Der G8-Gipfel
und seine leeren Versprechungen
Auch
dieses Jahr werden sich die Regierungsoberhäupter
der sieben führenden Industrieländer
und Russlands ihr Stelldichein beim G8- Gipfel
geben. Dabei wird es um wirtschaftliche Zusammenarbeit,
internationalen Terrorismus, Armutsbekämpfung
und Klimaerwärmung gehen – und wie
jedes Jahr werden dem Treffen leere Versprechungen
folgen, ohne den wirklichen Problemen dieser
Welt etwas entgegenzusetzen. Im Gegenteil: Die
G8-Treffen fungieren seit jeher als Impulsgeber
für einflussreiche internationale Organisationen
wie die Welthandelsorganisation (WTO), der Internationale
Währungsfond (IWF), die Weltbank oder die
UNO. Somit sind die G8-Treffen als wichtige
Organisations- und Durchsetzungsmomente des
Kapitalismus, der neoliberalen Politik und der
imperialistischen Ausbeutung der Länder
des Südens durch den Westen zu verstehen.
Der G8-Gipfel
und seine Politik
Die
G8-Akteure sprechen sich unter dem Vorwand der
Armutsbekämpfung für ein investitionsfreundliches
Klima in den Ländern des Südens aus.
Damit fordern sie nichts weiter als die Ausrichtung
der wirtschaftlichen Strukturen der Entwicklungsländer
auf die Bedürfnisse des internationalen
Finanzkapitals, der Grosskonzerne und des Westens.
Diese Umstrukturierungen werdendurch verschiedene
Organisationen der UNO umgesetzt. Der internationale
Währungsfond (IWF) und die Weltbank vergeben
Kredite an die Länder des Südens,
allerdings nicht ohne diese an konkrete Bedingungen,
sogenannte Strukturanpassungsprogramme zu knüpfen.
Nimmt ein Land die finanzielle „Unterstützung“
der besagten Organisationen in Anspruch, unterwirft
es sich damit zwangsläufig dem Diktat seiner
Geldgeber. Die Strukturanpassungsprogramme,
zu welchen sich die Schuldnerländer verpflichten,
verlangen nicht nur die weitgehende Privatisierung
sämtlicher Industriezweige (Energieversorgung,
Öl- und Gasindustrie etc.), sondern auch
die Liberalisierung des Warenverkehrs (Abbau
von Schutzzöllen), der Landwirtschaft und
des Dienstleistungssektors (Gesundheitswesen,
Wasserversorgung etc.).
Die
Folgen der G8-Politik
Mit
dieser Politik wird den internationalen Grosskonzernen
Tür und Tor zur Einverleibung ganzer Industriezweige
dieser Länder geöffnet. Durch den
Abbau von Schutzzöllen ist es den westlichen
Ländern möglich, ihre eigenen (wohlgemerkt
staatlich subventionierten) Agrarprodukte (Getreide,
Fleisch etc.) zu Billigpreisen in die Entwicklungsländer
zu exportieren. Dies hat in vielen Fällen
zur Zerstörung der lokalen Landwirtschaft
geführt. Durch die Privatisierung des Gesundheitssystems
ist die Gesundheitsversorgung in vielen Ländern
zusammengebrochen oder hat sich massiv verschlechtert.
Die Privatisierung staatlicher Betriebe, angefangen
von den Telefongesellschaften über die
Transportunternehmen bis hin zu den Ölund
Gaskonzernen hat zu riesigen finanziellen Verlusten
für die Schuldnerländer geführt,
gleichzeitig aber die Gewinnmargen westlicher
Konzerne in die Höhe getrieben. Tatsächlich
haben die Strukturanpassungsprogramme in Afrika,
Lateinamerika und Asien zu gewaltigen sozialen
Problemen, Armut, noch mehr Verschuldung und
politisch instabilen Verhältnissen geführt.
