Mit
dieser repressiven Aktion wird ein autonomes
Bildungsprojekt schwer beeinträchtigt,
ein Projekt, das nicht etwa der Selbstverwirklichung
Einzelner diente, sondern der gesamten Bevölkerung
offen stand. Seit Sommer fanden im besetzen
Schulhaus Kurse zu verschiedensten Themen
statt: u. a. Informatikkurse, Nachhilfeunterricht,
philosophische Seminare. Auch dem Verein Bildung
für Alle, der Deutschkurse für illegalisierte
MigrantInnen (Sans-Papiers) und Asylsuchende
anbietet, diente die ASZ als Dach.
Wir verurteilen das Vorgehen der Stadt und
Polizei in aller Form. Die unangekündigte
Aktion ist unverhältnismässig und
in keiner Weise gerechtfertigt. Die Stadt
Zürich und die Polizei begründete
ihr Vorgehen mit der mangelnden Kooperation
seitens der BesetzerInnen und einem damit
zusammenhängenden Zwischenfall mit einer
illegal verlegten Stromzuleitung. Die ASZ
sei nicht bereit gewesen, eine geregelte Strominstallation
und den Stromverbrauch zu bezahlen.
Die Behauptungen und Vorwürfe der Behörden
entsprechen nicht der Wahrheit. Seit Beginn
der Besetzung im April 2009 stand die ASZ
mit der Stadt Zürich betreffend Wasser-
und Stromzufuhr in Kontakt. Nach einigen Abklärungen
wurde schnell klar, dass eine Wasserzuleitung
nicht realisierbar ist, eine Stromzuleitung
mittels Provisorium allerdings schon. Von
Anfang an kommunizierten die BesetzerInnen
klar und deutlich ihre Bereitschaft, für
die provisorische Installation sowie für
den gesamten Stromverbrauch aufzukommen. Im
September 2009 sicherte die Stadt Zürich
eine provisorische Stromzuleitung zu. Leider
blieb es bei der Zusage und nichts passierte,
trotz mehrfacher Kontaktaufnahmen und Terminangeboten
der ASZ. Dies ist durch unseren Mailverkehr
mit dem Hochbaudeparement, den wir der Presse
gerne zur Verfügung stellen, eindeutig
belegbar.
Aufgrund dieser eindeutigen Obstruktionspolitik
sahen sich einige BesetzerInnen dazu veranlasst,
sich mit einer eigenen Stromzuleitung zu versorgen.
Denn eine minimale Stromversorgung ist für
die Aufrechterhaltung eines Schulbetriebs
unbedingt notwendig, gerade im Winter. Im
Dunkeln kann man nicht lernen. Die bereits
installierten Generatoren und Solarpanels
reichten für den Notfall, konnten aber
keine dauerhafte Lösung sein.
Leider ereignete sich im Zusammenhang mit
der verlegten Stromleitung kurz vor Weihnachten
ein höchst bedauerlicher Unfall, für
den sich die ASZ umgehend bei allen Betroffenen
entschuldigte: Eine mangelhaft isolierte Stelle
fügte dem Hauswart einen Stromschlag
zu, der zum Glück keine gesundheitlichen
Folgen mit sich brachte. Aufgrund dieses Vorfalls
versuchte das Hochbaudepartement die längst
gefällte Entscheidung für eine offizielle
Stromzufuhr zusammen mit den BesetzerInnen
zu forcieren. Doch trotz offizieller Abmachungen
und allgemeinem Konsens zwischen Hochbaudepartement
und ASZ weigerte sich das EWZ aus für
uns nicht nachvollziehbaren Gründen,
das benötigte Material zur Verfügung
zu stellen. Aufgrund grösstem Unverständnis
gegenüber dieser, aus der Sicht der BesetzerInnen
bewussten Verweigerungstaktik wurde eine erneute
Stromleitung gelegt. Die Installation war
einwandfrei. Für niemanden bestand je
eine Gefahr. Aus Sicherheitsgründen bestand
also keinerlei Anlass zu einer Räumung
Dass die Räumung aus Sicherheitsgründen
erfolgt sei, scheint uns nicht viel mehr als
ein Vorwand zu sein. Die Aktion, die den Steuerzahler
schätzungsweise 500‘000 SFr. kosten
wird, steht vielmehr im Kontext einer in diesem
Ausmass neuen Repression gegenüber der
Zürcher HausbesetzerInnenszene. Waren
wir zu erfolgreich? 80-120 Flüchtlinge
besuchten allein die Deutschkurse, daneben
fanden weitere Kurse statt. Nächsten
Montag ist der Start der Frühjahrskurse,
mit ausgebautem Angebot. Ob, wie und wo diese
stattfinden können, ist zurzeit völlig
offen. Falls die Kurse nicht weitergeführt
werden können, geht für zahlreiche
Sans-Papiers und Asylsuchende die einzige
Bildungsmöglichkeit verloren, die ihnen
zur Verfügung stand. Die Autonome Schule
war für viele von ihnen eine Heimat,
ein Ort, wo sie ihr Leben selbst gestalten
und bestimmen konnten. Dieser Ort wurde heute
von der Polizei zerstört.