Streik
und Besetzung der Werkstore während des
ganzen Tages. Das war am Montag, 28. Oktober
die Antwort der Arbeiter von Desio auf die angekündigten
Abbaupläne: 300 Arbeitsplätze will
RIETER in seinen italienischen Werken streichen,
davon 85 in Desio, wo 216 Beschäftigte
arbeiten. Am Streikposten stehen dreissig Arbeiter
und wechseln sich in Schichten ab. Auf den Werkstoren
wehen die Gewerkschaftsfahnen von Betriebsrat
und Metallarbeitergewerkschaft Fiom Cgil. In
Entfernung von einigen Metern die Polizei in
Kampfmontur, um die Lage unter Kontrolle zu
halten und den Unternehmer zu beschützen.
Das Werk “Rieter Automotive Fimit”
von Santhià (Vercelli) beschäftigt
230 Personen, von denen 130 als überflüssig
erklärt worden sind. Seit ein vom Präfekten
von Vercelli organisiertes Treffen zwischen
dem Unternehmen und den Gewerkschaften ergebnislos
verlaufen ist, befindet sich die Belegschaft
von Santhià in Aufruhr. Einige Angestellte
versuchten, zwei Gussformen wegzuschaffen,
sind jedoch von den Arbeitern daran gehindert
worden. Daraufhin haben sich die Arbeiter
im Werk zu einer permanenten Betriebsversammlung
zusammenge-funden und den unbefristeten Streik
beschlossen.
RIETER war schon früher dafür bekannt,
bei jedem Beschäftigungs-rückgang
die Arbeiter zu entlassen, um sie später
zu tieferen Löhnen wieder anzustellen.
Zusätzlich zum massiven Stellenabbau
in den letzten zwölf Monaten, mutet das
Management den Beschäftigten nun auch
noch Lohnkürzungen zu. Die Unia Winterthur
hüllt sich in Schweigen und hält
es am liebsten mit jenem Federvieh, das den
Kopf in den Sand steckt, wenn Gefahr droht...
Doch wir fragen: Wo sind eigentlich die fetten
Gewinne der früheren Jahre geblieben?
Über 150 Mio. Franken beispielsweise
allein im Jahre 2006, worauf die Dividende
für die Aktionäre um 50 % erhöht
wurde.
Während die Belegschaft der Alu Menziken
in einer Betriebs-versammlung gegen den angekündigten
Lohnabbau protestierte, hat RIETER mit dem
„freiwilligen“ Lohnverzicht Schlagzeilen
gemacht. Der Zynismus der Rieter Bosse scheint
grenzenlos zu sein: Wer kann sich schon erlauben,
zum „freiwilligen“ Lohnraub Nein
zu sagen, wenn die Antwort in der Personalakte
vermerkt wird? Wer will schon bei den Ersten
sein, die bei der nächsten Entlassungswelle
gehen müssen? Ändern kann sich an
dieser traurigen Situation erst etwas, wenn
die Beschäftigten zusammen stehen und
sich gemeinsam zur Wehr setzen.
Alu Menziken hat gezeigt, dass es anders
geht. Und die RIETER Arbeiter in Italien weisen
den Weg, den alle Beschäftigten bei RIETER
gehen müssen, wenn sie nicht länger
der Unternehmerwillkür ausgeliefert sein
wollen. In Winterthur bleibt alles ruhig.
Wie lange noch?