Migration - eine Folge der G8- Politik
Es
ist genau diese Politik, die weltweit Millionen
von Menschen dazu veranlasst, sich gegen ihre
oftmals aussichtslose Situation zur Wehr zu
setzen. Denn, ob Armut, Hunger, Krieg, Diskriminierung,
Verfolgung oder Arbeitslosigkeit, die misslichen
Lebensumstände von unzähligen Menschen
– nicht nur in den Ländern des Südens
– sind als Hauptursache für die weltweit
stattfindende Migration zu verstehen.
Die
Migrationspolitik der EU: Diskriminierung, Entrechtung,
Ausbeutung
Migrantinnen und Migranten sind in den meisten
Ländern der europäischen Union längst
zu einem unverzichtbaren Segment des Arbeitsmarktes
geworden. So leisten sie in vielen Bereichen
der Arbeitswelt und der Gesellschaft schlecht
oder gar nicht bezahlte, meist anstrengende
oder auch gefährliche Arbeit. In Italien,
Spanien, Portugal und Griechenland sind illegal
arbeitende MigrantInnen aus der Landwirtschaft
nicht mehr wegzudenken. Europaweit dienen MigrantInnnen
zudem als Haushaltshilfen, fallen dem Menschenhandel
oder der Prostitution zum Opfer oder werden
als HilfsarbeiterInnen angestellt. Die Millionen
von papierlosen MigrantInnen, die sich innerhalb
der europäischen Union aufhalten (alleine
in der Schweiz sind es über 100‘000),
dienen den Unternehmen als billige Arbeitskräfte,
die sich weder gewerkschaftlich organisieren
noch sonstige Rechtsansprüche geltend machen
können. Unter der ständigen Angst,
abgeschoben oder inhaftiert zu werden, bleibt
den MigrantInnen nichts anderes übrig,
als sich unter sklavenähnlichen Bedingungen
zu verdingen oder Überlebensstrategien
zu entwickeln, die sogleich von den herrschenden
Gesetzen kriminalisiert werden.
Militarisierung
unter dem Vorwand der Migration
Die
meisten als illegal bezeichneten MigrantInnen
in der EU sind sogenannte „Visa-Overstayers“,
also ArbeiterInnen mit begrenztem Aufenthaltsrecht,
die nach Ablauf ihres Visums nicht mehr ausreisen.
Obwohl nur etwa 10 Prozent der MigrantInnen
über das Meer einreisen, dient die Bekämpfung
der „illegalen“ Migration als Vorwand
für die Militarisierung Europas. Von der
militärischen Aneignung und Kontrolle des
Mittelmeeres, über die Aufrüstung
paramilitärischer Einheiten (Republikanische
Garden in Portugal, Gendarmerie in Frankreich,
Carabinieri in Italien usw.) mit Waffengattungen
regulärer Armeen, bis hin zur Entwicklung
zivilmilitärischer Überwachungstechnologie:
Die EU rüstet auf.
Für
das Recht auf Bewegungs– und Niederlassungsfreiheit
aller Menschen weltweit!
Die
imperialistische Weltordnung hat nicht nur zu
extrem einseitigen Besitzverhältnissen
geführt, sie hat darüber hinaus einem
grossen Teil der Menschheit ein menschenwürdiges
Dasein verunmöglicht. Migration ist ein
legitimes Recht, für das sich niemand zu
entschuldigen braucht. Sogenannte „Integrationsprogramme“,
die versuchen, MigrantInnen den Bedürfnissen
der Wirtschaft unterzuordnen, lehnen wir deswegen
ab. Stattdessen wollen wir gemeinsam mit den
MigrantInnen für gleiche Rechte kämpfen.
Der Kampf für die Bewegungs- und Niederlassungsfreiheit
muss mit dem Kampf für eine Verbesserung
der Arbeitsrechte verbunden werden, damit offene
Grenzen nicht zum Zweck des Lohn- und Sozialdumpings
instrumentalisiert werden können.
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