Nach
den nun seit Jahren andauernden Sparmassnahmen
und fünf Abbaudiktaten der Troika bietet
Griechenland ein Bild der sozialen Verwüstung.
Die griechische Wirtschaft liegt in Trümmern;
Hunger und Obdachlosigkeit nehmen dramatisch
zu. Alleine in Athen sind 250‘000 Menschen
Tag für Tag auf die Armenspeisung der
Kirche angewiesen, um überhaupt überleben
zu können. Die Arbeitslosigkeit steigt
massiv an. Fast 60% aller Jugendlichen sind
ohne Arbeit. Arbeitsplätze im öffentlichen
Dienst werden zu Tausenden gestrichen, Sozialleistungen
zerstört und staatliche Einrichtungen
geschlossen oder privatisiert. Denjenigen,
die noch Arbeit haben, werden die Löhne
um bis zu 50% gesenkt. Und ein Ende dieser
sozialen Misere ist nicht in Sicht.
Die
Beseitigung sozialer Absicherungen und demokratischer
Rechte hat zum Aufstieg der faschistischen
Partei „Chrysi Avgi“ beigetragen.
Bei den letzten Parlamentswahlen im Juni 2012
erreichte „Chrysi Avgi“, die sich
offen mit dem Nationalsozialismus identifiziert,
sieben Prozent der Stimmen und zog mit 21
Sitzen erstmals ins Griechische Parlament
ein. Unter Duldung und mit Unterstützung
durch die Polizei patrouillieren deren Anhänger
fast täglich durch die Quartiere und
organisieren ihre rassistischen Pogrome und
Überfälle auf MigrantInnen und linke
AktivistInnen.
Ein
Ziel von „Chrysi Avgi“ ist den
Anteil der MigrantInnen in Griechenland auf
0% zu reduzieren. Mit Slogans wie „Griechenland
den Griechen“ wollen die Faschisten
der Bevölkerung zeigen, dass alle ihre
Probleme gelöst würden, wenn erst
einmal die AusländerInnen weg wären.
Und durch ihre rassistischen „Wohltätigkeitsaktionen“
verfestigt „Chrysi Avgi“ ihren
Rückhalt bei der Bevölkerung: An
den parteieigenen Suppenküchen wird Essen
nur an GriechInnen ausgeteilt und Unternehmer
werden von den Nazi-Aktivisten dazu gedrängt,
MigrantInnen zu entlassen und stattdessen
GriechInnen (zu Dumpinglöhnen) einzustellen.
Um dem Blutkonservenmangel zu begegnen, hat
die Partei eine eigene Blutbank eingerichtet,
von der nur GriechInnen Blutspenden bekommen
können und die der Partei angegliederte
Organisation „Ärzte mit Grenzen“
versorgt ausschliesslich griechische StaatsbürgerInnen…
Wir
sind der Meinung, dass es dringend notwendig
ist, sich mit den Gründen des Aufstiegs
der faschistischen Bewegungen in Europa auseinanderzusetzen.
Anhand des Beispiels der antirassistischen
und antifaschistischen Bewegung in Griechenland
möchten wir uns darüber auszutauschen,
wie wir Rassismus und Faschismus gemeinsam
und länderübergreifend bekämpfen
können. Damit einher geht die Notwendigkeit
über Alternativen zur aktuellen Spar-
und Verarmungspolitik der europäischen
Regierungen zu diskutieren.