1.
In den Medien steht das Wort Krise tagtäglich
auf den Titelseiten. Es bezeichnet einen Bruch
in einem Prozess, der überraschend, jäh
und heftig eintritt. Genau dies geschieht dem
Kapitalismus heute weltweit und zwar nicht nur
im Bereich des Handels und der Finanzen, sondern
auch in der Produktion.
Immer
häufiger wird auf die Krise der 1930er
Jahre Bezug genommen. Dies ist nicht unbedingt
zutreffend. Ein Vergleich mit der ersten, langen
Krise des Imperialismus, zwischen 1870 und 1896,
wäre sinnvoller, wobei Analogien zur Erklärung
nur bedingt taugen.
2.
Für diejenigen, die sich aktiv an einer
grundlegenden Veränderung des Systems beteiligen
wollen, wirft jede grosse Krise des Kapitalismus
zahlreiche Fragen und Probleme auf. Welches
sind die effektiven Ursachen der Krise? Wie
sind die Auslöser der Systemkrise entstanden
und wie konnten sie sich derart beschleunigen?
Was für Wechselwirkungen bestehen zwischen
verschiedenen Facetten dieser wirtschaftlichen,
sozialen, ökologischen, gesundheitlichen
und ernährungsmässigen Katastrophe?
Wie verschärfen sich die Auseinandersetzungen
zwischen gesellschaftlichen
Klassen ? Wie wirken diese Kämpfe auf Herrschafts-
und Unterdrückungsstrukturen, die sich
konkret in den Geschlechterverhältnissen
ausdrücken? Inwiefern verschärften
die Globalisierung des Kapitals und der Zugriff
auf „natürliche Ressourcen”
die Auseinandersetzungen mit „indigenen“
Bevölkerungen, z.B. im Nigerdelta (Massaker
der Ogoni im Auftrag von Shell) und in Amazonien
(Vertreibung von ganzen Völkergemeinschaften
in Peru, Kolumbien, Brasilien, usw.)? Wie gehen
imperialistische Mächte der alten und der
neuen Generation (China z.B.) vor, um sich skrupellos
ganze Territorien anzueignen zur Sicherung ihrer
Bedürfnisse an Rohstoffen, Nahrungsmitteln,
usw.? Wie werden Fremdenhass und Rassismus instrumentalisiert,
um Frustrationen, Unmut und selbst soziale Kämpfe
fehlzuleiten?
3.
Die Liste könnte verlängert werden.
Entscheidend ist zu erfassen, dass diese historische
Krise wirklich global und vielschichtig ist.
Es gilt, sich nicht auf – zwar wichtige
– Aspekte zu beschränken, die in
den sogenannten entwickelten Ländern am
sichtbarsten sind
Arbeitslosigkeit, Entlassungen, Angriffe auf
den indirekten Lohn. Wird nur diese Dimension
erfasst, so führt dies unweigerlich zu
einer Haltung, die sich auf linke Gewerkschaftsarbeit
beschränkt. Gleichzeitig wird so auf eine
politische Antwort verzichtet, welche die Machtverhältnisse
und die Gesellschaftsordnung ins Visier nimmt.
Auch werden damit Zusammenhänge zwischen
gesellschaftlichen Veränderungen in Krisenzeiten
und Machtausübung seitens der Herrschenden
beiseite gelassen.
4.
Es gibt keine wirtschaftliche Macht ohne politische
Macht, das ist eine Banalität. Jedoch gibt
es auch keine Kämpfe und keine Widerstandsbewegungen
der Unterdrückten und Ausgebeuteten, ohne
dass politische Fragen – wenn auch nur
ansatzweise – aufgeworfen werden. Das
Treffen soll Überlegungen aufgreifen und
kollektiv aufarbeiten, um möglichst breite,
gemeinsame Aktionen zu ermöglichen und
eine Verbindung zu schaffen zu verschiedensten
Formen von Reaktion und Widerstand gegen den
Willen der Herrschenden, ihre kranke Weltordnung
aufrechtzuerhalten.
5.
Die Themenwahl des Treffens soll an die hier
dargelegten Fragen anknüpfen. Daher wird
als Erstes die wirtschaftliche, soziale und
politische Krise der Vereinigten Staaten behandelt.
Diese sind nicht nur die erste Militärmacht
der Welt sondern auch eine Wirtschaftsmacht
im Abstieg, welche die „amerikanischen“
Lohnabhängigen mit ausserordentlicher Brutalität
angreift, egal ob es sich um Weisse, Schwarze,
Latinos, Chicanos, oder was auch immer handelt.
Dann
werden wir versuchen, das „Wesen“
dieser Krise besser zu verstehen. Handelt es
sich um eine Finanzkrise? Oder handelt es sich
um eine Krise der Überproduktion und Überakkumulation,
die aufgrund des Kreditrückgangs nach der
„Subprime“-Krise mit voller Wucht
ausgebrochen ist, da die Verschuldung schon
lange das Hauptmoment des Wirtschaftswachstums
darstellte? Ist es eine Krise des Neoliberalismus?
