Art, um eine gleichmässigere Verteilung
des Reichtums (der Unternehmensgewinne) zu
erreichen, der Konkurrenz unter den Lohnabhängigen
entgegenzutreten, die aufkommende Resignation
zu besiegen und Erscheinungen von Rassismus
und Fremdenfeindlichkeit im Keim zu ersticken.
Die Männer und Frauen mit ihren sozialen
und kulturellen Bedürfnissen müssen
wieder im Zentrum unserer Gesellschaft stehen:
Unser Leben zählt mehr als ihre Profite!
Am besten erreichen wir das mit einer Mobilisierung
am Arbeitsplatz, ausgehend von einem lauten
und deutlichen Nein gegen die Pläne der
Unternehmer! Nur mit einem grundsätzlichen
und entschlossenen Widerstand gegen die Entlassungen
wird es möglich sein, eine Solidarität
innerhalb und ausserhalb der Betriebe aufzubauen.
Das ist auch die Erfahrung der siegreichen
Kämpfe in den letzten Monaten, wie jenen
in der Officine von Bellinzona, bei INNSE
in Mailand, bei Continental in Frankreich.
Es ist deshalb unerlässlich, in den
Betrieben eine Diskussion zu beginnen, wie
der Widerstand gegen den – öffentlichen
und privaten – Unternehmerangriff organisiert
werden kann. Das ist die vorrangige Aufgabe
aller, die einen ernsthaften Widerstand gegen
die Politik der Unternehmer und der sie unterstützenden
Regierungen aufbauen wollen. Verteidigung
der Arbeitsplätze! Keine einzige Entlassung!
Verteidigung der Löhne und der Kaufkraft!
Recht auf berufliche Weiterbildung auf Kosten
des Unternehmens! Generelle Senkung der Arbeitszeit
ohne gleichzeitige Steigerung des bereits
hohen Arbeitstempos, was zu einer echten Neuverteilung
von Arbeit, Sicherheit und Gesundheit führt!
Das sind die wichtigsten Forderungen, um die
herum die Mobilisierung in den Betrieben stattfinden
muss. Ohne Widerstand in den Betrieben besteht
die Gefahr, dass alle andern Aktivitäten
(nationale und regionale Demonstrationen)
nutzlos verpuffen.
Aus diesem Grund werden sich alle TeilnehmerInnen
des 4. Treffens „Schaffen wir zwei,
drei, viele Officine!“ in nächster
Zeit aktiv für Mobilisierungen in den
Betrieben und Kundgebungen während der
Arbeitszeit einsetzen, die auf regionaler
und nationaler Ebene zu organisieren sind.
Die TeilnehmerInnen des 4. Treffens „Schaffen
wir zwei, drei, viele Officine!“ werden
sich dafür einsetzen, dass auf lokaler,
regionaler und nationaler Ebene Komitees mit
dem Ziel geschaffen werden, solche Mobilisierungen
in Zusammenarbeit mit allen verfügbaren
und gewerkschaftlichen und politischen Kräften
hervorzurufen und zu unterstützen.
Die TeilnehmerInnen des 4. Treffens „Schaffen
wir zwei, drei, viele Officine!“ rufen
die zahlreichen Auseinandersetzungen in Erinnerung,
die gegenwärtig stattfinden, und solidarisieren
sich mit allen Arbeiterinnen und Arbeitern,
die für die Verteidigung ihrer Arbeitsplätze
kämpfen, für die Sicherheit und
Gesundheit am Arbeitsplatz und auf diese Weise
zur Sicherheit aller EinwohnerInnen beitragen,
wie es bei der Sicherheit der öffentlichen
Transportmittel der Fall ist – so beispielsweise
die Beschäftigten der S-Bahn von Berlin.
Ein besonderes und bewegendes Zeichen der
Solidarität geht an die Stadt Viareggio.
Nach der schrecklichen Eisenbahnkatastrophe
vor einigen Monaten und der Entlassung gewerkschaftlicher
AktivistInnen (wie Dante de Angelis) als Folge
ihres Einsatzes für die Sicherheit und
die Arbeitnehmerrechte am Arbeitsplatz ist
ein starkes gewerkschaftliches Engagement
besonders auf diesem Gebiet erforderlich.
Schliesslich
rufen die TeilnehmerInnen des 4. Treffens
„Schaffen wir zwei, drei, viele Officine!“
auch dazu auf, sich an der von den Gewerkschaften
am 19. September in Bern organisierten Demonstration
zu beteiligen.
Bellinzona, 12. September
2009
Kontakt mit dem Streikkomitee der Officine
Bellinzona: officine.bellinzona@unia.ch