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Der 24. September ist ein Anfang...

Die Mobilisierung muss weitergehen!

Flyer der BFS/MPS zur Baudemo vom 24. September 2011


In den Diskussionen innerhalb der Gewerkschaften wird eine Tatsache oft vergessen, die für diejenigen, die arbeiten, selbstverständlich ist: Der produzierte Reichtum ist das Ergebnis unserer Arbeit, der Arbeit der Lohnabhängigen! Wir bauen Strassen, Brücken, Tunnels, Krankenhäuser, Schulen und Unternehmen. All das ist für die Patrons notwendig, damit «die Wirtschaft funktioniert» und sie Profite anhäufen können.

So wie andere Lohnabhängige, die in der Industrie und in anderen Sektoren tätig sind, produzieren wir Güter und Dienstleistungen, ohne die die Gesellschaft nicht funktionieren würde.

Alles würde still stehen: Ohne uns, schweizerische und migrantische Lohabhängige; ohne uns, Arbeiter auf dem Bau, in der Industrie, in der Landwirtschaft und in der sogenannten Dienstleistungsbranche; ohne uns, lohnabhängige Frauen und Männer. Wenn es stimmt, dass wir den ganzen gesellschaftlichen Reichtum produzieren, so stimmt es auch, dass wir nur einen kleinen Teil davon erhalten. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie sozial ungerecht der Reichtum verteilt wird, genügt einige wenigen Fakten:

Einerseits steigen die Profite der Unternehmen, die Dividenden der Aktionäre, die Boni der Bänker, die Einkommen der Superreichen, die damit immer reicher werden.

Andererseits stagnieren oder sinken die Löhne sogar. Im Bausektor wurden seit mindestens zwei Jahren nicht einmal die Mindestlöhne der Teuerung angepasst, Lohnerhöhungen belaufen sich auf null. Falls doch Lohnerhöhungen stattfinden, dann werden sie willkürlich verteilt oder ganz nach dem Gutdünken der Bosse.

Immer mehr arbeiten!

Tagtäglich stellen wir fest: Wir arbeiten immer mehr und immer intensiver. Auf den Baustellen wurden die Arbeitsrhythmen erschreckend erhöht. Vor 15 Jahren wurden noch doppelt so viele Arbeiter eingesetzt, um eine Baustelle zu beenden. Diese Anstrengungen, die die Bosse uns auferlegen, bekommen wir nach einigen Jahren direkt körperlich zu spüren. Unsere Gesundheit ist beeinträchtigt – ganz zu schweigen von den kleinen und grossen Arbeitsunfällen, den diversen Krankheiten, Handicaps, Behinderungen, die aus dieser rapiden Verschlechterung der Arbeitsbedingungen entstehen. Und der Baumeisterverband (SBV) will nun sogar schrittweise das Rentenalter 60 in Frage stellen...

Die Arbeitszeitverlängerung ist eindrücklich: Keine Stunde, keine Minute ist mehr «verloren»! Die Pausen auf den Baustellen werden immer kürzer, sofern es überhaupt noch welche gibt. Die Veränderungen in den Gesamtarbeitsverträgen auf Schweizer und kantonaler Ebene haben der Samstagarbeit Tür und Tor geöffnet. Arbeiten am Samstag wird immer häufiger, legal oder illegal. Wir alle kennen viele Baustellen, auf denen samstags gearbeitet wird. Die Bosse bringen immer dasselbe Argument: Die Termine der Bauherrschaft müssen eingehalten werden. Unsere Gesundheit und unser Leben zählen nicht gegenüber den «Befehlen von oben»!

Noch ein Beispiel: Wie oft verletzen die Patrons die Schlechtwetterregelung, wonach die Arbeit bei schlechter Witterung unterbrochen werden muss. Die Unternehmen nutzen dafür nicht einmal die Leistungen der Arbeitslosenversicherung, die im Prinzip weiterhin gelten. Oft zwingt uns der Vorgesetzte also zur Arbeit bei Regen oder gar bei Schnee – im vollen Bewusstsein der hohen Risiken.

Löhne im Sturzflug

Letztes Jahr haben wir eine allgemeine Lohnerhöhung von 150 Franken für alle verlangt. Erhalten haben wir aber nichts. Niemand von uns bekam mehr Lohn. Wenn jemand doch ein paar Dutzend Franken mehr pro Monat erhielt, dann nur auf einseitigen Beschluss des Patrons. Faktisch haben die Patrons freie Hand, da keine Einigung für 2011 besteht. Sie können machen, was sie wollen. Bei den Maurern haben die Bosse die Idee des Leistungslohns eingeführt. Was heisst das? Ganz einfach: «Du bist zu alt, du bist nicht produktiv genug: Kein Mindestlohn! Du bist zu jung, zu unerfahren: kein Mindestlohn!» Im 2010 war die Lohnsituation nicht besser und die kleine Erhöhung glich nicht einmal die Teuerung aus.