Liegt das Problem in Managementfehlern der Banken
oder der Habgier der Bosse?
Nach
diesen zwei grossen Themen werden wir auf die
Auswirkungen der Wirtschafts- und Gesellschaftskrise
auf die Geschlechterverhältnisse eingehen.
Schliesslich wird es um die wirtschaftliche
und politische Lage in der Schweiz und insbesondere
um eine zentrale Frage gehen : Welche Schritte
in Richtung eines Notprogramms können wir
entwickeln, und wie können wir diese auf
nationaler und teilweise internationaler Ebene
umsetzen?
Programm |
Freitag, 28. August 2009, 18.00-22.00
Ankunft in Lungern |
Samstag, 29. August 2009 |
09.00 |
Die
Lage in den Vereinigten Staaten,
Einführungsreferat von Ahmed
Shawki, Mitglied der ISO (International
Socialist Organization), Herausgeber
der Zeitschrift International
Socialist Review. Das Referat
wird aus zwei Teilen bestehen
1)
Das wirtschaftliche und soziale
Umfeld in den USA.
2) Die Lage der Gewerkschaften
und die Frage ihres Verhältnisses
zur Administration Obama : davon
ausgehend, die von der kleinen
„Gewerkschaftslinken“
und der ISO formulierten Forderungen. |
12.00 |
Mittagessen |
14.00 |
Welche
marxistischen Interpretationen der
aktuellen Krise ? Und welche sozialen
und politischen Folgerungen ergeben
sich daraus Einführungsreferate:
Christian Zeller, Wirtschaftsgeograf
und
Charles-André Udry, Ökonom
und Herausgeber der Dreimonatsrevue
La Brèche. |
18.30 |
Abendessen |
20.00
|
Einführung
von Ahmed Shawki zur Aussenpolitik
der USA unter Obama.
Danach Filmvorführung. |
Sonntag,
30. August 2009 |
09.00
|
Die
Krise und die Geschlechterverhältnisse,
Einführungsreferat von Lidia
Cirillo, Redaktionsmitglied der
Zeitschrift Erre und Leiterin der
Quaderni Viola. |
11.00
|
Die
Lage in der Schweiz : Welche Forderungen,
welche Intervention zu aktuellen
Themen? Einführungsreferat
von Pino Sergi, Herausgeber der
Zweiwochenzeitung Solidarietà
(Tessin). |
12.00 |
Mittagessen |
14.00 |
Fortsetzung
der Diskussion |
15.30 |
Bilanz
des Weekends und Perspektiven |
16.00 |
Abschluss
des Treffens |
|
Praktische
Angaben |
Datum:
Freitag 28.-Sonntag 30.08.2009 |
Für
den Ablauf des vorgesehenen Programms
ist es wichtig, bereits am Freitagabend
anwesend zu sein. Ab 20.00 Uhr gibt
es Brot und Käse aus der Region. |
Ort
: Schulhaus „Grossmatt“,
Lungern (Obwalden). |
Angebot
: Im Preis inbegriffen ist das Essen,
ein Bett in einem Schlafsaal (Es stehen
drei Räume mit je 20 Betten und
einer mit 8 Betten zur Verfügung)
und ein Kollektivduschraum. Schlafsack
ist obligatorisch.
Es gibt die Möglichkeit in Lungern
ein Zimmer zu buchen. Auf Anfrage
(Adresse siehe unter Anmeldetalon)
wird eine Liste mit Kontaktadressen
zugeschickt. Für die Zimmerreservation
ist jedeR selber verantwortlich.
Der Tagungsort ist telefonisch erreichbar
unter 041 678 16 05. |
Einheitspreis
für das ganze Weekend: Fr. 80.-
für alle TeilnehmerInnen unabhängig
von der Anwesenheitsdauer und dem
Übernachtungsort.
Übernachtungen ausserhalb der
gemieteten Räume sind individuell
zu bezahlen.
Wir wären froh um Vorauszahlung
auf das Postkonto:
Hanspeter Gysin, 40-40559-0 |
Hinweise:
Das Rauchen, die Anwesenheit von Hunden
und das Parkieren von Autos ist auf
dem Areal des Schulhauses „Grossmatt“
nicht gestattet. Es gibt genügend
Parkplätze in der Nähe (zirka
50 m) bei der „Kathedrale“
von Lungern. |
Vom Bahnhof zum Tagungsort:
Zu Fuss ca 10 Minuten (immer die „Kathedrale“
von Lungern vor Augen). In Fahrrichtung
den Geleisen entlang, bis zum Bahnübergang,
beim Haus „Seeblick“,
dem Birkenweg entlang bis zu seinem
Ende, dann rechts, den Gräbliweg
bergab. Nach etwa 150 Metern liegt
linkerhand das Schulhaus „Grossmatt“. |
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