In den letzten fünf Jahren haben wir mindestens 10 Prozent an Kaufkraft verloren. Wir alle stellen fest, dass die steigenden Lebenshaltungskosten ganz anders aussehen als die offiziellen Zahlen. Man muss nur die Preise von Lebensmitteln, Kleidern, Schuhen usw. anschauen. Trotzdem wird der Teuerungsausgleich aufgrund der zu niedrigen offiziellen Zahlen berechnet – völlig unannehmbar.

Lohn- und Sozialdumping

Die Leitung unserer Gewerkschaft UNIA hatte uns versprochen, dass die bilateralen Verträge den Arbeitsmarkt nicht deregulieren würden. Die flankierenden Massnahmen würden uns gegen Lohn- und Sozialdumping «schützen». Die Realität sieht ganz anders aus. Wir sehen es jeden Tag. Sozialdumping ist in allen Kanton alltäglich. Die Löhne werden nach unten gedrückt. Die Arbeitslosigkeit in Europa wird gegen uns benutzt. Befristete Arbeitsverträge (temporär von März bis Oktober angestellte Arbeiter) sind ein Instrument, den Mindestlohn zu umgehen. Die Spirale des Subunternehmertums entwickelt sich immer weiter, angeführt von den grossen Firmen. Resultat: Arbeitsplätze zu niedrigsten Löhnen, Schwarzarbeit, schlimmste Arbeitsbedingungen, Lohnausfall wegen betrügerischem Konkurs.

Die offiziell durchgeführten Kontrollen betreffend nur einen winzig kleinen Teil der Arbeiter. Dennoch werden sie in den Medien mit viel Tamtam angekündigt. Mit Sicherheit würden breit angelegte und systematische Kontrollen – die nicht im Voraus angekündigt werden –Verstösse gegen zahlreiche vertragliche und gesetzliche Bestimmungen aufdecken. Für viele von uns bedeutet der allgemeinverbindliche Gesamtarbeitsvertrag keinen Schutz.

Die Möglichkeiten der Patrons, die vertraglichen Regelungen zu umgehen, sind vielfältig. Sie nutzen Temporärfirmen von ausserhalb der Schweiz, um entsandte Arbeiter zu inakzeptablen Bedingungen einzustellen. Die Bosse nutzen die Tatsache aus, dass unsere migrantischen Kollegen – qualifiziert und erfahren – keinen anerkannten Abschluss wie das Eidgenössische Fähigkeitszeugnis vorweisen können. Diese Arbeiter werden dann in eine tiefere Lohnklasse eingestuft als im Gesamtarbeitsvertrag vorgesehen, selbst wenn sie eine Tätigkeit ausüben, die im Prinzip einer höheren Qualifikation und somit einem höheren Lohn entspricht.

All dies wird von offensiven Patrons vorangetrieben, um ein Konkurrenzverhältnis zwischen uns Arbeitern zu schaffen. Mit dem Ziel, uns zu spalten und zu schwächen, die Solidarität abzubauen, welche ein Landesmantelvertrag (LMV) wiederum stärken würde, der unseren Forderungen Nachdruck verleihen würde.

Eine notwendige Wende

Der Baumeisterverband (SBV) will keine unserer Forderungen akzeptieren. Diese aggressiven Bosse wollen den aktuellen LMV für das Bauhauptgewerbe aushöhlen. Dagegen müssen wir uns mit Entschiedenheit mobilisieren.

Die heutige Demonstration darf kein Endpunkt sein. Sie muss vielmehr der Moment sein, um eine längerfristige Mobilisierung zu starten. Wenn wir hier in Bern so zahlreich sind, dann nicht um eine Einigung zu unterzeichnen, die unsere Bedürfnisse und berechtigten Forderungen nicht wirklich berücksichtigt.

Diese Demonstration vom 24. September muss das Signal einer Bewegung sein, die auf den Baustellen weitergeht, wie 2007 in zahlreichen Regionen geschehen. Wollen wir gegenüber dem SBV ein Resultat herausholen, ist es klar, dass wir weitere Aktionen auf den Baustellen organisieren und sie auch blockieren müssen. Keine Kampfmassnahme soll von vornherein ausgeschlossen sein.

Ohne diese Entschlossenheit werden wir gar nichts erreichen. Wir wissen, dass die Konfrontation schwierig ist. Aber wir können uns nicht mit dem «kleineren Übel» zufrieden geben, also mit einer Lösung der Bosse, die den Gewerkschaften aufgezwungen wird.

In der Tat geht es diesmal – mehr noch als in der Vergangenheit – um unsere Löhne, unsere Arbeitsbedingungen, unsere Gesundheit und um die Lebensbedingungen unserer Familien.